Dune II- Der Herr des Wüstenplaneten von Frank Herbert
Hörbuch
Reihe: Dune-Zyklus
Rezension von Christel Scheja
„Dune – Der Wüstenplanet“ gehört zu den großen und bekannten Klassikern der Science Fiction. Anders als viele seiner Kollegen, die in den späten 1950ger und frühen 1960ger Jahren noch die Entwicklung des technischen Fortschritts in den Mittelpunkt ihrer Romane stellten, beschäftigte sich Frank Herbert mit anderen Themen. Ökologie, Machtphilosophie und Religion spielen eine zentrale Rolle in seinem Roman, der nur auf den ersten Blick wie eine episch angelegte Space Opera wirkt.
Denn neben den Intrigen und Kämpfen zeigte der Autor auch, dass manchmal der Glaube die größte Macht im Universum ist, gegen die nichts widerstehen kann, schon gar nicht überlegene Technik.
Sein 1965 erschienener Roman war nur der Vorreiter einer Strömung in der SF, die sich vom fanatischen Zukunftsglauben abwandte. Er wurde für all jene interessant, die sich dem Inner Space zuwandten und dabei nicht selten auch Drogen wie LSD oder Haschisch zusprachen, die ähnlich bewusstseinserweiternd wie das im Roman geschilderte „Spice“ waren.
Auch in anderen Ländern mauserte sich der Roman zum Bestseller und wurde schließlich sogar zweimal verfilmt, in den 1980ger Jahren von David Lynch und etwa zwanzig Jahre später noch einmal als TV-Film für das Fernsehen. Der Kinofilm hält sich zwar nicht ganz an die literarische Vorlage, gilt aber bis heute als die atmosphärischste Umsetzung der Geschichte. Auf die Idee, „Dune – Der Wüstenplanet“ auch in Deutschland in ein Hörbuch umzusetzen kam man allerdings erst jetzt.
Mit dem Anspruch eine vollständige Lesung auf 24 CD’s zu präsentieren, erschienen nun bei Lübbe Audio zwei Pappschuber mit jeweils zwei aufklappbaren Displays in einem ansprechenden Design. „Dune- der Wüstenplanet Teil 1 von 2“ enthält die ersten 12 CD’s.
Vorgetragen wird die Lesung von Jürgen Prochnow, an den sich Fans sicherlich als Darsteller des Leto Atreides in David Lynchs Dune-Verfilmung erinnern werden, Simon Jäger und Marianne Rosenberg. Der Vortrag ist teilweise mit sphärischer E-Musik unterlegt – vor allem um ihn neue Kapitel und Abschnitte der Handlung einzuführen.
Das Hörbuch umfasst die Kapitel vom Aufstieg und Fall des Hauses Atreides, von der Übernahme des Wüstenplaneten bis hin zum Tod von Herzog Leto und der Verbannung seiner Familie in die tödliche Wüste des Planeten.
Ausführlich werden die einzelnen Handlungsebenen vorgestellt – die Machenschaften der Bene Gesserit, die schon seit vielen Jahrhunderten ein genetisches Zuchtprogramm betreiben um den Kwisatz Haderach hervor zu bringen – den Mann, der unter dem Einfluss des Spice auch in die verborgenen Winkel des Universums blicken kann. Baron Wladimir Harkonnen sieht nicht ein, dass er den Wüstenplaneten kampflos aufgeben soll, der ihm bisher große Pfründe eingebracht hat, und bereitet – mit Billigung des Imperators, der in dem beliebten Atreides-Herzog eine Gefahr für seinen Thron sieht – eine groß angelegte Intrige vor, die seinen Feinden den Untergang bringen soll.
Von all dem ahnt der aufrechte und edle Leto Atreides nichts, der die neue Aufgabe trotz vieler Bedenken annimmt und sich den neuen Herausforderungen stellt. Glücklicherweise stehen viele treue und tapfere Gefährten an seiner Seite auf die er sich verlassen kann. Besonders stolz ist er auf seinen Sohn Paul, der sich besonders gut auf Arrakis zu akklimatisieren scheint.
Seine Konkubine Jessica weiß jedoch mehr. Sie ahnt, dass mit der Übernahme von Arrakis ein Prozess in Gang gesetzt wurde, dessen Folgen für das Universum und den Wüstenplanenten noch nicht absehbar sind, denn er besitzt besondere Gaben, die nun langsam in ihm erwachen. Zudem scheint er besonders gut in die Prophezeiungen der Einheimischen zu passen, hoffen die Fremen, die von den Außenweltlern unterdrückt und gejagt werden doch schon lange auf einen Heilsbringer, der ihnen die Freiheit und Fruchtbarkeit ihrer Welt wieder bringt.
Schließlich schlagen die Harkonnen los. Obwohl die Atreides wachsam sind, können ihnen nichts entgegen setzen und so ist der Untergang des Hauses vorprogrammiert...
So episch wie der Roman ist auch das Hörbuch. Da die Handlung nicht gestrafft wurde, sind alle größeren und kleineren Handlungsstränge mit eingebunden, und nicht nur diejenigen, die eine größere Bedeutung haben. So bekommt man das volle Ausmaß des Werkes mit all seinen Facetten und nicht nur eine komprimierte und gefilterte Essenz davon mit.
„Dune – Der Wüstenplanet“ kann inhaltlich mit jeder modernen Space-Opera mithalten – es gibt großes Drama ebenso wie wilde Schlachten und Zweikämpfe oder hinterhältige Intrigen. Herbert gelingt es auch den komplexen und ins Philosophische reichende Hintergrundgeschichte und die vielschichtigen Charaktere so in die Handlung einzubetten, dass man keine Probleme hat, sie zu verstehen.
Dementsprechend kann man sich auf viele Stunden des Hörvergnügens einlassen. Dass diese auch für diejenigen nicht langweilig wird, die den Roman schon kennen, sorgen die Sprecher, allen voran Simon Jäger, der seine Begeisterung und Leidenschaft auf die Zuhörer überspringen lässt. Auch Frank Herbert tut seinen Teil dazu, bleibt die Handlung des Romans doch trotz epochaler Ausmaße im Kleinen überschaubar und man kommt schnell wieder in die Geschichte, wenn man nach einer gewissen Pause weiter hört. Die ruhige elektronische Musik, die ein- und überleitende Funktion übernimmt, verstärkt die Atmosphäre.
Da auch noch der Preis für beide Boxen stimmt und eher im Niedrigpreissegment anzusiedeln ist, kann man „Dune – Der Wüstenplanet“ nur als lohnenswertes SF-Hörbuch empfehlen, da es nichts vergleichbar Gutes gibt, das Spannung und Anspruch miteinander zu vereinbaren weiß. Auch diejenigen, die den Roman schon kennen, werden durch den gelungenen Vortrag in den Bann geschlagen und langweilen sich nicht beim Zuhören.