Elfquest – Abenteuer in der Elfenwelt (Band 2)
 
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Elfquest – Abenteuer in der Elfenwelt (Band 2)

Rezension von Christel Scheja

 

„Elfquest – Abenteuer in der Elfenwelt“ ist wieder da, wenngleich auch nicht mehr bei Carlsen oder Bastei, sondern bei Tokyopop, die sich bei der Neuveröffentlichung unter dem Label „Popcom“ streng an die Ausgabe von Dark Horse halten, bei der man auf jegliche Farbe verzichtet, um die Saga in ihrer ursprünglichen Schönheit zu präsentieren. In Deutschland erscheinen die Originalbände aufgeteilt. So enthält der zweite Band nun die Bände 10 bis 20 der originalen Quest.

 

Nachdem sie auch in Sorgenend, ihrer neuen Zuflucht mitten in der Wüste, festgestellt haben, dass die Menschen sie überall finden können, beschließen Schnitter und Himmelweis nicht nur nach einer neuen Heimat für ihr Volk, die Wolfsreiter zu suchen, sondern auch nach anderen Stämmen ihres Volkes. Denn immerhin haben die Sonnentaler bewiesen, dass es noch viel mehr Elfen gibt.

Die beiden beginnen an dem Ort, von dem sie einst geflohen sind und entdecken nicht Spuren, die das verheerende Feuer hinterlassen hat, sondern auch die von Kämpfen. Den Hinweisen folgend entdecken sie nicht nur Menschen, denen die „spitzohrigen Geister“ keine Angst machen, sondern sogar verehren.

Derweil machen sich große Teile der Wolfsreiter ebenfalls auf eine lange Reise. Denn durch Savah hat Sonnenstrahl, Schnitters magiebegabter Sohn, erfahren, dass sein Vater und dessen Freund geradewegs in eine Falle laufen. Und tatsächlich müssen sie die Erfahrung machen, dass die Herrscher des Blauen Berges, die Gleiter, vielleicht ebenfalls Elfen sind, sie aber nicht als ihresgleichen anerkennen – vor allem nicht die zwielichtige geheime Herrscherin der Zuflucht – Winnowill.

 

Inhaltlich zieht die Saga in der zweiten Hälfte der originalen Suche deutlich an. Dienten die ersten fünf Bände als Einführung, die nächsten vier als Überbrückung, um die entscheidenden Weichen zu stellen, so steigern die restlichen Kapitel nicht nur die Spannung, es geht auch viel düsterer zu.

Durch die „Gleiter“ lernen die Leser erstmals ein Elfenvolk kennen, dass auch seine dunklen Seiten hat, vor allem verkörpert von Winnowill, die sich im Folgenden zur großen Antagonistin entwickeln wird. Die lebhaften Wolfsreiter stoßen auf eine in sich erstarrte Gesellschaft, der es schwer fällt, die Vergangenheit los zu lassen.

Viel näher stehen sie schließlich den GoBacks, die ihrem Leben etwas anderem gewidmet hat – denn nun werden alte Legenden und Mythen der Wolfsreiter Wirklichkeit, befindet sich doch das Vehikel, durch dass ihre Ahnen von den Sternen kamen in der Nähe – ist aber gleichzeitig unerreichbar.

Diese Bände enthüllen viele Geheimnisse der Elfen und der Wolfsreiter im speziellen, Überraschungen, die nicht immer explizit gesagt werden, die man aber doch leicht zwischen den Zeilen lesen kann. Auch werden die Figuren und der Hintergrund vielschichtiger. Menschen sind nicht länger nur die Bösen, Beispiele wie Nonna und Adar beweisen, dass sie sogar Freundschaft und Verehrung für die Unsterblichen empfinden können. Zudem löst sich die Serie von dem kindlichen Image. Gerade die letzten fünf Ausgaben sind von Kämpfen geprägt, die manch ein Opfer fordern, einige auch völlig unerwartet. Und am Ende ist nichts mehr so, wie es einst war.

Dabei verzichtet Wendy Pini bewusst darauf unnötig zu dramatisieren. Sie vermeidet auch Klischees und bricht Tabus, was ihr bei der Erstveröffentlichung bestimmter Szenen auch so mache böse Lesermeinung eingebracht hat.

Tatsächlich ist dieser Teil der Geschichte maßgeblich für den Kultstatus der Saga, stellt er die Action in einen glaubwürdigen und intensiv auf den Leser wirkenden Kontext, präsentiert facettenreiche und vielschichtige Personen und baut den Hintergrund in einem Maße aus, den man von Comics selten kennt. Klischees werden weitgehend vermieden und wenn, dann in ganz anderer Weise interpretiert. Besonders angenehm fällt ins Auge, dass Frauen und Männer ganz gleichberechtigt behandelt werden.

Auch das Artwork entwickelt sich weiter. In diesen Bänden findet Wendy Pini ihren ganz eigenen unverschnörkelten aber ästhetischen Stil, der durch diese Ausgabe besonders gut zur Geltung kommt.

Die Extras stammen diesmal auch aus der amerikanischen Ausgabe. Wendy und Richard Pini erklären, wie die Serie entstanden ist – von den ersten Skriptentwürfen bis zur fertigen Seite, die Künstlerin selbst kommentiert noch einige der Cover der Marvel-Ausgabe. Zum Abschluss gibt es die Titelbilder der ursprünglichen Hefte in Farbe zu sehen.

 

Im Grunde lässt sich auch zu der zweiten Ausgabe der „Elfquest“-Serie das gleiche sagen wie zur ersten. Auch wenn man die alten Ausgaben (Carlsen oder Bastei) besitzt, so lohnt es sich durchaus einen Blick in die Neuausgabe zu werfen, da sie das ursprüngliche „Elfquest“ präsentieren und auch im kleineren Format die vielen Details der Zeichnungen sichtbar machen, die der Saga erst die intensive Atmosphäre verleihen. Dazu kommt eine Neuübersetzung, die sich endlich wie aus einem Guss liest und auch kleine aber feine Wahrheiten nicht verschweigt, die früher verschämt unter den Tisch gekehrt wurden.

 

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Comic:

Elfquest – Abenteuer in der Elfenwelt (Band 2)

Autor: Wendy und Richard Pini

Zeichnungen: Wendy Pini

The Complete Elfquest, Vol. 1, Teil 2, USA, 2014

Aus dem Englischen von Andreas C. Knigge

gebunden, 348 Seiten

Popcom (Tokyopop), Hamburg, erschienen Juli 2015

ISBN-10: 3842011814

ISBN-13: 978-3842011816

Erhältlich bei: Amazon

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024041921425499f16590
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Erstellt: 29.07.2015, zuletzt aktualisiert: 09.04.2024 09:36, 14056