Fernweh von Margarethe Alb
Reihe: Fliederblütenregen Teil 1
Rezension von Frank W. Werneburg
Verlagsinfo:
Syringa ist hoffnungslos verliebt.
Und zwar seit mehr als zweihundert Jahren, was selbst für eine Dryade ziemlich verrückt klingt. Denn ihr Angebeteter hat sie vor eben dieser Zeit verlassen, um ohne sie, die durch ihre Natur an die Heimat gebunden ist, durch die Welt zu ziehen. Syri hat sich daran gewöhnt, allein zu sein und den ehrenwerten Wolfsritter Johannes von der Wallenburg einzig aus der Ferne anzuschmachten. Nur die alte Otter Schosch leistet ihr tagtäglich Gesellschaft, da diese sich zwischen den Wurzeln von Syringas heimischem Fliederstrauch angesiedelt hat.
Aber im Jahre 1510 kehrt Johannes plötzlich auf die heimische Wallenburg zurück und die Gerüchteküche beginnt zu brodeln. Von einer Braut aus dem fernen Orient berichten die Weiber. Syri trägt es mit Fassung, bis zwei wildfremde Wölfe die so lebenswichtigen Ableger ihres Fliederstrauches zerstören. Als dann noch ihr Strauch an sich zum Sterben verdammt wird, bricht ihre ganze Welt zusammen.
Dieses schreckliche Ereignis stellt den Beginn eines orientalischen Abenteuers dar. Dabei erlebt ihr die Höhen und Tiefen des Dryadentums.
Vielleicht. Eventuell.
Und außerdem erfahrt ihr, warum Verwurzeltsein nicht automatisch bedeutet, an einen Ort gebunden zu sein und wieso man vorsichtig damit sein sollte, was man sich wünscht.
Rezension:
Als Dryade führt man ein recht ortsgebundenes Leben, denn lange kann man sich nicht von seinem heimischen Gehölz entfernen. So geht es auch Syringa mit ihrem Fliederstrauch. Für ein geregeltes Liebesleben mit einem ständig umherziehenden Werwolf sind das natürlich keine optimalen Voraussetzungen. Kein Wunder, dass die Beziehung nun schon seit 200 Jahren auf Sparflamme vor sich hin köchelt. Zum Glück haben beide Lebensformen eine großzügige Lebenserwartung. Als Johannes endlich wieder in der Heimat auftaucht, macht allerdings das Gerücht die Runde, seine Vermählung mit der Prinzessin eines orientalischen Werwolfsrudels stünde bevor. Zu allem Unglück droht auch noch Syringas Flieder einzugehen – was auch ihren Tot zur Folge hätte, da sie über keinen brauchbaren Ableger dieses mehr verfügt.
Bei Fliederblütenregen handelt es sich um einen Spin-off der Rynestig-Reihe, deren Protagonistin Magarethe hier nur in einer kleinen Nebenrolle auftritt. Auch wenn man beim Klappentext anderes vermuten (und befürchten) könnte, handelt es sich bei dieser Urban Fantasy (wobei der Begriff »Urban« eigentlich nicht ganz zutreffend ist) keinesfalls um eine Romantasy. Vielmehr wird genau wie in der Hauptreihe mit den Eigenarten der unterschiedlichen menschenähnlichen Wesen ›gespielt‹. Vom Gewohnten weicht Margarethe Alb – richtig erkannt: die Halb-Elfe aus der »Rynestig«-Reihe höchstpersönlich stellt der Autorin ihren Namen als Pseudonym zur Verfügung – dabei oft ab. So sind die Werwölfe hier eine erbliche Lebensform, die ihre Gestalt unabhängig von der Mondphase wechseln kann.
Die Ansiedlung der Handlung im thüringischen Raum mit immer wiederkehrendem Bezug auf reale Örtlichkeiten macht – gerade für mich als Thüringer – sicher einen Teil des Reizes dieser Bücher aus. Aber auch der sehr flüssig lesbare Stil der aus Syringas Ich-Perspektive erzählten Geschichte trägt selbstverständlich zum Gefallen bei. Da auch bei diesem Spinn-off bereits (mindestens) eine Fortsetzung angekündigt ist, dürften die Aufzeichnungen über Thüringens magische Bewohner wohl noch nicht so schnell enden.
Fazit:
In Thüringen leben auch zahlreiche Sagengestalten. Wer braucht da schon irische Banshees oder rumänische Vampire?
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