In der Stadt Derry in Maine verschwinden immer wieder Kinder. Eine Gruppe von Kids wird mit ihren schlimmsten Ängsten konfrontiert, als sie dem bösen Clown Pennywise gegenüber stehen, der seit Jahrhunderten eine Spur von Mord und Gewalt hinter sich herzieht.
von Armin Rößler
»Der Schrecken, der weitere 28 Jahre kein Ende nehmen sollte – wenn er überhaupt je ein Ende nahm – begann, so viel ich weiß und sagen kann, mit einem Boot aus Zeitungspapier, das einen vom Regen überfluteten Rinnstein entlangtrieb.« Das klingt noch recht harmlos und beschert doch jedem, der die Geschichte auf den folgenden 859 Seiten kennt, wohlige Schauer samt Gänsehaut. Stephen Kings Es (1986) ist vielleicht der wichtigste Horrorroman der 80er Jahre und trotz vorangegangener Großtaten des »Meisters des Schreckens« wie Carrie (1974) oder Shining (1977), das Buch aus seiner Feder, das vielen Lesern am eindrücklichsten im Gedächtnis geblieben sein dürfte. Die erste Verfilmung, ein TV-Zweiteiler aus dem Jahr 1990, ist aus heutiger Sicht zwar als bemüht einzustufen, den Geist des Romans einzufangen, wirklicher Grusel will sich trotz Tim Curry als Clown Pennywise angesichts der doch eher drolligen Effekte allerdings nicht einstellen. Das ändert sich jetzt: mit dem ersten Teil einer Neuverfilmung von Regisseur Andrés Muschietti, 2019 soll dann die zweite Hälfte folgen.
Bill Denbrough (Jaeden Lieberher) sucht auch Monate nach dem mysteriösen Tod seines kleinen Bruders Georgie (Jackson Robert Scott) noch nach Antworten auf die Frage, was tatsächlich passiert ist. Statt den Sommer mit seinen Freunden aus dem »Club der Verlierer« zu genießen, führen seine Recherchen die Kinder auf die Spur einer unheimlichen Macht, die das kleine Städtchen Derry schon seit vielen Jahrzehnten in Angst und Schrecken versetzt - was allerdings niemand wahrhaben will. Verkörpert durch Clown Pennywise (Bill Skarsgård) sorgt sie in regelmäßigen Abständen für größere Katastrophen. Nur Bill und seine Freunde stellen sich ihr entgegen.
Andrés Muschietti nimmt zwei wesentliche Änderungen gegenüber dem Roman vor: Sind dort die beiden Zeitebenen so miteinander verwoben, dass die Handlung zwischen den 50er und 80er Jahren hin- und herspringt und der Kampf gegen »Es« praktisch parallel zweimal ausgetragen wird, gibt es nun nur eine Zeitebene, in der die Hauptfiguren Kinder sind. Ihre Geschichte als Erwachsene soll dann im zweiten Film folgen. Das wirkt im ersten Moment unnötig konventionell, funktioniert aber überraschend gut, weil fast alle Figuren Zeit bekommen, ein echtes Profil zu entwickeln. Und auch wenn mancher Nostalgiker vielleicht entsetzt aufschreien mag, ist es eine gute Idee, die Handlung der Kinder-Zeitebene aus den 50ern in die späten 80er-Jahre zu verlegen und diese Epoche mit vielen liebevollen Details sehenswert in Szene zu setzen. Teil zwei dürfte dann tatsächlich 2019 spielen, man wird sehen, ob das genauso funktioniert.
Was den Horror angeht, fängt »Es« bescheiden an, wirkt anfangs fast wie eine Hommage an den 1990er-TV-Film. doch die Effekte werden mit fortschreitender Dauer besser, die Handlung spannender, das Böse gruseliger. Spätestens beim Finale ist das nichts mehr für zarte Gemüter. Und trotzdem hat der Film auch viele heitere Momente, gerade weil er seinen Hauptfiguren ausreichend Zeit widmet und in ihren Dialogen den typischen King-Slang gut trifft. Eine gute Neuverfilmung, auch wenn für eine abschließende Beurteilung natürlich die zweite Hälfte abgewartet werden muss.
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