Rezension von Richard Stadler
HIT THE ROAD JACK ...
Als wir Jack Horner zuletzt (in „FABLES 7“) sahen, umfing ihn noch der langsam verblassende Glanz einer beeindruckenden Hollywoodkarriere. Da eine solch öffentlichkeitswirksame Profession für eine Fable aber verboten ist, bekam der Ex-Riesentöter und großmaulige Märchenheld und Frauenschwarm mächtig Probleme mit Fabletown-Sherriff Beast, der Jack alle schwer in Hollywood verdiente Kohle abnahm und nur ein Köfferchen mit einer mickrigen Millionen ließ. Nun ist Jack sprichwörtlich auf der Straße gelandet und an deren staubigen Rand per ausgefahrenem Daumen unterwegs. Eines hat sich jedoch nicht geändert: Jack wäre nicht Jack, wenn es besonders lange dauern würde, bis er den nächsten Ärger am Hals hat....
Der Ärger findet Jack, oder Jack findet den Ärger, je nachdem. Im ersten Band seiner Solo-Serie aus dem „FABLES“-Universum von DC Vertigo legt sich Jack – nachdem er gekidnapped wurde - mit Mr. Revise und seinen Schergen an, die sich darauf spezialisiert haben, Fables wegzusperren und sie so nach und nach der Vergessenheit zu übergeben. Jack werden sie jedenfalls nicht so schnell vergessen. Schließlich plant dieser bereits nach seiner ersten Nacht mit einem ganz besonderen Goldlöckchen die große Flucht nach vorn ...
„FABLES“-Erfinder Bill Willingham hat sich für das Spin-off seiner vielfach prämierten Fantasy-Serie seinen „Clockwork Storybook“-Kollegen Matt Sturges ins Boot geholt. Das Konzept ist aber das gleiche geblieben – wie erginge es Märchenfiguren, wenn sie sich in unserer Welt herumschlagen müssen? Und obwohl der Fokus klar auf Jack liegt, geben sich auch in diesem schön gestalteten Band wieder diverse andere Märchenfiguren wie Mutter Gans, das Oz-Quartett - Ruhe in Frieden, Toto, alter Nervsack! – oder Alice und Eierkopf Humpty Dumpty aus dem Wunderland die Ehre.
Was „JACK OF FABLES“ der Mutterserie allerdings voraus hat, ist die Bissigkeit, die durch Antiheld Jack und seine Allüren automatisch in die Geschichte einfließt. Mit Mark Buckingham kann Zeichner Tony Akins dafür nicht ganz mithalten. Trotzdem passt sein Stil gut zur Geschichte, in der auch genügend schöne Frauen vorkommen, an denen Akins sich austoben kann. An anderer Stelle könnte er aber gerne ein bisschen sicherer bei den Gesichtern wirken.
„FLUCHT NACH VORN“ ist ein ordentlicher Start für den großmauligen und deshalb so unterhaltsamen „kleinen“ Bruder der großen „FABLES“-Serie.