Die illustrierte Biografie
Rezension von Christian Endres
Bela B. wundert sich in seinem Vorwort zu Ehapas schmuckem Hardcover-Kleinband über Rock-Legende Elvis Presley nicht ganz zu Unrecht: Bedurfte es wirklich einer erfolgreichen deutschen Biographie von Johnny Cash im letzten Jahr sowie der Zusammenkunft eines knappen Dutzends deutscher Zeichner unter Schirmherrschaft von Cash-Biograph Reinhard Kleist und Titus Ackermann, um das Leben des Kings als Comic zu Papier zu bringen?
Anscheinend. Herausgekommen ist dabei ein schönes, grafisch abwechslungsreiches und stimmungsvolles Portrait von Aufstieg und Fall sowie der Geburt des Mythos Elvis Presley. Freilich liest sich der Band mit seinem Anthologie-Charakter auch ein wenig wie ein kleines Who-is-Who der deutschen Comic-Szene – immerhin geben sich in den einzelnen Kapiteln, die stets ganz bestimmten Abschnitten oder prägnanten Ereignissen in Elvis’ Leben gewidmet sind, neben Mitherausgeber Reinhard Kleist u. a. auch Thomas von Kummant, Frank Schmolke und Nic Klein die Ehre.
Inhaltlich gesehen ist es mit Biografien hingegen immer so eine Sache: Gerade wenn es um einen Mythos, ja einen Kult wie Elvis geht, ist eigentlich schon alles gesagt, alles erzählt und alles x-fach aufgerollt und aufbereitet worden – und interpretieren möchte und sollte man beim ohnehin schon spekulativen Thema wohl auch nicht, sodass der hier gewählte Weg einer sensiblen Annäherung und stichprobenartigen Nacherzählung der wichtigsten Momente in Elvis’ Leben sicherlich als der richtige angesehen werden kann. Dass dabei allerdings Dramatik und Drive ein wenig auf der Strecke bleiben und die unterschiedlichen Zeichenstile zudem einen sehr sequentiellen und sprung-, ja episodenhaften Charakter unterstreichen, sollte jedoch ebenfalls nicht unerwähnt gelassen werden.
Am Ende landet »Elvis – Die illustrierte Biografie« damit irgendwo zwischen den Ansprüchen einer zeichnerisch hochwertigen Comic-Hommage an eine unsterbliche Legende aus dem Musikgeschäft und einem anthologiehaften Schaulaufen deutscher Zeichner, wobei sich vor allem Klein, Kleist, von Kummant und Meier von optischer Warte aus besonders hervortun und - in manch einem Fall fast schon erwartungsgemäß - empfehlen können.
Wer Elvis und Comics mag, der darf hier bedenkenlos zugreifen. Auch wer mit ersterem nur zwei, drei Ohrwürmer verbindet, sei hiermit eingeladen, zumindest die spriesende und blühende deutsche Comiclandschaft einmal zu betrachten.