Götter der Nacht von Pierre Grimbert
Reihe: Die Magier Bd.3
Rezension von Christel Scheja
In Frankreich zählt die Fantasy-Tetralogie „Die Magier“ von Pierre Grimbert schon seit vielen Jahren zu den mit Preisen ausgezeichneten Bestsellern. Nach Deutschland gelangte die Reihe allerdings erst jetzt, das es phantastische Romane aus dem nicht-englischsprachigen Ausland hierzulande meistens wesentlich schwerer haben, da sie einen ganz eigenen Stil und Erzählfluss aufweisen, der uns nicht vertraut ist. Das trifft auch auf diese Reihe zu, von der nun der dritte Teil mit dem Titel „Götter der Nacht“ auf den Markt gekommen ist.
Gut hundert Jahren ist es her, seit sechs Menschen verschiedener Völker von einem geheimnisvollen Fremden auf die geheimnisvolle Insel Ji gelockt wurden und ein Geheimnis erfuhren, dass sie niemals weiter gaben, auch wenn sie dadurch Rang, Stellung und Vermögen verloren. Auch an ihre Nachkommen gaben sie keine Informationen weiter. Aber sie sorgten dafür, dass die Familien in Kontakt blieben und sich über die folgenden Generationen regelmäßig trafen.
Dann begann eine Mordserie, die alle der „Erben“ bis auf sechs dahin raffte. Diese beschlossen nun heraus zu finden, wieso und warum die Mörder der Zü hinter ihnen her waren, und welches Geheimnis die Insel Ji verbarg. Deshalb beschlossen sie wie ihre Vorfahren die Insel zu aufzusuchen.
Inzwischen haben sie es ergründen können und eine Ahnung davon bekommen, wer sie warum vernichten möchte. Sie wissen jetzt, was auf dem Festland hinter den Kulissen vor sich geht und dass sie allein die Menschen warnen und das drohende Verhängnis vielleicht aufhalten können. Deshalb verlassen sie Ji und stellen sich ihrer Aufgabe, auch wenn sie dabei immer wieder mit ihren eigenen Schwächen und Problemen kämpfen müssen.
In einer uralten Bibliothek voller Geister und Schatten, die nur darauf lauern, ihnen Schmerz und Schaden zuzufügen, finden sie weitere Teile, die das Mosaik der Geheimnisse immer weiter zusammen fügen. Mit der Hilfe einer Priesterin lernen sie die alten Texte zu verstehen, die ihnen eine schreckliche Wahrheit enthüllen.
Doch auch ihr geheimnisvoller Gegenspieler ist nicht unachtsam geworden und holt zu einem grausamen Gegenschlag aus...
„Krieger der Dämmerung“ hat bereits mit einigen Überraschungen aufgewartet, aber „Götter der Nacht“ wartet mit weiteren unangenehmen Enthüllungen auf, die den Erben klar machen, dass sie allein ihre Welt retten können, nicht nur mit dem Wissen, das sie bisher angesammelt haben, sondern auch mit der spirituellen Kraft, die inzwischen in ihnen erwacht ist. Sie finden auch heraus, wer ihr eigentlicher Gegenspieler ist und wissen, dass sie nicht mehr viel Zeit haben, um etwas zu unternehmen.
Pierre Grimbert macht keinen Hehl daraus, dass er den abschließenden Band und damit auch den Showdown zwischen Gut und Böse vorbereitet. Seine Helden arbeiten nun zielstrebiger darauf zu, ihren Gegner aufzuspüren und sich ihm zu stellen. Und sie wissen, dass es dabei um mehr als nur ihr Leben gehen wird. Erstmals erfährt man so als Leser auch mehr über die Gegenseite, die bisher sehr schattenhaft geblieben ist und versteht damit die Größe des Konflikts besser. All das wird zwar in einzelnen Episoden spannend präsentiert, aber einen wirklich durchlaufenden Handlungsbogen, der zu einem Höhepunkt führt hat das Buch nicht. Auch bleiben die meisten Andeutungen eher kryptisch als dass sie die Informationen direkt enthüllen – eine Praxis, die in vielen francobelgischen Comics ebenfalls zu finden ist.
Der dritte Roman der Tetralogie weist zwar nun mehr an Action auf, ist aber immer noch ruhiger und etwas verworrener als der durchschnittliche englischsprachige Fantasy-Roman.
Auch „Götter der Nacht“ wendet sich vor allem an die Leser, die durch ausgiebige Comiclektüre an die Erzählweise unserer französischen Nachbarn gewohnt sind und durch deren ungewohnten Rhythmus nicht all zu sehr irritiert werden. Wer komplexe und eigenwillige Inhalte oder Entwicklungen mag ist hier richtig, denn einfache geradlinige Action und schlicht konstruierte Charaktere sollte man auch in diesem Buch nicht erwarten.
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