Reihe: Das Schicksal der Paladine, Bd. 2
Rezension von Christel Scheja
Nach „Verschollen“ setzt Jörg Benne nun seine Saga um „Das Schicksal der Paladine“ fort. In „Gejagt“ ist die Schonzeit für Tristan vorbei. Der Junge, der erst vor kurzem damit konfrontiert wurde, dass sein Vater als Anführer der Paladine in einer fremden Welt ein Doppelleben führt, ist nun selbst gezwungen, den Kampf gegen die Nekromanten aufzunehmen.
Während sein Vater Darius auf die Erde zurückkehrt, um seine durch einen Verkehrsunfall schwer verletzte Tochter zu heilen, bekommt der Junge den Auftrag, das Amulett der Paladine zurück zu Meister Johann zu bringen. Der Flug auf dem Drachen verläuft zunächst ereignislos, dann aber wird das mächtige Wesen von nekromantischen Pfeilen aus dem Himmel geholt.
Von nun an ist Tristan auf sich alleine gestellt. Er muss mitansehen, wie Nephara in Flammen aufgeht und strandet irgendwo mitten in Nuareth. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als das Amulett mit all seiner Kraft zu beschützen, denn es zeigt sich, dass diejenigen, die ihm geholfen haben, durchaus eigene Pläne mit dem mächtigen Artefakt haben, wenn es gilt, ihre eigenen Völker vor dem Zorn der Nekromanten zu schützen.
Aber gerade dadurch lernt Tristan mehr über den Konflikt und beginnt so zu verstehen, wie schwierig die Lage wirklich ist. Dennoch lässt er sich auf eine gefährliche Mission in das Herz einer Hochburg seiner Feinde ein.
Unterdessen kämpft auch Martin ums Überleben. Es gelang ihm zwar einen Großteil der Kinder der Paladine zu retten, aber die Verfolger sind ihnen dennoch auf den Fersen, denn gerade aus toten Paladinen lassen sich mächtige Untote erschaffen, die in den Händen der Nekromanten zu schrecklichen Waffen werden...
Im Gegensatz zu „Verschollen“ konzentriert sich Jörg Benne in „Gejagt“ nun mehr auf das Abenteuer selbst. Die wichtigsten Figuren wurden vorgestellt, zusammen mit dem jungen Helden Tristan lernte auch der Leser die magische Welt Nuareth kennen und erfuhr, welche Gefahren dort auf sie warten.
Da das Buch direkt an seinen Vorgänger anschließt, sollte man diesen gelesen haben, sonst bleibt nur der halbe Lesespaß. Die Spannung ist hoch, beginnt die Geschichte doch gleich mit einem Paukenschlag und zwingt Tristan dazu, sich erneut zu bewähren. Denn nun hat er keine erfahrenen Freunde an der Seite, sondern muss sich ganz allein auf sein Gespür und seinen gesunden Menschenverstand verlassen.
Wie in jeder richtigen Abenteuergeschichte zieht er durch die Welt, findet neue Freunde, macht dann aber auch unangenehmere Erfahrungen und Fehler. Ähnlich sieht es in der anderen Handlungsebene aus, denn auch Martin und Co müssen aufpassen was sie tun und wem sie vertrauen können – denn nicht jeder meint es gut mit ihnen.
Die Geschichte wird routiniert erzählt, die Spannung wird durch mehrere überraschende Wendungen hoch gehalten. Der Hintergrund der Welt wird durch die Vorstellung neuer Regionen und Völker erweitert, der Konflikt zieht weiter Kreise, die langsam aber sicher auf den Höhepunkt hinarbeiten. Darüber hinaus nimmt sich Jörg Benne auch die Zeit, die Figuren weiter auszugestalten, um ihnen ein lebendiges Wesen zu verleihen und so die Bindung an den Leser zu vertiefen.
Dennoch bleibt alles überschaubar genug, so dass auch jüngere Leser dem Verlauf Erzählung ohne Abstriche folgen können. Zudem benutzt die Geschichte viele Handlungsmuster, die gerade Rollenspielern ein Lächeln auf die Lippen zaubern, dürften sie diese doch nur all zu gut aus eigener Erfahrung kennen. Zudem varriert er aber auch die bekanntesten Klischees, so dass man nicht immer vorausahnen kann, wie die Handlung weiter geht.
Das Abenteuer findet ein zufriedenstellendes Ende, der Konflikt geht aber in eine weiter Runde, wie der Cliffhanger am Ende zeigt, denn die Macht der Nekromanten scheint auch über die Grenzen der Welt hinweg zu reichen. So wartet man mit Neugier auf die Fortsetzung.
Auch „Gejagt“ der zweite Band über „Das Schicksal der Paladine“ ist ein unterhaltsamer und kurzweiliger Fantasy-Roman für Leser jeden Alters und jeder Erfahrung. Das spannende Abenteuer bietet wieder einmal eine gute Mischung aus Hintergrund und Action, exotischen Szenarien und Charakterentwicklung, die vielen archetypischen Klischees aus dem Rollenspiel und der Literatur neue Facetten verleiht und Lust auf mehr macht.
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