Ghost in the Shell, S.A.C. 2nd GIG, Vol.5 (DVD)
 
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Ghost in the Shell, S.A.C. 2nd GIG, Vol.5

Filmkritik von Oliver Kotowski

 

Nach dem Tod der terroristischen Unabhängigen Elf gilt es für die Sektion 9 die Hintergründe zu ermitteln, denn es scheint als ob Gouda vom CIS darin verwickelt sei; darüber hinaus verhärten sich die politischen Fronten um das Flüchtlingsproblem.

 

Die sonderbaren und gewalttätigen Aktionen der Unabhängigen Elf, die gegen die Flüchtlinge der letzten Weltkriege gerichtet waren, damit diese aufgerüttelt werden, scheinen nachträglich aufzugehen: Langsam beginnen die Flüchtlinge sich selbst als Gruppe zu begreifen und zu formieren – die Küstenwache gerät immer häufiger in Konflikte mit Flüchtlingsschmugglern. Die Regierung ist zerstritten wie lange nicht mehr und man schiebt sich den Schwarzen Peter zu; während man offiziell dem Kurs der Premierministerin Kayabuki folgt, arbeiten manche im Geheimen schon an einem neuen Pakt mit dem aggressiven Amerikanischen Kaiserreich. Für die Sektion 9 ist es die Ruhe vor dem Sturm: Die Unabhängigen Elf sind tot und keine Kräfte zehrenden Einsätze stehen an, doch es ist abzusehen, dass die Pläne der Verschwörer nicht beendet sind, sondern sich entwickeln. Kann Major Kusanagis Truppe genug herausfinden um die Pläne zu vereiteln?

 

Dieses ist die fünfte von acht DVDs der zweiten Staffel der Anime Serie Ghost in the Shell – Stand Alone Complex. Sie enthält die Episoden 14 bis 16. Episode 14 Achte auf dein linkes Auge: Während Premierministerin Kayabuki mit den Abgesandten des Amerikanischen Kaiserreichs verhandelt, ist die Sektion 9 zum Abwarten verurteilt. Bei einem Pokerspiel erzählt der stets gewinnende Scharfschütze Saito den Neuen, was Psychologie zu leisten vermag: Einst hatte er sich einer Söldnerkompanie angeschlossen, welche die mexikanische Regierung stütze. Er sollte eine UN-Einheit aufhalten, die einen taktischen Nuklearsprengkopf transportierte – doch unter seinen Feinden befand sich Major Kusanagi. Episode 15 Ein Nachmittag der Maschinen: Die Tachikomas werden routinemäßig gewartet und philosophieren dabei über die Zusammenhänge von Person, Körper und Geist. Batou ist froh als er fort kann, denn er soll mit dem Major und Togusa Hintergrund Informationen über die Unabhängigen Elf abholen. Es gibt eine Explosion in der Nähe – ein weiterer Anschlag von Terroristen? Batou und Togusa ermitteln und stellen fest: Der Anschlag fand in den Arbeitsräumen des Wissenschaftlers Asura statt. Dieser hatte die K.I. der Tachikoma entwickelt. Zufall? Episode 16 Dort drüben: Ishikawa kommt mit wichtigen Informationen über Kuze zurück, doch der Major und Chief Aramaki sind bei einer Besprechung mit der Premierministerin. Kayabuki wird über die Möglichkeit eines Cyberbrain Hubs aufgeklärt und bittet den Chief zusätzliche Ermittlungen wegen Korruptionsverdacht einiger Regierungsmitglieder aufzunehmen. Die anderen beginnen derweil mit der Besprechung: Kuze hatte als Soldat einer aus Cyborgs bestehenden Elite-Einheit an dem unglückseligen Krieg auf der koreanischen Halbinsel teilgenommen. Von dort lässt sich eine Spur aufnehmen.

 

Die Geschichten sind dieses Mal allesamt biographisch: Zunächst wird vordergründig Saitos Hintergrund beleuchtet, doch ebenso wichtig ist das Handeln des Majors. Dann werden die Tachikomas unter die Lupe genommen und schließlich wird Kuze behandelt. Alle drei Episoden liefern darüber hinaus noch sehr wichtige Informationen für den Metaplot. Nur Saitos Episode bietet etwas Action, die anderen sind von Monologen und Dialogen geprägt. Episode 14 ist eine Kriegsgeschichte; sie erinnert sehr an die Szenen des Films Full Metal Jacket, in denen die Patrouille gegen den Vietkong-Scharfschützen kämpft. Leider stecken einige Klischees in der Episode; dieses wird nur wenig durch einen Kniff am Ende entschärft. Da es eine Rückblende ist, erinnert es an eine alte Kriegskaramelle. Episode 15 ist recht anstrengend: Die Tachikoma dozieren ausgiebig über Themen der Philosophie des Geistes und ihr schnelles Sprechen erleichtert den Zugang nicht – man kann Batou gut verstehen, ist aber wegen einiger wichtiger Hinweise gezwungen aufmerksam zuzuhören. Es ist ein bisschen Krimi und eine sehr offensichtliche conte philosophique. Die Episode 16 behandelt Kuzes Zeit beim Militär. Da in Berichtsform vorgetragen wird, kann Spannung nur über die Entwicklung des Charakters Kuzes entstehen – und diese Episode liefert nur einen weiteren Puzzlestein. Dazu kommt noch ein bisschen Polit-Thriller um die Premierministerin, aber nur die Problematik wird erörtert, weitere Plotpunkte werden nicht gemacht. Insgesamt sind die Plots unbefriedigend zusammengestellt: Es werden viel zu viele Informationen ausgegeben und die Geschichten werfen mehr Fragen auf, als sie beantworten – besonders die Episoden 15 und 16 wären besser auf zwei DVDs erschienen.

