Dune III- Die Kinder des Wüstenplaneten von Frank Herbert
Hörbuch
Reihe: Dune-Zyklus
Rezension von Christel Scheja
Lange Zeit war „Children of Dune“ oder „Die Kinder des Wüstenplaneten“ der Abschluss der Saga um „Dune – Der Wüstenplanet“ und schloss die offenen Handlungsstränge, bis sich der Autor nach einigen Jahren dazu entschloss die Geschichte weiter zu erzählen und dabei nicht mehr länger die Space Opera sondern nur noch den Mystizismus in den Vordergrund zu stellen.
Davon ist in „Die Kinder des Wüstenplaneten“ noch nicht viel zu merken. Der Roman beschäftigt sich eher damit aufzuzeigen, wie sich ein Mythos verselbstständigen und zu einer fanatischen Religion mutieren kann. Hinter den Kulissen spinnen die verschiedenen politischen Fraktionen ihre Intrigen weiter und versuchen die Entwicklungen für sich nutzbar zu machen.
Auch dieses Buch wurde von Lübbe wieder in eine inszenierte und vollständige Lesung umgesetzt. Die insgesamt 17 CD’s befinden sich wie auch schon ihre Vorgänger in einem aufklappbaren Display mit einem ansprechenden Design. Vorgetragen wird das Hörbuch von Simon Jäger und Marianne Rosenberg. Der Vortrag ist wieder mit sphärischer E-Musik unterlegt – vor allem um neue Kapitel und Abschnitte der Handlung einzuführen.
Nach dem Attentat auf ihn ist Paul Atreides erblindet. Den Gesetzen der Fremen folgend ist er in die Wüste gegangen, um zu sterben. Und so ist er bereits zehn Jahre später zu einem Mythos geworden, einen Propheten, der seinem Volk entrückt wurde. Der Glaube der Fremen an ihren Retter ist noch gewachsen. Fanatischer als früher verfolgen sie diejenigen, die gegen ihren Propheten sprechen oder seine menschliche Seite in den Schmutz ziehen wollen. Doch was die Gläubigen nicht wahr haben wollen, ist etwas anderes.
Der Glaube ist längst zu einem Instrument der Macht geworden, das in den Händen höchst zweifelhafter Leute liegt. Denn die Regierungsgeschäfte führt Alia, die Schwester von Paul Atreides zusammen mit einigen anderen, so lange die Kinder des einstigen Imperators noch nicht erwachsen sind. Sie lässt sich von höchst zweifelhaften Leuten beeinflussen.
Niemand ahnt, dass sich bereits jemand anderes in ihren Geist eingeschlichen hat. Denn die Gaben, die Alia bereits in der Kindheit Vorteile brachten, verkehren sich jetzt in einen Fluch. Die junge Frau kann den Geist ihres Großvaters – des Barons Harkonnen, den sie eigenhändig mit einem Giftdorn tötete – nicht mehr los werden und er beginnt ihre Seele zu beherrschen und zu dominieren. Ihre Regentschaft wird immer grausamer und willkürlicher, was zu Unmut in der Bevölkerung führt.
Tödliche Gefahr droht Leto und Ghanima, den Kindern von Paul Atreides aber auch von anderer Seite. Die Gilden des Imperiums, die Bene Gesserit und selbst die Familie des entmachteten Imperators dürsten nach Rache für die vor über zwanzig Jahren erlittene Schmach. Sie planen die Kinder zu ermorden und die alte Ordnung wieder her zu stellen.
Und so beginnt es – während die Religion in ihren Ritualen zu erstarren beginnt, hinter den Kulissen zu gären.
Lady Jessica und andere Getreue der Atreides, die bereits Großvater und Vater zur Seite gestanden haben, versuchen die Kinder zu beschützen und vor allem Unheil zu bewahren und die drohende Eskalation durch einen Bürgerkrieg zu verhindern und eine für alle Parteien erträgliche Lösung zu finden.
Doch es wird ihnen nicht leicht gemacht, da auch noch ein blinder Prophet aus der Wüste kommt und gegen die Vergöttlichung von Paul Atreides wettert.
Die Kinder wachsen in dieser vergifteten Atmosphäre heran und ahnen, dass sie selbst etwas unternehmen müssen, wenn sie größeres Unheil verhindern wollen. Es ist schließlich Leto selbst, der erkennt, dass es nur noch einen Weg gibt um das zu beenden, was sein Vater begonnen hat...
„Die Kinder des Wüstenplaneten“ behandelt zwei Themen. Wie auch schon im „Herrn des Wüstenplaneten“ haben komplexe Hofintrigen die Kämpfe und Kriegsschilderungen ersetzt, aber die Religion selbst hat an Macht gewonnen. Frank Herbert zeigt, welche Auswirkungen und Auswirkungen fanatischer Glaube haben kann, und wie die Menschen – ohne das sie es merken – von denen manipuliert werden, die erkannt haben, dass sie die Religion auch als Machtinstrument missbrauchen können.
Durch seinen Weggang mag Paul Atreides zwar alten Regeln und Gesetzen der Fremen gefolgt sein, aber im Grunde hat er damit eine Entwicklung losgetreten, die sehr gefährlich werden kann. Und so ist das Geheimnis, das den Propheten umgibt, der als Mahner und Warner auftritt – schon bald keines mehr.
Zudem ist der Mystizismus stärker geworden, zeigt doch nun das Zuchtprogramm der Bene Gesserit seine Auswirkungen – und kommt zu einem Ende, und die Gaben, die das Spice einigen geschenkt hat, verkehren sich zu einem Fluch. Letztendlich sind es die Unschuldigen, die die Waagschalen in der Hand halten und sich selbst am Ende beflecken.
Der Roman zeichnet deutlich die dunklen Seiten der Erfüllung einer uralten Prophezeiung nach, die von den Menschen so deformiert und pervertiert wurde, dass nur ein weiterer Frevel ihr Ende herbei führen kann. Und die Fremen, die glaubten, das für sie nun das Paradies gekommen sei, verlieren immer mehr von ihrer kulturellen Identität.
Mehr noch als im „Der Herr des Wüstenplaneten“ wird die Geschichte durch die vielen philosophisch-religiösen Erörterungen und politischen Ränkespiele manchmal etwas zäh. Das merkt man leider auch dem Hörbuch an.
Das liegt nicht an den Sprechern, denn Simon Jäger gibt seinem Vortrag sehr viel Kraft und kann beizeiten den Zuhörer sehr gut fesseln, sondern mehr am Inhalt. So kann man nicht mehr als ein oder zwei CD’s an einem Stück hören. Auch diesmal spricht Marianne Rosenberg nur die Textauszüge aus Prinzessin Irulans Chroniken und andere Einschübe. Sie bleibt dabei eher sachlich und nüchtern. Und wie auch schon in den letzten Hörbüchern übernimmt die elektronische Musik, die ein- und überleitende Funktion.
„Dune - Die Kinder des Wüstenplaneten“ kommt inhaltlich zwar immer noch nicht an den ersten Band heran, ist aber dennoch inhaltlich besser und interessanter als sein Vorgänger. Das macht das Hörbuch allerdings ein wenig langatmig, da die philosophisch-esoterischen Überlegungen und Dispute noch zugenommen haben.
Die Sprecher geben jedoch weiterhin ihr Bestes und fangen viele der langweiligen Stellen ab, vor allem Simon Jäger. Dennoch sollte man sich bewusst sein, dass die Lesung nichts für Zwischendurch ist, sondern sehr viel Aufmerksam fordert, um auch alles zu verstehen.