Experience 112 (PC)
 
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Experience 112 (PC)

Rezension von Cronn

 

Ich blicke auf ein geöffnetes Fenster auf dem Desktop des Computers. Ein Raum ist zu sehen, ein Bett darin, auf dem eine Frau bewegungslos liegt. Langsam schaltet sich die Notbeleuchtung an.

Die Frau auf dem Bett regt sich, richtet sich auf, reibt sich den Schlaf aus den Augen. Verwundert sieht sie sich um, registriert die Kamera, die auf sie gerichtet ist.

„Hallo! Ist da jemand, der mich sehen und hören kann?“ fragt sie erschrocken und schüchtern.

Fieberhaft überlege ich, wie ich mich der Dame verständlich machen kann. Ein Mikrophon habe ich nicht, einen Lautsprecher sehe ich ebenfalls nicht in dem Raum auf dem Desktop-Fenster. Aber wie ein Blitz durchzuckt mich die Idee, dass ich doch mit Hilfe der Kamera mich verständlich machen könnte, denn über deren Bewegungen habe ich volle Kontrolle.

Ich schwenke also mit Hilfe der Maus die Kamera nach oben und unten, um so eine Art „Nicken“ zu symbolisieren.

Die Frau auf dem Bett versteht. Sie spricht mit mir, bittet mich ihr zu helfen. Ich spüre, dass meine Rolle in dem Drama eine Außergewöhnliche sein wird. Ich muss Lea Nichols, wie die Frau sich mir vorstellt, durch das Forschungsschiff begleiten und sie vor schlimmem Unheil bewahren. Und das alles nur kraft meiner Möglichkeiten, die Sicherheitssysteme des Schiffes zu manipulieren, auf dem Lea Nichols sich befindet.

Es wird ein schwieriger Weg werden, fürchte ich. Für Lea Nichols und auch für mich. Denn wie soll eine Kommunikation gelingen, die zumeist einseitig ist und zudem vor größte Gefahren des Missverständnisses gestellt wird?

Welche Geheimnisse verbirgt dieses Forschungsschiff? Auf welche Art Forschungsergebnisse werden wir stoßen, sobald wir tiefer in die Decks eingedrungen sind?

All dies und noch viel mehr gilt es herauszufinden…

 

EXPERIENCE 112 ist ein Adventure der ungewöhnlichen Art. Entwickelt wurde es von der französischen Truppe „Lexis Numérique“, welche sich damit im Ausland einen großen Namen bei Adventure-Spielern gemacht haben. Bereits deren Vorgängertitel „In Memoriam I“ und „In Memoriam II“ waren sehr erfolgreich und überzeugten durch innovative Spielelemente.

 

Hierzulande erscheint das Spiel in einer kompletten deutschen Synchronisation im Vertrieb der bhv Software GmbH, die mit den Spielen rund um den Charakter Assis in „Ankh“, und den beiden Fortsetzungen „Das Herz des Osiris“ und „Kampf der Götter“ die Herzen der Adventure-Liebhaber haben höher schlagen lassen.

 

Nun ist es also an der Zeit, dass das lange erwartete Game EXPERIENCE 112 in Deutschland erscheint und seit Anfang März ist es in den Läden sowie online übers Internet zu haben.

 

Story:

 

EXPERIENCE 112 nimmt den Spieler mit auf ein spannendes Abenteuer mit viel Mystik und Grusel. Der Spieler begleitet Lea Nichols auf ihrem Weg durch ein gestrandetes Forschungsschiff namens „Edehn“. Das Schiff scheint vollständig verlassen zu sein. Es ist auf Grund gelaufen und derzeit manövrierunfähig. Lediglich die Stromversorgung ist noch intakt, so dass der Spieler auf verschiedene Kameras, Türmechanismen und das Intranet zugreifen kann. Das ist auch schwer nötig, denn EXPERIENCE 112 besteht hauptsächlich darin, dem Charakter Lea Nichols durch das Schiff zu helfen und dabei eine unglaubliche Entdeckung zu machen, die gefährlicher ist, als zunächst angenommen.

 

Gameplay:

 

Der Spieler steuert in EXPERIENCE 112 nicht direkt seinen Avatar in der Spielwelt umher, sondern übernimmt eine Beobachterrolle, die sich ebenfalls in der Spielumwelt befindet. Üblicherweise ist man Spieler auf der aktiven Seite und erhält Anweisungen per Funk oder dergleichen von einem Außenstehenden. Nun ist man aber selber der Außenstehende und muss die Geschicke lenken.

 

Dabei ist der Spieler limitiert. Er kann nicht per Sprache zu Lea Nicols sprechen, sondern muss sie durch Symbole beeinflussen, mit ihr auf nonverbale Weise kommunizieren. Dies geschieht durch Kameraschwenks, Öffnen von Türen, Klingeln und dermaßen weitere Mechanismen. Will man, dass Lea durch eine bestimmte Tür geht, so öffnet man sie. Will man, dass Lea ein Gerät benutzt, so schaltet man es an. Immer wenn Lea Nichols Aufmerksamkeit auf etwas Bestimmtes durch den Spieler gelenkt wird, reagiert sie darauf. Das erfordert eine Menge an Geschick und gutes Timing, aber belohnt wird man durch eine sehr intensive Bindung an den Non-Player-Charakter Lea Nichols und eine große Glaubwürdigkeit der Spielumgebung. Der Immersions-Effekt ist also sehr hoch anzusetzen.

