Rezension von Björn Backes
Inhalt:
Als der berüchtigte Baron Frankenstein wegen seiner unkonventionellen Arbeitsmethoden aus der Stadt vertrieben wird, flieht er gemeinsam mit seinem Schützling Hans in seine alte Heimat Karlsbad. Allerdings wird Frankenstein dort nicht sehr freundlich aufgenommen, schließlich schuf er auf seinem dortigen Schloss einst eine unmenschliche Kreatur aus den tödlichen Überresten eines Menschen. Seine Tarnung fliegt rasch auf, da Frankenstein sich in aller Öffentlichkeit darüber echauffiert, dass man ihm seinen Besitz aus seinem Schloss gestohlen hat. Erneut gelingt ihm die Flucht, auf der er völlig überraschend die konservierten Überreste seines selbst geschaffenen Wesens entdeckt. Sofort ist er von der Idee begeistert, das Monster wiederzubeleben, was ihm aber alleine nicht gelingt. Mit der Hilfe eines Hypnotiseurs kann er sein Vorhaben dennoch in die Tat umsetzen, muss dann jedoch realisieren, dass sich die Kreatur seinem Einfluss entzogen hat. Der gierige Dr. Zoltan, der ihm gerade erst den Lebensimpuls verliehen hat, übernimmt die Kontrolle über das Ungeheuer und sorgt alsbald für den nächsten Skandal in Karlsbad – doch dieses Mal ist das Wesen nicht mehr zu bremsen.
Rezension:
“Frankensteins Ungeheuer“ ist der dritte von insgesamt sieben „Frankenstein“-Verfilmungen der legendäre britischen Hammer-Studios, unter Kritikern und Fans aber auch derjenige, der auch heute noch am kritischsten beäugt wird. Wie das informative Begleitheft deutlich dokumentiert, stand vor allem die Handlung als solche unter scharfer Kritik, wohingegen man entgegen dieser Eindrücke darauf verweist, dass Hauptdarsteller Peter Cushing, insgeheim das Hammer-Pendant zu Christopher Lee, in seiner Rolle selten so lebhaft aufgegangen ist wie in diesem Streifen aus dem Jahre 1964. Aber ist dem wirklich so?
Nun, die negativen Suggestionen bestätigt „Frankensteins Ungeheuer“ definitiv nicht, auch wenn die Story an den entscheidenden Eckpunkten ein wenig abgehoben, andererseits aber auch vorhersehbar gestaltet ist. Das einzig wirklich Schwerfällige ist die Entwicklung der Rahmenhandlung, die recht viel Zeit in Anspruch nimmt und den Fortschritt der eigentlichen Story ein wenig hemmt. Immerhin vergeht gut und gerne ein Drittel des Films, bevor der umfassende Flashback beendet ist und die Hintergründe von Frankensteins erster Verbannung geklärt sind. Sei’s drum, dank der wirklich schauerlichen Atmosphäre und der insgesamt dann doch sehr guten Geschichte sind selbst diese vermeintlichen Längen akzeptabel, vor allem eben, weil Cushing seinen Part so lebendig und leidenschaftlich verkörpert, dass er regelrecht mit der Rolle verwächst.
Im weiteren Verlauf glänzt der Film dann auch mit einem absolut anständigen Spannungsaufbau. Zwar mag die grobe inhaltliche Linie durchweg transparent bleiben, allerdings nimmt sich Regisseur Freddie Francis an den gegebenen Stellen trotzdem das Recht heraus, mit einigen überraschenden Wendungen zu punkten und somit auch wieder den beklemmenden Unterton der Handlung auszubauen. Gerade in den Situationen nämlich, in denen für das Duo Frankenstein/Hans alles bestens zu laufen scheint, folgt auch schon wieder ein grober Einschnitt, der den Plot ein Stückweit auf den Kopf stellt – und gerade im Schlussdrittel, in dem sich die Ereignisse rund um die Kreatur zu überschlagen drohen, sind derlei Elemente natürlich sehr, sehr angenehm.
Ein nahezu ebenbürtiger Bestandteil des Films ist natürlich die Arbeit der Kostümausstatter und der Maske, für die „Frankensteins Ungeheuer“ damals ebenfalls Kritik einstecken musste, dies aber aus heutiger Sicht eher unverständlich. Die klare Orientierung an den Klassikern mit Boris Karloff, was die Person des Monsters betrifft, trägt nämlich einen erheblichen Teil zum Gelingen der Inszenierung bei und wirkt keinesfalls wie eine billige Kopie. Es mag zwar unbestritten sein, dass sich der damalige Vertrieb, die Universal Studios, hier fleißig im eigenen Fundus bedient haben, aber zum Nachteil gereicht dies der 64er- Hammer-Produktion keinesfalls. Die Präsentation der Kreatur mag demnach ein wenig plump sein, ist aber gerade deswegen ziemlich effizient und der Atmosphäre in jeglicher Hinsicht dienlich. Letztere wird noch von den feinen Kulissen und der wunderbaren Ausstrahlung aller Hauptdarsteller unterlegt – wenn es also zu guter Letzt überhaupt etwas an „Frankensteins Ungeheuer“ auszusetzen gibt, dann die unverschämte Tatsache, dass der DVD-Release so lange hat auf sich warten lassen. Dieser Streifen ist nämlich wirklich einer DER Klassiker aus den prestigereichen Hammer Studios.
Fazit:
Alleine die Tatsache, dass dieser Tage weitere legendäre Produktionen aus den britischen Kult-Studios endlich ihren Weg auf den digitalen Markt finden, sollte Nostalgiker und Anhänger des Insel-Horrors euphorisch stimmen. Wirklichen Grund zur Begeisterung hat man in diesem Zusammenhang auch bei der Veröffentlichung von Freddie Francis’ „Frankensteins Ungeheuer“, einem einst zwiespältig bewerteten, aber insgesamt wirklich hochklassigen Beitrag zur Hammer-Frankenstein-Serie. Der dritte Teil der Reihe überzeugt mit einer stringenten Story, einem sehr gut aufgelegten Hauptdarsteller Peter Cushing und einer unheimlich dichten Atmosphäre und verdient damit auch das Prädikat uneingeschränkt sehenswert!