Gomorrha, Staffel 1 (DVD; TV-Serie; FSK 16)
 
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Gomorrha, Staffel 1 (DVD; TV-Serie; FSK 16)

Rezension von Christel Scheja

 

Nachdem britische und schwedische Krimiserien auch in Deutschland immer mehr Interesse und einen gewissen Zuschauerkreis finden, wächst das Interesse, auch einmal solche zu zeigen, die aus ganz anderen Kulturkreisen stammen und die Gewichtung wieder ganz anders legen, als man es gewohnt ist. Das merkt man bereits bei den französischen und noch deutlicher bei den italienischen Filmen und Serien. „Gomorrha“, dessen erste Staffel nun auf DVD bei Polyband vorliegt, ist ein gutes Beispiel.

 

Ciro Di Marzio lebt wie viele andere in Scampia, einem der Problemviertel in Neapel. Aber er hat Glück, kann er Frau und Tochter doch recht gut versorgen und muss nicht mit seiner Familie von der Hand in den Mund leben. Denn er arbeitet nicht nur als Handlanger von Don Pietro Savastano und dessen Camorra-Clan, er ist sogar dessen rechte Hand, ein Auftragskiller, der wegen seines Glücks und Geschicks auch „Der Unsterbliche“ genannt wird.

Der Don hält sehr große Stücke auf ihn und will dafür sorgen, dass Ciro diese Stellung auch behält, wenn er die Führung des Clans einmal an seinen Sohn Gennaro übergibt. Aber es kommt leider anders als man denkt. Eine rasante Autofahrt führt Don Pietro direkt von der Straße in den Knast und der Leiter des Gefängnisses, in dem er nun ausharren muss, ist leider nicht bestechlich und zu gerissen, um sich ausschalten zu lassen.

So übernehmen Pietros Sohn und dessen Mutter Imma die Geschäfte der „Familie“, wenngleich auch mehr schlecht als recht – denn sie sorgen dafür, dass die anderen Clans sie noch weniger ernst nehmen als je zuvor. Auch Ciro bekommt die Launen der Donna Imma zu spüren, wird er doch von seinem Posten entfernt und nach Spanien geschickt, um sich dort mit dem größten Rivalen der Familie Savastano herumzuschlagen, was dem „Unsterblichen“ durchaus den Kopf kosten kann, während ihr Sohn in Honduras ein paar Drogengeschäfte auf dem Weg bringen soll.

Allerdings kommt es anders als gedacht und bei der Rückkehr der beiden Männer beginnt ein Machtkampf hinter den Kulissen, der nur in einem Blutbad enden kann und vermutlich auch wird.

 

Die Serie macht keinen Hehl daraus, dass ihre Hauptfiguren Verbrecher sind, denen edle Motive fremd sind, und die einer ganz eigenen Moral folgen, die sich gerade einmal auf den engsten Familienkreis um sich herum bezieht. Und sie verzichtet auch darauf, die „Familie“ zu glorifizieren oder dem ganzen düsteren Treiben einen reizvollen Pathos zu verleihen, der die Taten beschönigt. In der Hinsicht bleibt die Serie eher nüchtern und kaltschnäuzig.

Daher sollte man nicht erwarten, dass der Held Gnade zeigt, ohne einen triftigen Grund dafür zu haben und schon gar nicht bereit ist, warmherzig und nett zu sein. Auch Don Pietro und seine Familie zeichnen sich nicht gerade durch Herzenswärme aus, bei denen hat man eher das Gefühl, dass sie sich gegenseitig auszuschalten versuchen. Liebe und Zuneigung sind eher geflügelte Worte, hinter denen nicht wirklich viel steht, da die Menschen in der Serie einfach zu ichbezogen handeln oder gelernt haben, keinem anderen zu vertrauen.

Der Zuschauer begegnet zwischen den Hochhäusern des Elendsviertels deshalb in erster Linie den Abgründen menschlichen Verhaltens: Verrat und Habgier, Wollust und Grausamkeit, Lügen und Mordlust. Fast jeder ist sich selbst der nächste, eine in Freundlichkeit gereichte Hand kann einem schnell genommen werden, wenn man nicht aufpasst.

Da man unter sich bleibt, tauchen Polizei und Obrigkeit nur am Rande auf, Gesetze und Moral werden nach dem Willen der Mächtigen geformt und zurechtgebogen. Um seine Ziele zu erreichen ist eigentlich jedes Mittel recht, daher wird immer wieder gerne schnell geschossen anstatt miteinander zu kommunizieren.

