Die meisten Superheldenfilme haben den Comic-Serien, aus denen sie hervorgegangen sind, einen echten Push gegeben. Der weitgehend enttäuschende Streifen Green Lantern aus dem Jahr 2011 um Hal Jordan war hingegen trotz bekannten Schauspielern wie Ryan Reynolds, Blake Lively oder Peter Sarsgaard eher eine Hypothek für die gleichnamige Comic-Reihe. Glücklicherweise verhinderte das nicht einige erfolgreiche Comic-Runs um die Grüne Leuchte Hal Jordan. Einen weiteren Anlauf nehmen nun im Rahmen von Dawn of DC mit Zurück auf der Erde Jeremy Adams und Xermánico.
Hal Jordan war einst eine der mächtigsten Green Lantern. Jetzt sitzt er jedoch auf seiner Heimatwelt Erde fest – dummerweise ohne Energiering. Auch seine Ex möchte nichts mehr von dem Piloten wissen. Die Dinge kommen ins Rollen, als Jordan mit einem Schurken konfrontiert wird, der über außerirdisches Equipment verführt. Dann gibt es auch noch ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten, der bereit ist, über Leichen zu gehen, um seine Ziele zu erreichen. Das kann Hal Jordan als ehemaliger Gestzeshüter natürlich nicht zulassen. Es kommt zu einem Duell zwischen Wille und Wut.
Dass er spannende Geschichten erzählen kann, hat Autor Jeremy Adams bereits bei seinen Arbeiten zu Supernatural und The Flash bewiesen. Das gelingt ihm auch hier, wobei er die Intensität im Verlauf des ersten Bandes bis zum Finale geschickt sukzessive erhöht. Um die erzählerische Dynamik zu steigern, nimmt Adams auch einige Zeitsprünge in der Handlung vor. Insgesamt führt er Hal Jordan zu seinen Wurzeln zurück: Statt intergalaktische Abenteuer zu erleben, geht es nun darum, die Erde zu beschützen. Wer die letzten Comics der Serie gelesen hat, dürfte die Abwechslung zu schätzen wissen. Gleichzeitig hat Adams immer wieder Überraschungen parat und bedient sich dabei auch bei einer seiner anderen Arbeiten, um eine Lösung für ein verzwicktes Problem zu finden. Hal Jordans manchmal etwas infantil wirkende Versuche, seine Ex-Freundin zurückzugewinnen, dürften Teile des Lesepublikums allerdings als etwas störend empfinden. Zudem wirken einige Aspekte der Handlung – wie Jordans rasanter Aufstieg zum Piloten bei der Firma seiner Ex – ziemlich konstruiert.
Verantwortlich für die visuelle Umsetzung ist vor allem Xermánico (Flashpoint Beyond), der im letzten Teil noch etwas Unterstützung von Scott Godlewski (The Lost Boys) erhält. Eine Stärke des spanischen Künstlers ist sein Gespür, wann es angebracht ist, mit den Zeichnungen ins Großformat zu wechseln. Dadurch setzt er an Höhepunkten der Geschichte immer wieder packende optische Ausrufezeichen. Viele dieser detailliert gestalteten Panels haben sogar Cover-Qualitäten. Xermánico spielt gekonnt mit Unschärfen und setzt Jordans Superkraft insgesamt gut um. Lediglich im letzten Teil kommt ein etwas antiquiert wirkendes Power-Rangers-Feeling auf. Zudem liefert der Spanier an einigen Stellen Füllpanels, die die Handlung nicht weiterbringen und auch wenig zur Stimmung beitragen. Wenn Hal Jordan mit seinem Gegenspieler in einem American Diner zusammensitzt, möchten die meisten Leserinnen und Leser wohl nicht unbedingt Informationen über das Tagesessen erhalten oder einen genaueren Blick auf die Kaffeemaschine werfen.
Als Bonus spendiert Panini eine echte Cover-Vielfalt. Gleich über zwei Dutzend alternative Titelbilder von Künstlern können sich Fans am Ende des Bandes freuen. Am meisten überzeugt allerdings das Original-Titelbild von Xermánico, das durch eine gelungene Kombination der Figuren im Stil von klassischen Filmplakaten besticht.
