Etwas endet, etwas beginnt (Autor: Andrzej Sapkowski)
 
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Etwas endet, etwas beginnt von Andrzej Sapkowski

Rezension von Christel Scheja

 

Einer der wenigen osteuropäischen Autoren, die sich in Deutschland etablieren konnten – wenn auch erst durch den Siegeszug des „The Witcher“-Computerrollenspiels, das auf seinen Erzählungen und Romanen basiert ist Andrzej Sapkowski. Vorher wurden die Erzählungen um Geralt und dessen Freunde leider nur von wenigen wahrgenommen. Mit der Kurzgeschichtensammlung „Etwas endet, etwas beginnt“, zeigt sich nun, dass der Autor sich auch ganz sicher in den anderen phantastischen Genres bewegen kann.

 

Zwei Geschichten widmen sich aber der Welt des Hexers. In „Der Weg von dem niemand zurückkehrt“ sind ein Krieger und eine Zauberin dazu gezwungen zusammenzuarbeiten, wenn sie überleben wollen. Beide werden übrigens einmal Geralts Eltern sein, doch von dieser Nähe sind sie noch sehr weit entfernt und müssen sich erst einmal zusammenraufen.

„Etwas endet, etwas beginnt“ könnte ein alternatives Ende für seinen fünfbändigen Romanzyklus sein, ist aber eher als augenzwinkernder Spaß gedacht, in dem er eher die polnische Fantasy-Szene auf die Schippe nimmt.

„Die Musikanten“ mag zwar Anklänge an ein ganz bestimmtes Märchen haben, aber ist aber Horror reinsten Wassers, in dem gequälte Tiere erstmals lernen zurückzuschlagen, wenn auch auf eine ganz eigene Art.

In „Tandaradei“ begegnet eine einsame junge Frau, die sich selbst für ein unrettbares Mauerblümchen hält, einem Minnesänger aus alter Zeit. Dieser erweckt süße Träume und Sehnsüchte in ihr, doch ob das wirklich so gut ist?

„Im Bombentrichter“ entführt in eine dunkle und grausame Zukunftswelt, in der das Leben der Menschen von strengen Regeln und Krieg bestimmt wird, so wie damals nach dem ersten Weltkrieg, in dem eine neue Gesellschaftsordnung Frieden, Wohlstand und Glück bringen sollte. Doch kann diese schöne neue Welt ihre Versprechen wirklich halten? Oder gehen die Menschen nicht vielmehr in ihr zugrunde?

„Der goldene Nachmittag“ lässt eine denkwürdige Begebenheit im Wunderland in einem anderen Licht erscheinen, nun da sie die Grinsekatze aus ihrer Sicht erzählt.

„Ein Vorfall in Mischief Creek“ entführt in die Zeit der amerikanischen Hexenverfolgung. Eine Gruppe von Jägern gelangt in ein Dorf voller Frauen, die behaupten, dass ihre Männer unterwegs seien. Aber kann das wirklich stimmen?

„Maladie“ erzählt nicht zuletzt die Legende von Tristan und Isolde aus der Sicht von Morholt, der sonst normalerweise keine gute Figur macht.

 

Alles in allem gibt die Anthologie einen guten Überblick über die Bandbreite von Geschichten, die Sapkowski verfassen kann, wenn er will, auch wenn man eindeutig merkt, das seine Liebe eigentlich der Fantasy gilt.

Besonders interessant – oft noch spannender als die Geschichten sind die den Erzählungen vorangestellten Einführungen, in denen der Autor nicht nur von der Entstehungsgeschichte der Texte erzählt, sondern auch, wie er überhaupt dazu gekommen ist, sich in Horror und Science Fiction zu versuchen, und wie er sich mit dem Genre selbst fühlt. Zudem würzt er das ganze noch mit amüsanten Anekdoten aus dem polnischen Fandom.

Die Erzählungen selbst sind gut gemischt. Man merkt allerdings auch, dass dem Autor doch die historischen und Fantasystoffe am meisten liegen, weil er viel mehr Kraft in seine Worte legt und auch die Umgebung besser heraus arbeitet. Das ist sehr deutlich bei der Hexengeschichte zu merken, in der er das historische Szenario mit dem ihm eigenen Sarkasmus würzt.

Nur zwei Geschichten haben mehr mit „Geralt“ zu tun, auch wenn die erste sehr gut für sich stehen kann und kaum Verbindungen zur Saga hat. Das dürfte also vor allem Fans der „Witcher“-Saga enttäuschen, die sich neue Erzählungen erhofft haben, nun aber nur eine Sammlung erhalten, in der bisher im Westen unveröffentlichte Geschichten aus der Anfangszeit seines Schaffens zu finden sind.

Wer aber offen genug ist, auch andere Themen zu akzeptieren wird höchst merkwürdige bis gruslige Begegnungen mit dem Phantastischen genießen können.

 

Alles in allem ist „Etwas endet, etwas beginnt“ eine interessante Sammlung von Geschichten, die zwar weniger die „Hexer“-Saga fortschreibt, dafür aber neue Facetten des Autors Andrzej Sapkowski vorstellt.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042401380710dfdd26
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Etwas endet, etwas beginnt

Autor: Andrzej Sapkowski

Taschenbuch, 428 Seiten

dtv, erschienen März 2012

Übersetzung aus dem Polnischen von Erik Simon

Titelbild von Darren Winter

ISBN-10: 3423213531

ISBN-13: 978-3423213530

Erhältlich bei: Amazon

Kindle Edition

ASIN: B007BLO63S

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 09.05.2012, zuletzt aktualisiert: 15.04.2024 08:05, 12514