Hörbuch
Rezension von Christel Scheja
Elfenseele – Zwischen den Nebeln ist der zweite von Michelle Harrison erscheinende Roman in Deutschland. Wie Elfenseele – Hinter dem Augenblick ist das Buch der 1979 geborenen britischen Autorin nun auch mit einem halben Jahr Verspätung in ein Hörbuch umgesetzt worden. Die knapp 400 Minuten lange Lesung wird von Nina Reithmeier vorgetragen.
Die Geschehnisse auf Elvesden Manor zurück, die Tanyas Weltbild und Leben völlig durcheinander gebracht haben, liegen nur wenige Wochen zurück. Inzwischen weiß sie, dass es Elfen, Feen und Kobolde wirklich gibt, und ihre Familie viel mehr mit der Anderswelt zu tun hat, als sie überhaupt geahnt hat, denn noch immer besteht ein Handel, den ein Urahn vor vielen Jahrhunderten mit der anderen Welt geschlossen hat und der damit die Geschichte ihrer Familie noch immer überschattet.
.Mit Mut, List, vor allem aber treuen Freunden hat sie das Unheil für sich selbst abwenden können, wenn auch auf Kosten einer jungen Ausreißerin, die sie nur unter dem Namen „Red“ kennt. Diese ist an ihrer Stelle ins Elfenreich gegangen, denn sie hat einen sehr guten Grund dazu: Sie will ihren von den Elfen geraubten und gegen ein Wechselbalg ausgetauschten Bruder James zurückholen.
Da „Red“, die eigentlich Rowan heißt, das zweite Gesicht besitzt ist der Wald für sie nicht nur unheimlich und schattenhaft, sie nimmt die Wesen, die ihn bevölkern deutlich wahr. Dennoch kann sie das nicht davor retten, in eine Falle zu laufen und von der grausamen Heckenhexe gefangen zu werden.
Zusammen mit einem Mann, der ebenfalls im Verlies der Hexe sitzt, gelingt Red die Flucht. Dabei findet sie heraus, dass er eine ganze Menge über die Feenwelt weiß – mehr als er freiwillig zugeben möchte...
Derweil versucht Tanya zuende zu führen, was sie im Sommer begonnen hat. Auch Fabian, Warwicks Sohn ist wieder mit dabei, denn auch er ist immer noch auf der Suche nach seinem Vater. Kurz nach Halloween, als die Wände zwischen den Welten dünn geworden sind, treffen die vier endlich wieder aufeinander und versuchen Reds Bruder zu helfen – doch dabei treffen sie auf Schwierigkeiten, denn nun, wo der Unseelie Court die Macht über die Anderswelt übernommen hat, wandelt sich alles in sein Gegenteil – Wünsche werden zu Flüchen.
Es bereitet sicherlich mehr Vergnügen „Elfenseele – Zwischen den Nebeln“, zu hören, wenn man „Elfenseele – Hinter dem Augenblick“ kennt, da die Autorin darauf verzichtet, die vorhergehenden Ereignisse zu erklären und nur einige Eckdaten in die Geschichte mit einbringt, aber die Geschichte ist auch so verständlich.
Zwar spielen Tanya und Fabian diesmal auch wieder eine sehr große Rolle in der Geschichte, die eigentliche Hauptperson ist allerdings mehr „Red“ alias Rowan. Nun erfährt man genauer über die Hintergründe und Motive des burschikosen Mädchens, sich mit der Anderswelt anzulegen. Sie erwartet wie Tanya am Ende eine Überraschung.
Die Geschichte ist trotz der Kürzungen von Anfang bis Ende spannend, es viele überraschende Wendungen gibt, und die Autorin sehr deutlich macht, wie oft die Wahrheit im Auge des Betrachters liegen kann, und das nichts und niemand der sein muss, der er vorgibt zu sein, nicht einmal die magischen Wesen der Anderswelt, die getreu der alten Überlieferungen nicht süß, hilfreich und niedlich sind, sonder boshaft und heimtückisch, wie in den alten Sagen.
Wieder fehlen die romantischen Momente, da Michelle Harrison auch diesmal lieber auf Freundschaft und Vertrauen setzt, nicht aber auf eine Liebesbeziehung, was vor allem ansprechen dürfte, die noch nicht so viel Interesse an diesen Themen haben.
Durch die junge und helle Stimme wirkt Nina Reithmeier selbst wie eine der jungen Heldinnen. Diese Rollen verkörpert sie auch am Besten, während sie mit den Männer und den Wesen der Anderswelt leichte Schwierigkeiten hat. Auch kann sie die unterschiedlichen Charaktere noch nicht so akzentuieren.
Fazit:
Alles in allem ist das Hörbuch zu „Elfenseele – Zwischen den Nebeln“ angenehm und sinnvoll umgesetzt. Es wendet sich wie der Roman an Leser und Leserinnen, die eine komplexe und versponnene Geschichte mögen, in der nicht alles nur niedlich und harmonisch ist, vor allem nicht die Elfen und Feen.