Evernight von Claudia Gray

Hörbuch

Rezension von Christel Scheja

 

Claudia Gray liegt mit ihrer vierteiligen Saga um das Vampir-Internat “Evernight” voll im derzeitigen Trend – Geschichten um junge Menschen zu erzählen, die gleichzeitig auch noch etwas mehr sind. Die Romane erschienen hierzulande im Penhaligon-Verlag, etwas zeitversetzt gab es auch die hier vorliegende Hörbuchfassung. Vorgetragen wird die gut sechseinhalbstündige Lesung von Nana Spier, der deutschen Stimme von Buffy.

 

Bianca Olivier ist nicht gerade glücklich darüber von nun an auf das exklusive „Evernight“-Internat gehen zu müssen, nur weil ihre Eltern dort Lehrerstellen angenommen haben. Abgesehen von der Tatsache, dass Vater und Mutter sie nun ständig unter Beobachtung haben, mag sie das alte und verwinkelte viktorianische Gemäuer nicht, das ihr immer wieder Schauer über den Rücken rinnen lässt.

Noch vor Schulbeginn versucht einfach zu verschwinden. Aber da hält sie überraschend Lucas auf, den sie auf Anhieb nett findet. Da er auch auf das Internat geht, beschließt sie der Schule nun doch eine Chance zu geben.

Allerdings bereut Bianca dies sehr schnell, denn die anderen Schüler sind eingebildete und herablassende Snobs, bei denen nur Perfektion, Brillianz und Schönheit etwas zählt. Da sie nicht unbedingt mit allem gesegnet ist, wird sie geschnitten und verspottet und findet nur in Lucas und Raquel Freunde, weil diese ebenfalls Außenseiter sind.

Und dann ist da auch noch Balthazar, der sich freundlich und liebevoll um sie kümmert, vor allem nachdem sie sich im Streit von Lucas getrennt hat. Er geht mit ihr sogar auf den Schulball.

Weil sie ihren Ex-Freund nicht vergessen kann, sucht Bianca die Aussprache mit Lucas, doch das Treffen endet anders als gedacht. Mit einem Male wird sie von einem unbändigen Blutdurst erfasst und beißt Lucas in die Kehle, um sein Blut zu trinken. Dadurch erfährt sie von dem düsteren Geheimnis, das „Evernight“ ausmacht.

 

 

Im Gegensatz zu den meisten anderen Vampir-Romanen ist hier das Verhältnis umgekehrt, und erstmals das Mädchen und nicht der junge Mann der Vampir. Das macht aber keinen besonderen Unterschied, da Bianca lange selbst nicht weiß, was sie ist, und dementsprechend unsicher agiert.

Erst zum Ende hin entwickelt sie ein wenig mehr Tatkraft. Bei Lucas sieht es da schon etwas anders aus. Er sagt, was er denkt und fühlt und zeigt dies auch offen. Aber selbst er hat ein düstere Geheimnis, dass er vor ihr geheim zu halten versucht.

Ansonsten läuft alles in gewohnten Bahnen. Überraschend mag sein, dass die Autorin den Leser lange Zeit an der Nase herumführt und glauben lässt, dass Lucas der eigentliche Vampir ist, damit sie sich in einem Szenario wiederfinden, das dem von Bella und Edward gleicht, aber rückblickend erkennt man, dass sie sich eigentlich bis zu dem Punkt, an dem die Wahrheit ans Licht kommt, nicht entscheiden konnte, denn die Gründe, warum Bianca seltsame Hobbies und Leidenschaften pflegt und sich an einem Internat, das eigentlich nur für Vampire da sein sollte, wirken eher vage und aus dem Hut gezaubert als glaubwürdig.

Viel Zeit nimmt sich das Buch, die üblichen Probleme unter Teenagern einzubringen und klischeehaft das Leben im Schulalltag zu beschreiben. Die Romanze bietet keine großen Überraschungen, ist aber auch nicht zu übertrieben in Szene gesetzt.

Der phantastische Anteil des Buches bleibt jedoch gering, da die ie Liebesbeziehung zwischen Bianca und Lucas und die üblichen Schulprobleme den größten Raum einnehmen.

Die Lesung gegenüber dem Buch ist leicht gestrafft, wirkt aber sehr lebendig, da Nana Spiers jugendliche Stimme sehr gut zu der Heldin passt und sie genau zu wissen scheint, wie Teenager ticken.

 

Alles in allem dürfte auch die Hörbuchfassung vor allem romantisch veranlagte Leserinnen ansprechen, die nichts gegen das Setting haben und von „Twilight“ und anderen vampirischen Liebesgeschichten unter Teenagern schon nicht genug bekommen konnten.

 

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