Reihe: Die Camelot-Saga Bd.2
Rezension von Christian Handel
Sarah Zettel hat für einige ihrer Science Fiction Romane und Kurzgeschichten Preise wie den „Locus“-Award erhalten. In Deutschland ist die 1966 geborene Autorin eher durch ihre Fantasy-Romane aus dem Zyklus „Das Licht von Isavalta“ bekannt geworden. Nun aber folgt sie der Tradition vieler amerikanischer Fantasy-Schriftsteller mindestens einen Artus-Roman in ihrer Laufbahn als Schriftstellerin zu verfassen.
Wie auch schon in „Im Schatten von Camelot“ spielt auch in „Für die Ehre von Camelot“ einer der Neffen des Sagenkönigs eine der Hauptrolle in der Geschichte und muss in einem magischen Abenteuern einer schönen und geheimnisvollen Frau beistehen, die von dunklen Mächten bedroht wird.
Elen ist die Tochter eines walisischen Häuptlings und einer direkten Verwandten Merlins. Ihre Eltern herrschen weise und gerecht über ihre Leute, haben ihren Herrschaftsbereich zu einem blühenden Land gemacht und sind Artus wohlgesonnen, auch wenn sie sich noch nicht unter seinen Schutz gestellt haben. Da dies Fürstin Adara aber für die nähere Zukunft anstrebt, schafft sich die Familie ohne es zu ahnen einen gefährlichen Feind.
Der machtgierige Urien plant über kurz oder lang die Fürsten von Wales unter seine Kontrolle zu bringen, und da wäre ihm die Einmischung von Artus und seinen Rittern gar nicht recht. Deshalb versucht er sie davon abzuhalten und ihnen seinerseits einen Treueschwur abzuringen.
Als diese sein Anliegen höflich aber bestimmt ablehnen, zeigt Urien sein wahres Gesicht. Er bricht mit seinen Männern das Gastrecht und fällt über das friedliche Fürstenpaar und ihre Untertanen her. Nur wenige können in die Wälder entkommen.
Elen, die zur gleichen Zeit an einem Ort fern der Welt weilt, um ein Kind der Feen auf die Welt zu bringen, erlebt deshalb bei ihrer Rückkehr mehr als nur eine böse Überraschung. Denn sie wird von Urien mit Hilfe seiner Geliebten Morgan le Fay zu einer willenlosen Sklavin gemacht, deren Schicksal nun eng mit dem eines Falkenweibchens verknüpft ist. So muss Elen erst einmal hilflos mit ansehen, wie Urien und seine Halsabschneider alles zerstören, was ihr lieb und teuer waren. Doch sie hat noch genug Willensstärke, um einen magischen Hilferuf an ihren Verwandten abzusetzen. Dieser verhallt nicht ungehört, denn am Hofe von König Artus ist ein junger Ritter bereit, es mit seiner Tante und dem schurkischen Urien aufzunehmen – Geraint. Gawains jüngerer Bruder macht sich nun auf, um Elen zu retten und den Ursupator heraus zu fordern, nicht ahnend, dass ihn die Magie alter Zeiten zusammen mit der jungen Frau an noch ganz andere Orte verschlagen wird.
Auch „Für die Ehre von Camelot“ beweist, dass Sarah Zettel zu den Autorinnen gehört, die sich zwar einiger Legenden aus dem Sagenkreis um Artus zum Vorbild nehmen, die figuren und Ereignisse aber sehr frei interpretieren. Sie vermischt frühmittelalterliche Lebensweisen mit hochmittelalterlichen Gebräuchen und vergisst dabei auch nicht die Magie der keltischen Sagen mit einzuflechten. So bedient sie sich diesmal an dem reichhaltigen Schatz der walisischen Mythen und lässt die Macht alter Götter und Feenwesen wach werden. Das wirklich verbindende Element zum Vorgänger-Roman ist Morgan Le Fay, die zwar in Urien und seinen Männern Handlanger hat, nun aber auch erstmals selbst aktiv wird, indem sie Elen verzaubert.
Wie auch schon im ersten Band gelingt Sarah Zettel der Spagat zwischen altbekannten Mythen, historischem Hintergrund und neuem Abenteuer, ohne dabei all zu kitschig zu werden., Ihre Helden sind angenehm unkompliziert und in ihrem Verhalten glaubwürdig, auch die Liebesgeschichte entwickelt sich langsam und glaubwürdig.
So wird auch „Für die Ehre von Camelot“ zu einer der interessanteren weil eigenständigen Neuinterpretationen der Saga, das nicht nur durch seine gelungene Mischung als klassischem Ritterabenteuer und keltischer Magie, sondern auch durch die Tatsache überzeugen kann, dass trotz der verbindenden Elemente ein in sich abgeschlossenes Abenteuer vorliegt.