 

Was den Spielspaß etwas trübt ist die Tatsache, dass man als Spieler von EXPERIENCE 112 meist dazu genötigt ist, sich umständlich über die Oberfläche eines PCs zu arbeiten. Kamera-Fenster werden geöffnet, bei Unbrauchbarkeit geschlossen, wiederum andere neu eröffnet. Schon nach wenigen Minuten landet man in der Gefahr der Unübersichtlichkeit. Zudem birgt das Gamedesign das Risiko in sich, dass viele Gamer mit dieser Art der Präsentation wenig anfangen können, da sie zu sehr an die Arbeit mit der alltäglichen Benutzeroberfläche erinnert. Wer aber durchhält und sich auf das Experiment von EXPERIENCE 112 einlässt, wird nicht enttäuscht.

Die Rätseleinlagen sind stimmig in die Story und in die Spielwelt eingebettet. Das Suchen von Passwörtern in den verschiedenen Personenakten ist zumeist spannend inszeniert. Die Atmosphäre wird geprägt von nahezu greifbarer Bedrohung und dem Gefühl der Isolation. Machtlosigkeit erscheint gar manchmal als Wort an Bedeutung in EXPERIENCE 112 zu gewinnen, wenn man sich dem Gefühl gegenübersieht, angesichts einer Gefahrensituation für Lea Nichols partout nichts tun zu können, da man ihre Aufmerksamkeit nicht erhaschen kann. So sitzt man gebannt vor dem PC und möchte am liebsten hineinrufen: „Pass auf!“

 

Mit verschiedenen Gimmicks rüstet man zudem das Kamerasystem auf, so dass man bald einen Zoom oder eine Wärmebildfunktion nutzen kann.

 

Grafik und Sound:

 

EXPERIENCE 112 arbeitet mit einer Kombination aus Desktop-Elementen und 3D-Grafik in vielen der Fenster. Natürlich bietet sich eine Kamera-Perspektive als Weg an, eine moderne 3D-Grafik zu präsentieren. Dies gelingt EXPERIENCE 112 recht gut. Die Grafikqualität reicht zwar nicht an Egoshooter-Referenzen heran, taugt aber im Bereich der Adventure für Applaus. Die Texturen wirken dank Bumpmapping dreidimensional und können auch nicht verwaschen aussehen, da die Kamerapositionen ja meist recht beschränkt sind. Einzig beim Zoom bemerkt man doch, dass die Grafikeinstellungen nicht allzu hoch sein sollten. Die Animationen sind gelungen, und wirken auf Grund der hohen Polygonzahl lebensnah.

 

Im Soundbereich gibt sich EXPERIENCE 112 sehr leise und schüchtern. Das ist ganz bewusst so gewählt, denn dadurch erhalten die betonten Szenen und Sequenzen wesentlich mehr Gewicht. Der Musik-Soundteppich in EXPERIENCE 112 dient also zuvorderst der Schaffung von Atmosphäre. Die restlichen Sounds passen zum Game und bedienen viele der liebgewonnenen Horror-Klischees: Türen und Böden knarren, elektrische Entladungen knistern, etc.

 

Fazit:

 

EXPERIENCE 112 ist ein Adventure der ungewöhnlichen Art. Es überzeugt durch seine Atmosphäre, die geprägt ist von einem hohen Grad an Sogwirkung auf den Spieler, der sich mitten in die Welt versetzt fühlt und eine gefühlsmäßige Bindung an den Charakter Lea Nichols aufbaut.

Diese Innovation allein würde allerdings den Kauf des Adventures EXPERIENCE 112 nicht rechtfertigen. Dies macht die Tatsache, dass auch die weiteren Elemente des Spiels für Freunde des Adventuregenres ein wahres Fest sein werden. Abseits der Comic-Adventures ist EXPERIENCE 112 ein kleines Juwel, das man nicht verpassen sollte.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042005323989477431
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Experience 112 (PC)

von bhv Software GmbH

USK-Einstufung: Freigegeben ab 12 Jahren gem. 14 JuSchG

Spiel und Handbuch auf Deutsch

ASIN: 3828761488

Erhältlich bei: Amazon

 

Minimale Systemvoraussetzungen:

Betriebssystem: Windows XP / Vista

Prozessor: PIV 2,0 GHz CPU

Speicher: 1024 MB RAM

benötigter Platz auf der Festplatte: 1,5 GB

Grafikkarte: GeForce 6 / ATI X oder gleichwertig

DirectX9.0 kompatible Soundkarte

Eingabegeräte: Tastatur, Maus

Laufwerk: DVD-ROM

 


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Erstellt: 19.03.2008, zuletzt aktualisiert: 13.04.2024 08:22, 6082