Dragon Blade (Wii)
 
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Dragon Blade (Wii)

Rezension von Björn Backes

 

„Dragon Blade: Wrath Of Fire“ ist erstaunlicherweise das erste echte Hack & Slay-Spiel für die Wii und reißt die schwierige Aufgabe an sich, dieses unter den vielen Fun- und Sport-Titeln rückständige Genre einigermaßen passabel auf der ‚beweglichen’ Nintendo-Konsole zu etablieren. Verpackt ist das Ganze in eine zunächst recht ansprechend anmutende Fantasy-Handlung, für die niemand geringerer als Richard A. Knaak verantwortlich zeichnet, welcher ja unter anderem schon in den Romanserien zu „Warcraft“ und „Diablo“ seinen guten Ruf behaupten konnte.

 

Das Spiel erzählt die Geschichte des unscheinbaren Jünglings Dal, der eines Tages mit ansehen muss, wie seine Geliebte brutal ermordet wird, während er selber Teil einer überdimensionalen Verschwörung einer Drachenfamilie wird. Dal kommt die Ehre zuteil, ein wundersames Schwert zu tragen, in welchem die Seele des einzig guten Drachen Valthorian beherbergt wird, und welches die Welt vor dem Untergang durch die teuflische Drachenbrut und all ihre finsteren Schergen bewahren soll. Voller Wut und Rachsucht begibt sich Dal also auf den Weg in sein Abenteuer, jederzeit bereit, das Böse mit seinem sagenumwobenen Schwert oder auch mit Hilfe der Magie ein für allemal auszurotten.

 

 

Das Spiel:

 

Die recht biedere Story deutet es phasenweise schon an, und tatsächlich bestätigt sich alsbald die Befürchtung, dass die Spieltiefe von „Dragon Blade: Wrath Of Fire“ enorm begrenzt ist. Die Missionen durch die verschiedenen Welten sind ziemlich einfallslos strukturiert, einerseits bedingt durch das lumpige System, welches nahezu ausschließlich darauf ausgerichtet ist, die wilden gegnerischen Horden ins Jenseits zu befördern, andererseits aber auch durch die plumpe Art der Konfrontationen, deren Spielraum ebenfalls recht begrenzt ist.. Zwar besteht die Möglichkeit, das Schwert mit Hilfe der Wiimote recht freizügig zu führen, da die Kontrahenten jedoch über keine wirklich ausgeprägte KI verfügen, ist die maßlose Hackerei jedoch mit der Zeit ziemlich einspurig und dröge. Selbst wenn die Gegner einen höheren Kampflevel erreicht haben, kann man sie immer wieder mit den gleichen simplen Methoden schlagen, wodurch natürlich schonungslos offen gelegt wird, wie wenig motiviert die Designer partiell vorgegangen sind.

 

Ähnliche Mängel zeichnen sich auch in der Story ab. Die zwischendurch eingeflochtenen Sequenzen wirken farblos und missen jegliche Identität. Knaak zitiert lediglich aus dem breiten Fantasy-Literatur-Fundus, entwickelt aber keine Ideen, die der Spielatmosphäre in irgendeiner Form zuträglich wären. Jene Atmosphäre bzw. deren Ausbleiben ist mitunter auch das größte Manko, wenn man nur einmal daran denkt, dass das Ganze sich immerhin auf Basis einer Fantasy-Geschichte bewegt. Von deren vermeintlicher Epik ist aber im gesamten Spiel kaum etwas zu spüren.

 

 

Technik / Handling:

 

Die technische Seite des Spiels ist in allen Belangen eine herbe Enttäuschung. Dies beginnt bereits beim mageren Spielumfang, setzt sich über die unflexible Handlung und die allzu starren Charaktere fort und resultiert schließlich in einer allzu katastrophalen Grafik, zu der später jedoch noch einige Worte folgen werden. Einmal mehr stellt sich die Frage, warum man die neuen Titel für die Wii nicht reifen lässt und die Möglichkeiten der Hardware zumindest mal ansatzweise ausschöpft. Für ein Fantasy-Action-Game, wie es „Dragon Blade: Wrath Of Fire“ nun mal ist, und gerade eben für einen Titel, der das Genre auf dieser Konsole etablieren soll, ist die bescheidene Ausnutzung der technischen Voraussetzungen jedenfalls recht blamabel, offenbart aber auch, dass die gesamte Umsetzung weitestgehend halbgar ist.