Die Macher bemühen sich ein möglichst realistisches Bild der Verbrechersyndikate zu zeichnen, ohne dabei jedoch all zu sehr die Spannung zu vernachlässigen. Daher gibt es auch immer wieder Actionmomente, in denen es ordentlich zur Sache geht.

Natürlich sind auch einige der Figuren leicht überzeichnet – ihre Dialoge sind es jedoch ganz und gar nicht. Auch machen die meisten wichtigen Charaktere nach und nach eine interessante Wandlung durch, lernen aus ihren Erfahrungen.

Ciro mag zwar ein skrupelloser Auftragskiller sein, der sich bisher kaum Gedanken über seinen Job gemacht hat, aber seine Familie und die Gefühle, die er für diese hat, werden gelegentlich auch zu seiner Schwäche.

Und ähnlich ist bei den anderen Figuren, die ihr vielschichtiges Verhalten dadurch untermauern, dass die Fehler begehen, andere über- oder unterschätzen und gelegentlich auch viel zu heißblütig reagieren – ideal, um den Zuschauer immer wieder zu überraschen und vor dem Fernseher zu halten.

Letztendlich ist das die Stärke der Serie. Sie fällt aus dem Rahmen, weil sie konsequent negative Charaktere in einem nicht minder düsteren Umfeld zeichnet und dabei niemals aus der Rolle fällt. Auch die Farben und die Drehorte sorgen für die passende Atmosphäre, wissen durch die Nähe zur Wirklichkeit in den Bann zu schlagen.

Zugleich erfährt man, was ein Mafia-Clan noch so alles treiben kann – neben den Drogengeschäften in Mittelamerika spielen in einigen Folgen auch die Geldgeschäfte in Mailand eine Rolle oder die Rivalitäten mit den Russen, die ähnlich organisiert sind, wie die Italiener. Für Abwechslung wird also gesorgt, genau so wie durch den breit gefächerten Cast immer wieder eine neue Figur in den Fokus rückt und sich alles nur auf Ciro konzentriert.

Der interessierte Zuschauer bekommt mit über zwei Stunden Bonusmaterial zudem noch einiges an Hintergrundinformationen geboten, die einem tiefere Einblicke in die Ideen der Macher, die Charaktere und die Schauplätze geben. Bild und Ton sind ebenfalls auf der Höhe der Zeit, so dass keine Wünsche offen bleiben.

 

 

Fazit:

 

„Gomorrha“ ist sicherlich keine leichte Kost für diejenigen, die nach der Arbeit Entspannung und etwas fürs Herz suchen, eher das Gegenteil. Die Serie richtet sich eher an die Zuschauer, die von ihrer Serie harte und realistische Geschichten erwarten, in denen es ordentlich zur Sache geht und die Figuren vor allem dadurch interessant werden, dass ganz und gar sympathisch sondern vor allem unberechenbar sind, genau so wie die durchweg realistisch wirkende Handlung.

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DVD:

Gomorrha, Staffel 1

Darsteller: Marco D'Amore, Fortunato Cerlino, Maria Pia Calzone, Salvatore Esposito, Marco Palvetti

Regisseur(e): Stefano Sollima, Claudio Cupellini, Francesca Comencini

Künstler: Riccardo Tozzi, Maricetta Lombardo, Laura Muccino, Patrizio Marone, Stefano Bises, Paki Meduri, Veronica Fragola, Paolo Carnera, Giovanni Stabilini, Michele D'Attanasio, Leonardo Fasoli, Marco Chimenz, Ludovica Rampoldi, Gina Gardini, Filippo Gravino, Maddalena Ravagli

Format: Dolby, PAL

Sprache: Italian (Dolby Digital 2.0), Italian (Dolby Digital 5.1), German (Dolby Digital 2.0), German (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Region: Region 2

Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1

Anzahl Disks: 5

FSK: Freigegeben ab 16 Jahren

Studio: Polyband/WVG

Erscheinungstermin: 25. September 2015

Produktionsjahr: 2014

Spieldauer: 586 Minuten

ASIN: B00SNVHIW6AM0

Erhältlich bei: Amazon

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024121402344376f9f72d
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Erstellt: 15.10.2015, zuletzt aktualisiert: 17.11.2024 13:19, 14139