Ein allzu englischer Mord von Verity Bright
Reihe: Ein Fall für Lady Eleanor Swift Band 1
Rezension von Frank W. Werneburg
Verlagsinfo:
Mach Platz, Miss Marple, es gibt eine neue Detektivin: Eleanor Swift – angesehene Abenteurerin, Hundeliebhaberin, neuerdings Lady … und wagemutige Ermittlerin?
England, 1920: Eleanor Swift hat die letzten Jahre damit verbracht, die Welt zu bereisen: Nach China, Peru, Persien, Südafrika, ist das verschlafene Städtchen Chipstone so ziemlich der letzte Ort, an dem sie sein möchte. Und zu allem Übel ist sie nach dem Tod ihres Onkels nun auch noch eine Lady und Besitzerin eines kalten Anwesens.
Um dem muffigen alten Haus zu entfliehen, macht sie sich sofort auf einen Spaziergang durch die englische Landschaft. Im strömenden Regen wird Eleanor Zeugin davon, wie in der Ferne ein Mann erschossen wird. Doch als sie die Stelle erreicht, sind sowohl der Schurke als auch das Opfer verschwunden. Da es keine Leiche gibt und die örtliche Polizei ihr nicht glaubt, beschließt Eleanor, den Fall auf eigene Faust zu lösen. Und als dann bei ihrem Auto die Bremsleitung durchtrennt wird, ist eines sicher: Jemand im beschaulichen Chipstone hat Lady Eleanor Swift im Visier …
Rezension:
Seit dem Verschwinden ihrer Eltern wuchs Eleanor bei ihrem Onkel auf. Besser gesagt: Sie wurde von diesem auf ein Internat abgeschoben. Als sie den Onkel und dessen Haus letztmalig sah, war sie erst 13. Als Erwachsene zog sie als Abenteurerin um die Welt. … bis die Nachricht kam, dass ihr Onkel verstorben und sie seine Alleinerbin ist. Doch die englische Provinz erweist sich als mindestens so abenteuerlich – und gefährlich – wie der afrikanische Busch.
Das Genre des Cosy Crime erlebt in letzter Zeit einen Aufschwung. Allerdings sind die neuen Hobbyermittlerinnen meist erheblich jünger als eine Miss Marple. So ist es auch bei der mit diesem Band startenden Reihe von Verity Bright. In diesem Fall ist die Protagonistin Eleanor Swift 29, als sie das Anwesen ihres Onkels erbt. Neben dem eigentlichen Fall dient dieser Reihenauftakt natürlich auch dem Kennenlernen der Heldin sowie der gesamten Umgebung, wobei der Mordfall sogar an einem recht frühen Punkt der Handlung stattfindet, sodass beides weitgehend parallel abläuft. Zusätzlich zum jeweiligen Kriminalfall scheint diese Reihe darauf angelegt zu sein, mehrere übergreifende Handlungsstränge über (wahrscheinlich) die gesamte Laufzeit immer weiterzuführen. Bei letzteren dürfte es sich einerseits um die Vergangenheit des Onkels und seines Personals handeln, die bisher erst grob angerissen wird, andererseits um das spurlose Verschwinden von Eleanors Eltern in ihrer Kindheit, das bisher kaum mehr als erwähnt wurde.
Das Autorenpaar erzählt die Geschichte zwar in der 3. Person, jedoch stets mit Fokus auf die Protagonistin, sodass der Leser nie mehr als diese erfährt. Auch wenn Eleanors 1. Fall (noch) nicht ganz das Niveau der Highlights des Genres erreicht, könnte es durchaus lohnen, diese Reihe zu verfolgen, zumal auch die Hintergrundstories interessant zu werden versprechen.
Fazit:
Eleanor ist noch keine Miss Marple oder Lady Georgiana Rannoch – aber auf dem Weg dorthin. Cosy Crime im England der 1920er.
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