 

Wenigstens lässt sich beim allgemeinen Handling des Spiels Positives vermelden. Die Steuerung des Schwerts beispielsweise ist ziemlich authentisch nachgebildet, auch wenn es noch einige Probleme bei der Übersetzung der Bewegungen gibt. Der Haken an der Sache: In manchen Spielpassagen wimmelt es nur so von Gegnern, die man schüttelnd und schwingend niedermetzeln muss, so dass die Führungshand der Wiimote mitunter zu stark ausgelastet wird. Und gerade unter Berücksichtigung dessen, dass man so manche Stelle mehrfach durchlaufen muss, ist die dauerhafte Schlachterei schon enorm anstrengend. Dennoch: Die Steuerung geht in Ordnung und sticht als eines der wenigen Elemente halbwegs positiv hervor.

 

 

Grafik / Sound:

 

Die Grafik ist letztendlich das größte Problemkind des Spiels. Kantige Texturen, pixelige Momentaufnahmen und kaum GameCube-taugliche Animationen machen den optischen Output vollkommen indiskutabel. Erinnerungen an das einst als fortschrittlich angepriesene FX-Engine aus dem Hause Nintendo werden wach. Jedoch setzte man besagten Chip vorzugsweise auf dem Super Nintendo bzw. dem N64 ein. Dieser Umstand alleine sagt schon aus, wie weit das grafische Resultat in „Dragon Blade: Wrath Of Fire“ von zeitgemäßen Beiträgen abweicht.

 

Soundtechnisch geht das Ganze dann allerdings okay. Zwar kann man gegen so manch orchestralen Soundtrack tatsächlich nicht anstinken, jedoch zur halbwegs sphärischen Untermalung, sofern man davon bei mangelnder Spielstimmung überhaupt sprechen darf, reicht die Background-Musik allemal. Mangelhaft ist hingegen die unausgegorene Sprachausgabe. Lediglich Fragmente werden im englischen Original auch verbal vorgetragen, den Rest muss man sich mühsam erlesen. Fortschrittlich? Definitiv nicht!

 

 

Spielspaß:

 

Bei all den Diskrepanzen, die sich schon in der Gestaltung der Rahmenbedingungen ergeben, scheint aufkeimender Spielspaß von vorne herein ausgeschlossen. Nun, nicht ganz. Zumindest die ersten Minuten, in denen man noch mit der Steuerung vertraut gemacht wird und recht freizügig durch den ersten Levelaufbau zieht, versprüht noch einen gewissen Reiz, der sich vordergründig auf das innovative Handling bezieht. Es macht einfach Laune, mit dem imaginären Schwert zu meucheln und die Grenzen der Wiimote innerhalb des Spiels auszuloten. Leider jedoch ist das Potenzial langfristig viel zu mager, die Abwechslung gleichermaßen zu gering. In erschreckendem Tempo kristallisiert sich die Monotonie von „Dragon Blade: Wrath Of Fire“ sehr deutlich heraus und verwandelt sich schließlich in pure Langeweile. Dies wird im Übrigen noch durch das schwache Speichersystem des Spiels noch bestärkt. Die Checkpoints sind recht rar gesät, der Schwierigkeitsgrad ausschließlich deswegen schon einmal frustrierend. Und da sich der Anspruch insgesamt auch maßgeblich an diesem Versäumnis, nicht aber an der Dynamik misst, fehlt auch hier jegliches Verständnis.

 

 

Fazit:

 

„Dragon Blade: Wrath Of Fire“ hat die einmalige Chance versäumt, ein vernachlässigtes Genre auf der Wii ansprechend einzuführen. In nahezu allen Bereichen weist der Titel unverständliche Kinderkrankheiten auf, gerade was Grafik und Technik im Allgemeinen betrifft. Aber auch die unzureichende Spieltiefe sowie die austauschbare, überraschend uninspirierte Story sind alles andere als einladend und machen das erste richtige Fantasy-Spiel für die Wii zu einem enttäuschenden, unbefriedigenden Rohrkrepierer.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403290152401f2319f9
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Dragon Blade (Wii)

von Koch Media GmbH

Plattform: Nintendo Wii

USK-Einstufung: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gem. 12 JuSchG

ASIN: B000VF2ZRA

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 04.03.2008, zuletzt aktualisiert: 04.02.2015 09:25, 5956