 

Die meisten Figuren werden nur angerissen: Batou ist laut und ruppig, Ishikawa ruhig und besonnen und Togusa einfühlsam und aufmerksam. Saito erhält in Folge 14 etwas mehr Charakter-Fleisch; er war enttäuscht vom mangelnden Einsatz Japans und schloss sich daher einer Söldnertruppe an. Bereit sogar gegen Truppen aus seinem Land zu kämpfen, war er ein enttäuschter Patriot. Als Scharfschütze verfehlt er sein Ziel nie; er ist ein gewitzter und wagemutiger Taktiker Außerdem kann er hervorragend andere Leute einschätzen und bluffen – was nicht nur beim Pokern hilfreich ist. In dieser Episode werden auch dem Major ein oder zwei Facetten hinzugefügt: Ihre eiskalte Effizienz veranlasst zuweilen humane Taten. Die Tachikoma sollten eigentlich ohne Persönlichkeit bleiben, zumal sie sich ständig synchronisieren und alle Daten abgleichen – für sie eine beinahe lustvolle Angelegenheit. Dennoch beginnen sie unterschiedliche Entwicklungen aufzuweisen, die dem Betrachter allerdings weitgehend verborgen bleiben – dem scheinen sie alle kindlich begeisterungsfähig und rastlos zu sein. Sie stecken voller Neugierde und hören mit naivem Staunen den Sektion 9 Mitgliedern zu. So stürzen sie sich in jede Arbeit, synchronisieren sich und beginnen langsam die Autorität ihrer Herren anzuzweifeln – ohne ihre Loyalität zu verlieren.

 

In diesen Folgen spielen die sonst häufig ausschlaggebenden Cyberimplantate eine geringere Rolle: In Epsiode 14 wird Software erwähnt, welche die Zielgenauigkeit von Cyborgs hebt und während des Gefechts via Satelliten herunterladbar ist; besonders das Wissen darum ist relevant. Für Episode 16 ist es wichtig, dass die japanischen Soldaten vercybert sind – wie wird aber weder erwähnt noch gezeigt. Folge 15 dagegen beschäftigt sich stark mit den Tachikomas, vor allem ihrer K.I. Die spinnenartigen Kampfpanzer bieten dem Nutzer unzählige Möglichkeiten: Neben Panzerung und Bewaffnung eine an Unsichtbarkeit grenzende Tarnung und allerlei Sensoren um das Umfeld zu observieren. Obendrein sind sie mit einer enormleistungsfähigen K.I. ausgestattet, die notfalls unabhängig agieren kann und in der Virtuellen Realität nicht nur recherchieren, sondern auch effizient hacken kann.

 

Die Episoden nutzen recht unterschiedliche Settings. Folge 14 spielt zum größten Teil in einer mexikanischen Ruinenstadt, 15 abwechselnd in den Wartungsanlagen der Sektion 9, der Virtuellen Realität und verschiedenen Einrichtungen in der Hauptstadt. 16 widmet sich dann dem Kriegs- und Lagerleben der Soldaten auf der ausgezehrten Halbinsel Koreas. 14 und 16 zeigen die Auswirkungen von Kriegen. 15 und 16 lassen das Setting wieder etwas stärker wirken, wobei es bei der Breite kaum in die Tiefe gehen kann, und in 14 bleibt es ein Ambiente. Der Zeichenstil ist wiederum unverändert: Die Settings sehen relativ realistisch aus, die Figuren weisen Anklänge zum klassischen Big Eyes/Small Mouth Manga auf.

 

Zur Auswahl steht die Originalsprache Japanisch und eine deutsche Übersetzung, sowohl vertont als auch in Untertiteln. Jeweils nach einer Episode folgt ein kurzer humoriger Sketch: Das Leben der Tachikoma. Weiter sind noch zwei Gespräche zwischen Regisseur Kenji Kamiyama und den Sprechern Toru Ohkawa (Saito) und Takashi Onozuku (Paz) bzw. Sakiko Tamagawa (Tachikoma) und Yutaka Nakano (Ishikawa), in denen über die jeweiligen Figuren gesprochen wird: Die Sprecher berichten u. a. von ihrem Verhältnis zu den Figuren und der Serie insgesamt. Schließlich sind noch die obligatorischen Trailer zu Panini Video Animes und der deutsche Abspann zu finden.

 

Fazit:

Die Episode 14 ist zu klischeehaft und wegen der Rückblende fehlt es außerdem an Spannung, die 15 und 16 sind mit Informationen überfrachtet; besonders den Info-Dump in 15 hätte man gut aufteilen können, aber 15 und 16 wären wirklich besser auf verschiedenen DVDs erschienen. Doch der Metaplot wird hier mit einigen wichtigen Plotpunkten vorangetrieben – wer die Serie verfolgt, wird hier so manchen Aha-Effekt erhalten (oder später wegen dieser Episoden). Aufgrund der Komposition drei schwache Folgen, die aber relevante Punkte zur starken Serie beitragen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426092620c67aa322
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Ghost in the Shell, S.A.C. 2nd GIG, Vol.5

Bildformat: 16:9

Synchro: dt. (DTS, DD 5.1), jap. (DD 5.1)

Untertitel: dt.

Spieldauer: 75 Min.

5/2006 DVD

Episoden 14-16 + Extra

ISBN: 3-86607-229-5

EVT: 14.12.2006

erhältlich bei Panini


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Erstellt: 13.03.2007, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 09:25, 3628