Firmin – Ein Rattenleben (Autor: Sam Savage)
 
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Firmin – Ein Rattenleben von Sam Savage

Rezension von Heike Rau

 

Firmin wächst im Keller eines Buchladens auf. Als dreizehntes Geschwisterchen ist es nicht einfach für die kleine Ratte. Aus Hunger beginnt Firmin Buchseiten anzunagen. Er frisst alles, egal ob Literaturgeschichtliches oder Werbeanzeigen. Als er alt genug ist, hält er sich mehr im Bücherlager als im Familiennests auf. Er entdeckt, dass man Bücher nicht nur fressen, sondern auch lesen kann.

Doch bald wird es Zeit für ihn, sich von der Familie abzunabeln. Zusammen mit seinen Geschwistern lernt er die Welt draußen kennen, um sich Nahrung zu beschaffen. Dann, auf sich allein gestellt, zieht er in eine kleine Höhle in der Decke des Buchladens, befriedigt weiter seinen Bildungshunger. Er nimmt Anteil am Geschehen im Buchladen, interessiert sich im Besonderen für den Besitzer, dem Firmin liebevoll zugetan ist. Schmerzlich muss er erkennen, dass er nicht auf Gegenliebe stößt. Verzweiflung macht sich breit, als Firmin auch noch erfahren muss, dass der Buchladen, genau wie alle Gebäude des Viertels im Rahmen des Stadterneuerungsprogramms abgerissen werden soll.

 

Firmin ist eine ausgesprochen gebildete Ratte. Sein Wissensdurst und sein Bildungshunger lassen ihn Bücher im wahrsten Sinne des Wortes verschlingen. Ohne Mühe lernt er lesen, nimmt alles in sich auf, was die Welt der Bücher ihm zu bieten hat. Dafür gibt er sein sorgloses Leben. Das ist der Preis. Denn im Gegensatz zu seinen Artgenossen, nimmt er menschliche Züge an. Der Autor macht praktisch aus Firmin einen Menschen in Rattengestalt. Sehr deutlich wird im Buch gemacht, welche Vorteile und Nachteile es hat, schlau zu sein. Am Anfang schwingt sehr viel Ironie zwischen den Zeilen mit. Doch der Text wird immer ernster in seiner Wirkung. Das Lachen bleibt einem förmlich im Hals stecken.

 

Das Leben Firmins beschränkt sich größtenteils auf den Buchladen. Der Blick wird allen auf die Ratte gerichtet, alles um Firmin herum verblasst. Die Geschichte spielt sich in einem sehr engen Rahmen ab. Als Leser spürt man diese Enge, vermisst den Weitblick. Dadurch hat das Buch einige Längen.

Die Geschichte spielt in den 60er Jahren und es wird aus der Sicht der schlauen Ratte erzählt. Der Schreibstil ist daher passend, grade weil er etwas geschraubt wirkt mit seinen langen Schachtelsätzen.

Die Geschichte ist sehr fantasievoll, wirkt aber alles in allem etwas zu ruhig.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240423121254bb131942
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Firmin – Ein Rattenleben

Autor: Sam Savage

Gebundene Ausgabe: 216 Seiten

Verlag: Ullstein Hc (August 2008)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 355008742X

ISBN-13: 978-3550087424

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 24.10.2008, zuletzt aktualisiert: 22.04.2024 08:05, 7577