Gezeiten der Nacht (Autor: Steven Erikson; Das Spiel der Götter Bd.9)
 
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Gezeiten der Nacht von Steven Erikson

Reihe: Das Spiel der Götter

Rezension von Christel Scheja

 

Neun dicke Wälzer umfasst nun schon der epische Zyklus von Steven Erickson um „Das Spiel der Götter“, in dem die Menschen Spielbälle weit höherer Mächte zu sein scheinen und man nicht unbedingt bestimmen kann, wer nun gut und wer nun böse ist. Das liegt dann wohl im Auge des Betrachters.

 

„Gezeiten der Nacht“ setzt die in „Kinder des Schattens“ begonnene Geschichte fort. Es steht schlecht um das Königreich Lether. Es steht vor der Vernichtung, denn noch immer rücken die Stämme der Tiste Eldur unter ihrem unsterblichen und mit Gold bedeckten Herrscher Rhulad Sengar und dessen Heerführern vor und Plündern, verwüsten und zerstören eine Stadt nach der anderen.

Die Krieger der Stämme kennen keine Gnade gegenüber den Einwohnern des Landes, töten, misshandlen oder versklaven sie. Sie verfolgen nur ein Ziel: Die Hauptstadt und König Diskanar, der ihnen gegenüber bisher immer siegreich war, sollen so schnell wie möglich fallen.

Wer sich ihnen nun noch entgegenstellt wird zum Opfer von Schattengeschöpfen und Dämonen, mit denen sich der junge Herrscher verbündet hat, auch wenn vielen seiner Krieger nicht wohl bei der Sache ist, weil sie nicht wissen, was sie davon halten sollen.

So ist es kein Wunder, dass sich immer mehr Letharii freiwillig unterwerfen und von ihrem König abwenden, um dem unsterblichen Imperator zu folgen. Denn dieser scheint, auch wenn er im Kampf fällt, nicht sterben zu können. Trotz tödlicher Wunden erwacht er mehrfach wieder zum Leben, auch wenn in seinen Augen dann immer mehr der Wahnsinn brodelt.

Keine der streitenden Parteien ahnt jedoch, dass sich unter der Stadt Letheras eine dunkle Macht zu rühren beginnt. Aufgeweckt durch das Kriegsgetümmel machen sich uralte düstere Kräfte daran, die Menschen für ihre Zwecke zu verwenden.

Tiste Eldur und Letharii bereiten sich auf den entscheidenden Endkampf vor, ohne zu ahnen, was sie damit aus seinem Grab wecken. Jede noch so zaghafte Warnung der Seher wird in den Wind geschlagen, der Hass und der Wunsch nach Blut blendet die Menschen vor der Gefahr.

 

All das wird von einer fast unüberschaubaren Zahl von Charakteren getragen, die man nicht unbedingt immer auseinander halten kann und mit denen man durchweg nicht warm wird, weil sie auf wenige, recht archetypische Eigenheiten festgelegt sind.

Akribisch und in allen Einzelheiten schildert Steven Erickson das Vorrücken seiner Barbarenkrieger und die Maßnahmen, die ihre Gegner unternehmen, garniert das ganze noch ein paar kryptischen und düsteren Andeutungen und ummantelt das ganze mit ausschweifenden Dialogen und Beschreibungen.

Als Späteinsteiger fehlt einem natürlich das Verständnis, wie diese Welt und ihre Magie eigentlich funktionieren, aber man kann der geradlinigen und wenig aufregenden Handlung problemlos folgen. Viel geschieht eigentlich nicht auf den über 600 Seiten. Es wird ein Feldzug mit all seinen Facetten geschildert auf dem nichts überraschendes passiert, Rhulad Sengar darf ein paar Mal sterben, um seine Gefolgsleute zu schocken, und einige Andeutungen machen klar, dass irgendwann noch mehr passieren könnte.

Das war es.

 

„Gezeiten der Nacht“ ist wie ein Kaugummi: zunächst sehr lecker und dann eine lange Zeit nur noch fade. Zunächst liest man sich interessiert ein, dann aber beginnt man sich zu fragen, warum trotz der Action- oder Ekelszenen die Handlung eigentlich doch nicht voran kommt, sondern statt dessen durch inhaltsleere Dialoge aufgehalten wird.

Und am Ende steht man genau so dumm da wie am Anfang.

Wenn man also nicht gerade ein Fan der Saga ist, so kann man getrost die Finger von den Wälzer davon lassen, man verpasst nichts.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328182146315bf30f
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Gezeiten der Nacht

Reihe: Das Spiel der Götter Bd. 9

Autor: Steven Erikson

Broschiert - 630 Seiten

Heyne, erschienen Juli 2006

ISBN: 3-442-24403-X

Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Tim Straetmann

Titelbild von Hanka Steidle & Stroemmen

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 06.07.2006, zuletzt aktualisiert: 13.02.2024 15:29, 2511