Flag - the Movie (Director´s Cut) (DVD)
 
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Flag – the Movie (Director´s Cut)

Filmkritik von Christel Scheja

 

Hinter „Flag – the Movie“ versteckt sich kein, nach einer Serie gedrehter Kinofilm, sondern der Zusammenschnitt der gleichnamigen dreizehnteiligen Serie. Er komprimiert quasi die Essenz der Geschichte und hebt einige wenige Highlights hervor.

Die Handlung spielt zwar in einem fiktiven asiatischen Land, besetzt aber viele aktuelle Bezüge zu den Themen: Kriegsberichterstattung, Eingreifen der UN-Truppen und nicht zuletzt die Auswirkungen des religiösen Fanatismus auf Soldaten und Zivilisten.

 

Seit Jahren herrscht bereits Bürgerkrieg in Uddiyana. Weil das Land mit seinen Bodenschätzen und seiner Wirtschaft auch für die Weltöffentlichkeit wichtig ist, versuchen UN-Friedenstruppen, das Chaos unter Kontrolle zu bekommen.

Unter den Kriegsberichterstattern sind auch der erfahrene Journalist Akagi Keiichi und seine Begleiterin und Fotoreporterin Saeko. Er betrachtet die junge Frau als seine Schülerin und ein fördernswertes Talent. Damit sie Erfahrungen vor Ort sammelt, hat er sie nach Uddiyana mitgenommen.

Und schon eines der ersten Fotos wird zu einer Sensation und bringt sogar Steine ins Rollen. Saeko hat den Moment erfasst, in dem Blauhelm-Soldaten und einheimische Zivilisten eine improvisierte UN-Flagge schwenken. Dass dabei auch noch zwei betende Frauen vor dem Sonnenuntergang mit ins Bild geraten, rührt nicht nur die Weltöffentlichkeit, sondern auch noch die Bevölkerung und die Regierung von Uddiyana. Die verhärteten Fronten weichen auf und man ist bereit zu verhandeln.

Doch kurz bevor diese eingeleitet werden können, rauben religiöse Extremisten, die keinen Frieden haben wollen, die symbolträchtige Flagge, die über den Friedensverhandlungen wehen soll und bringen sie an einen unbekannten Ort.

Saeko, die sich verpflichtet fühlt, bei der Suche mitzuhelfen, will sich der Sondereinheit anschließen, die im Auftrag der UN die Flagge zurück gewinnen soll. Durch ihre Hartnäckigkeit beeindruckt, gibt ihr die Kommandantin, der Truppe schließlich eine Chance. Saeko ist damit von nun an mitten im Geschehen und lernt so andere Seiten des Krieges kennen als bisher.

Akagi indes filmt weiter das alltägliche Leben der Menschen in Uddiyana und spricht mit Einheimschen und den zum Schutz in die Hauptstadt gekommenen Soldaten. Er wundert sich irgendwann auch, wo seine junge Kollegin abgeblieben ist und fürchtet das Schlimmste, als er heraus findet, was sie gerade tut...

 

Man könnte vermuten, das „Flag“ ein reißerischer Action-Kracher ist, in dem neben gegenwärtig gebräuchlichen Kriegsgerät auch futuristische Kampfanzüge und eine coole Truppe im Vordergrund stehen, aber gerade das ist nicht der Fall.

Der Anime zeigt die Geschichte aus der Sicht der beiden Journalisten – über 90 % der Szenen wirken so, als seinen sie durch den Sucher eines Fotoapparats oder einer Filmkamera aufgenommen, was gelegentliche heftige Schwenks, Verdrehungen der Perspektive oder aber auch Verwacklungen immer wieder demonstrieren.

So werden die Gefechtszenen außerordentlich nüchtern dargestellt. Auch wenn die Gewalt nicht immer ins Bild kommt, so wird sie doch nicht beschönigt oder verharmlost und wirkt noch deutlicher nach, weil man seine eigene Phantasie spielen lassen muss.

Bewusst spielen die Szenen auf Aufnahmen aus dem Irak-Krieg und werden auch friedliche Szenen gezeigt, um Kontroversen zu erzeugen. Eine junge Frau und ihre weisen Worte steht stellvertretend für die Bevölkerung, die eigentlich auch nur Frieden will und neue Hoffnung schöpft – aber auch die Gegenseite darf zu Wort kommen, damit sie nicht all zu blass erscheint.

Saeko lernt indessen in den Mitgliedern der Spezialeinheit Menschen kennen, die das ganze als wichtige Aufgabe und sich schon gar nicht als Helden sehen. Sie kann sich mit dem Männern und Frauen, die eigentlich auch nur Frieden wollen schon sehr bald anfreunden und lernt auch deren Schwächen und Ängste kennen, was hier nur andeutungsweise gezeigt, in der Serie selbst vermutlich angenehm ausgearbeitet sein wird.

Insgesamt ist „Flag“ ein sehr ruhiger Film, was aber nichts an seiner Spannung und Brisanz mindert. Besonders das Ende weiß zu berühren, weil man damit nun überhaupt nicht gerechnet hat.

Auch technisch ist „Flag - the Movie“ von hoher Qualität. Ton und Bild sind brillant, auch die Synchronisation ist erstklassig gelungen. Nur die Extras lassen ein wenig zu wünschen übrig – neben einen Interview mit einer japanischen Sprecherin gibt es nur eine Bildergalerie – und hätten zumindest noch durch ein „Making of“ ergänzt werden sollen.

 

„Flag - the Movie“ verherrlicht nicht den Krieg und die Taten der Soldaten durch ein Gewitter an Spezialeffekten und Kampfszenen, sondern zeigt mit nüchternen und klaren, aber dennoch bewegenden Bildern, wie wirkliche Kriegsberichterstattung sein sollte, und auf was es dabei ankommt.

Denn dort geschehen nicht nur Heldentaten, sondern auch bedrückende Verbrechen, kann Fanatismus Hoffnung zerstören und ein kleiner Moment neuen Mut machen, seinen Kampf für den Frieden fort zu setzen. Das ist etwas, was auch in den Kriegsgebieten unserer Zeit manchmal beherzigt und wiedergefunden werden sollte.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240420005005e6df10ed
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DVD:

Flag – the Movie (Director´s Cut)

Flag Director’s Edition – Issenman no Kufura no Kiruku, Japan 2006

Regisseur: Ryosuke Takahashi, Kazuo Terada

Bildformat: 16:9

Synchro: Japanisch, Deutsch (DD 5.1, DTS 5.1), Untertitel: Deutsch

Spieldauer: ca. 100 Min, 1 DVD

Extras: Interview, Bildergalerie

FSK: 16

Alive, 22. August 2008

 

ASIN: B001BYK8S8

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 07.09.2008, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 09:25, 7271