Götter ohne Manieren von Marie Phillips
Rezension von Christel Scheja
Eigentlich hat die 1976 geborene Marie Phillips Archäologie studiert, arbeitete dann aber als Buchhändlerin und für die BBC, bis sie mit 27 Jahren zu schreiben anfing. „Götter ohne Manieren“ ist ihr erster Roman, der bereits in über zwanzig Länder verkauft wurde. Zudem sicherte sich Ben Stiller die Filmrechte.
Viel ist den griechischen Göttern nicht geblieben, nachdem sich die Menschen von ihnen ab- und dem Christentum zugewandt haben. Ihre Kraft und ihr Einfluss schwindet von Jahr zu Jahr. Inzwischen haben sie sich nach England zurückgezogen und fristen dort in einem Vorort von London in einem Haus ein eher tristes Leben. Um diesem überhaupt einen Sinn zu geben, verdient sich Artemis ein wenig mit dem Ausführen von Hunden dazu, Aphrodite bietet Telefonsex an, Dionysos führt eine halbseidene Bar im Rotlichtviertel und Apoll tritt in einer Fernsehshow als Wahrsager auf, wenn er nicht gerade unterwegs ist, um Frauen zu verführen.
Zeus und Hera hat schon lange niemand mehr gesehen. Und auch Ares, Eros und Hermes sind unzufrieden und gelangweilt, während Athene darüber nachdenkt, wie die Götter ihre Macht wieder zurückgewinnen könnten.
Während Artemis versucht, alle ein wenig zusammen zu halten, macht Apoll eher Schwierigkeiten, in dem er eine junge Frau, die ihm einen Korb gibt einfach in einen Baum verwandelt.
Kompliziert und chaotisch wird es, als eines Tages die junge Alice an die Tür der Götter klopft und ihre Dienste als Putzfrau anbietet. Artemis nimmt sie an, ahnt aber nicht, dass schon bald ihr Zwillingsbruder in leidenschaftlicher Liebe zu der Sterblichen entbrennt und Aphrodite maßlos eifersüchtig wird. Auch Alice’ Freund Neil trägt seinen Teil zu den Schwierigkeiten bei.
Die Situation eskaliert schließlich ganz, als der wieder einmal zurückgewiesene Apoll den an Demenz leidenden Zeus aufsucht und ihn bittet Rache zu nehmen.
Marie Phillips ist nicht die einzige Autorin, die sich Gedanken darüber macht, wie die Götter damit zurecht kommen, ihre Macht so gut wie ganz verloren zu haben, aber ihre Darstellung ist wie der Titel „Götter ohne Manieren“ verrät, weitaus respektloser als die meisten anderen Autoren.
Bis auf Artemis, die noch einen nachvollziehbaren Pragmatismus besitzt und sich sehr genau in der Welt umsieht, sind die anderen launische Kinder, die das tun, was ihnen gerade in den Kram passt, egal, was das für Folgen für sie und ihre Umwelt hat. Das liest sich anfangs sehr humorvoll, wird aber mit der Zeit langweilig, da sich zu viel davon wiederholt, so wie die recht derben Sex-Szenen zwischen Apoll und Aphrodite.
Die Geschichte selbst ist recht einfach, wird eher wie eine lockere Aneinanderreihung von kleinen Anekdoten und Episoden und weniger wie etwas, das einen roten Faden und ein Ziel besitzt. Das Endergebnis ist eher Zufall und wirkt wie gewollt, wird dadurch aber auch weniger überzeugend. Die meisten Figuren – auch die Menschen - bleiben sehr seicht und oberflächlich, die einzige Ausnahme ist Artemis, aber vermutlich auch nur, weil der größte Teil der Handlung aus ihrer Sicht erzählt wird.
Alles in allem ist die Idee zwar teilweise recht nett umgesetzt worden, der Roman selbst lässt aber ab der Mitte etwas nach, weil die Geschichte auseinander zu fallen beginnt und die meisten Gags auch nicht mehr so recht zünden wollen.
„Götter ohne Manieren“ ist ideale Strandlektüre – mit einer einfachen, übersichtlichen Handlung ohne Ansprüche und viel Humor, aber leider auch nicht mehr. Die phantastischen Elemente sind ebenfalls mehr oder minder nur Staffage, im Mittelpunkt stehen eher Beziehungen und Liebe, so dass vor allem Leser, die auch Sitcoms mögen, den meisten Spaß an dem Roman haben werden.
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