Garfield 1998 bis 2000 von Jim Davis
Garfield Gesamtausgabe Bd. 11
Rezension von Christian Endres
Bevor wir uns auf die letzten Garfield-Strips aus den späten Neunzigern stürzen, gibt es im bereits elften Band der Garfield-Werkausgabe im gewohnt 320 Seiten starken, querformatigen Hardcover bei Ehapa einmal mehr eine Einleitung zu Garfields Vergangenheit als TV-Cartoon-Serienheld. Doch weder eine Betrachtung seiner ruhmreichen Glanztage im Fernsehen, noch so etwas Banales wie ein verschobener Spotlack auf dem Einband halten unseren seit Jahrzehnten so erfolgreichen Kult-Kater auf, um ab Seite 259 mit Pauken und Trompeten das neue Jahrtausend zu entern (nur nicht zu laut, bitte, denn Garfield hat wie so oft nach Silvester wieder mal einen – nun ja – Kater).
Überhaupt fällt es gerade wegen der Strips rund um das damals mit viel Spannung erwartete Millennium wieder einmal stark auf, wie wichtig das Prinzip der Zeitlosigkeit für einen erfolgreichen Comic-Strip ist. Ab und zu sieht man in Jim Davis’ werk- und sonntäglichen Strips seit einigen Jahren zwar ein Handy oder einen Computer, an dem Dauer-Erfolglos-Flirter Jon frustriert E-Mails abruft – so wirklich hochtechnisiert geht es in dieser Hinsicht aber auch zum Jahrtausendwechsel bei Garfield und Anhang noch nicht zu. Garfield mag über die Jahre durchaus immer garstiger zu Herrchen Jon geworden sein – moderner wurde er letztlich aber nie. An der vertrauten Umgebung (und damit der Kulisse) eines universal rund um den Globus funktionierenden und bekannten Produkts darf eben nicht viel verändert werden.
Und trotz dieser vermeintlichen Zeitstarre gibt es immer noch ausreichend Gründe, die konventionellen Gemeinheiten und obligatorischen Boshaftigkeiten des einstigen Lasagne-Freaks zu lieben. Denn Garfield bleibt sich selbst treu. Keine Diät und kein Schock-Erlebnis welcher Art auch immer können daran etwas ändern. Lasst das Jahr 2000 den Schatten auf die ausklingenden Neunziger werfen und alle den großen Crash fürchten; lasst Garfield mit Keep Cool, Cat Mitte der musikalisch abenteuerlichen Party-Neunziger einen Euro-Dance-Hit landen – am Ende bleibt da dem ungeachtet immer ein verfressener, manchmal ganz schön fieser Faulpelz, dem Montage immer noch suspekt sind, der immer noch jeden Farn oder Goldfisch und starken Kaffee wie nichts wegputzt, die Tierwelt in der Nachbarschaft terrorisiert und keine Gelegenheit auslässt, Herrchen Jon den Spiegel seines trostlosen Single-Daseins vors Gesicht zu halten.
»Lackschaden« hin oder her: Auch mit dieser neuzeitlichen Sammlung mit seinen ersten Streifenabenteuern aus dem 21. Jahrhundert hinterlässt der Rekordhalter unter den daily comic-strip-Helden wieder einige Spuren – auf der Seele von Herrchen Jon Arbuckle, auf diversen Gegenständen und Odies Hintern, und natürlich auf den Gesichtern seiner Fans, wenn diese zufrieden schmunzeln und grinsen.