Rezension von Christian Endres
Drachenland erschien im englischsprachigen Original bereits 1979 als Dragonworld und hat seit dem allerhand Neuauflagen in verschiedenen Ausführungen erfahren. Auch in Deutschland gab es bereits diverse Ausgaben, seit der Roman 1987 erstmals bei Heyne erschien und hiernach bei diversen Verlagen immer wieder Mal ein neues oder altes Zuhause gefunden hat, ehe er nun wieder bei Heyne gelandet ist und dort im Schatten der lukrativen Drachenhype-Schwingen von Eragon abermals eine Neuauflage spendiert bekam.
Wieso allerdings Co-Autor Byron Preiss (der das ursprünglich auch noch üppig illustrierte Werk im von ihm gegründeten Verlag Byron Preiss Visual Publications auch erstmals verlegt hat) inzwischen vom Cover der deutschen Neuauflage verschwunden ist, bleibt wohl ein Rätsel, das nur die ältesten und weisesten unter den Feuerdrachen lösen können. Schade auch, dass die eben schon erwähnten Illustrationen von Joseph Zucker für diese ansonsten sehr schön aufgemachte Heyne-Neuveröffentlichung im großformatigen Paperback keine Berücksichtigung gefunden haben.
Nichtsdestotrotz verbirgt sich hinter »Drachenland« eine alles in allem doch recht nette, schnörkellose und vor allem durchaus zeitlose Fantasy-Geschichte mit politischen Ränkespielen auf und zwischen zwei Kontinenten, Luftschiffen, Drachen und mehr. In ihren Mitteln – etwa den Charakterzeichnungen, Dialogen und überhaupt als Weltenschöpfung - sind die meisten Elemente der Geschichte zwar niemals allzu komplex angelegt – trotzdem findet der Leser im titelgebenden Drachenland und der Queste des sympathischen Einsiedlers und Erfinders Amsel durchaus kurzweilige, stilistisch ansprechend inszenierte Fantasy-Unterhaltung, die auch für jüngere Leser taugt und vor 30 Jahren mit als einer der ersten All-Age-Fantasy-Romane der modernen Fantasy galt.
Fazit:
Am Ende ist »Drachenland« also sicherlich kein Genre-Meilenstein oder das herausragendste Fantasy-Buch des Jahres. Selbst um es als die große Wiederentdeckung zu feiern, genügt es letztlich nicht ganz. Dennoch ist Reaves’ und Preiss’ altgedientes Werk über kulturelle Unterschiede, politische Winkelzüge, menschliche Vorurteile und Charakterschwächen, Heldentum und - natürlich - Drachen ein recht kurzweiliger Fantasy-Roman für Jung und Alt, der es trotz seiner Geradlinigkeit und Schlichtheit verdient hat, weiterhin in Druck zu sein.
