Gevatter Tod (Autor: Terry Pratchett; Reihe: Scheibenwelt; Jubiläumsausgabe)
 
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Gevatter Tod von Terry Pratchett

Ein Roman von der bizarren Scheibenwelt | Sonderausgabe

Rezension von Christian Endres

 

Auch wenn »Gevatter Tod« im Original bereits 1987 als vierter Scheibenwelt-Roman erschienen ist, hat Pratchetts erster Genie-Streich mit Tod (der bis dahin eher ein Running-Gag war) als Hauptcharakter nichts von seiner Faszination oder seiner Unterhaltsamkeit verloren. 20 Jahre und 30 weitere Bücher von der Scheibenwelt – häufig mit dem sprichwörtlich-allgegenwärtigen Tod in einer Szene – haben bis heute nichts daran rütteln können, dass »Gevatter Tod« einer der besten Titel aus dem breiten Roman-Portfolio der bizarren Scheibenwelt ist. Kein Wunder also, dass Piper den ersten Band der Subreihe um den Schnitter der flachen Fantasy-Welt als einen von vier hübsch-kompakten Hardcovern in die Sonderedition zum 25-jährigen Jubiläum von Pratchetts Weltenschöpfung gepackt hat.

 

Der Tod ist in vielen Romanen und Geschichten eine zentrale Figur bzw. Erscheinungsform – z. B. bereits als Ausgangspunkt für die meisten Kriminalgeschichten, egal ob klassisch oder modern. In Terry Pratchetts Storys von der fantastischen Flachwelt, die auf den Schultern von vier Elefanten (und dem Rücken einer riesigen Sternenschildkröte) durchs All getragen wird, ist der Tod allerdings noch mehr: Traditionell zwar auch hier personifiziert mit langem schwarzen Mantel, zum ewigen Grinsen verdammten Totenschädel und stilechter Sense, gleitet der Scheibenwelt-Sensenmann als häufig recht nachdenkliche, manchmal sogar melancholische Instanz des finalen Atemzugs durch die Buchseiten. Allerdings verbirgt sich hinter dem Tod der Scheibenwelt mehr als eine in GROSSBUCHSTABEN SPRECHENDE Personifizierung des Unausweichlichen: Der Tod der Scheibenwelt interessiert sich für die Menschen, das Menschsein und die Menschlichkeit, für kleine Kätzchen und Chili sowie dieses seltsame Konstrukt namens Gewissen – und irgendwie hat er auch ein gutes Herz, obschon das faktisch eigentlich gar nicht möglich sein sollte. Ach ja, und jetzt wird sich der Tod noch einen Lehrling nehmen – einen ausgedienten Zauberer als Diener, eine menschliche Adoptiv-Tochter und ein cleveres Pferd hat er ja schon. Also geht der junge Mort beim Sensenmann in die Lehre. Womit die verschiedensten Probleme menschlicher und nicht menschlicher Art natürlich vorprogrammiert sind...

 

»Gevatter Tod« markiert einen spürbaren Qualitätssprung im Gefüge der SW-Romane: Pratchett achtete von hier an mehr auf die Kontinuität innerhalb der Reihe, reduzierte den Klamauk und ließ schon vor 20 Jahren seine Klugheit/Weisheit angenehm oft und hintersinnig aufblitzen. Tods Debüt als Subreihen-Held ist immer noch nicht der metaphorischste Roman mit dem Schnitter samt familiären Anhang als Hauptfigur – aber ohne Frage doch der einfachste und damit letztlich irgendwo genüsslichste.

 

Wenn es also einer der frühen, klassischen Scheibenwelt-Roman verdient hat, in einem Hardcover mit Prachtcover von Paul Kidby veredelt zu werden, dann wohl der mit jener düsteren Gestalt, die am Anfang da war und auch am Ende noch hier sein wird: »Gevatter Tod«. Ein toller, zeitloser, geistreicher, witziger Einstieg in den Scheibenwelt-Zyklus in toller Verpackung.

 

Um es mit einer Stimme zu sagen, die nach aneinander reibenden Grabsteinen klingt: DANKE, PIPER.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042621475797ec7f1b
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Gevatter Tod

Reihe: Scheibenwelt

Autor: Terry Pratchett

Hardcover, 329 Seiten

Sonderausgabe mit Cover

von Paul Kidby

Piper, April 2008

ISBN: 3492286283

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 08.05.2008, zuletzt aktualisiert: 24.04.2024 15:50, 6461