Die Superheldentruppe »Guardians of the Galaxy« standen in der Fangunst jahrelang im Schatten von Gruppen wie den »Avengers« oder den »X-Men«. Das hat sich vor allem durch die MCU-Filme von Regisseur James Gunn geändert. Mit deren beliebter Besetzung startet nun eine neue Serie von Collin Kelly, Jackson Lanzing und Kev Walker. Die ersten von Juni bis Oktober 2023 erschienen Folgen fasst der Sammelband Spiel mir das Lied von Groot zusammen. Avancieren die Wächter des Universums jetzt auch in Comicform zu absoluten Fanlieblingen?
Die Guardians of the Galaxy sind nicht mehr das, was sie einst waren. Nicht nur ihr Heldenstatus hat heftige Kratzer bekommen. Drax, Gamora, Mantis, Nebula und Star-Lord haben zudem Rocket Racoon und Groot verloren. Dennoch mühen sich die galaktischen Wächter redlich und wollen nicht nur Leben, sondern ganze Planeten retten – zur Not auch gegen den Willen der zu Rettenden. Dabei scheint die Gefahr ausgerechnet von einem Mitglied der Superheldenkombo auszugehen.
Eine Überraschung der von Collin Kelly und Jackson Lanzing (Batman – One Bad Day: Clayface) erdachten Story ist zunächst das Setting. Es beginnt nämlich als Western – worauf auch der fast schon kongeniale deutsche Titel des Sammelbands anspielt, der von Übersetzer Alexander Rösch stammt – und entwickelt sich erst danach zur Space Opera. Das ist zwar kein ganz neuer Kniff – man denke etwa an Firefly – stellt für die Guardians aber eine interessante Neuerung dar. Zudem sorgt das Autorenduo immer wieder für Spannung, vor allem da sie noch nicht aufklären, welche Katastrophe zur Trennung der Guardians geführt hat und warum einer von ihnen plötzlich eine multiplanetare Bedrohung darstellt. Collin Kelly und Jackson Lanzing bemühen sich auch redlich wirklich allen der Guardians den verdienten Anteil zu geben. Dabei wirkt vor allem die Figur von Mantis noch facettenreicher, wenngleich auch weniger nachvollziehbar geraten. Insgesamt zünden aber nur manche der präsentierten Gags. Einige Szenen wirken etwas holprig und zusammenhanglos. Das gilt beispielsweise für die merkwürdige und unnötig in die Länge gezogene »Güldene Jagd«. Da geht der berühmte rote Faden bisweilen etwas verloren.
Zeichner Kev Walker ist nicht nur mit Science-Fiction-Stoffen (Star Wars: Doctor Aphra), sondern auch mit Superheldengeschichten (Avengers) vertraut und kennt sich auch mit dem Guadian Drax aus. Hier fängt er gleich zu Beginn in seinen Bildern sehr passend eine »spacig« modifizierte Western-Atmosphäre ein. Später spielt er visuell geschickt mit der aus dem Italo-Western bekannten italienischen Einstellung, bei der sich die Kamera auf die Augen der Figuren konzentriert. Die Größe seiner Panels gestaltet Walker dynamisch, abwechslungsreich und immer wieder überraschend, was gut zu den Guardians passt. Dabei lässt er Sequenzen immer wieder in großformatig dargestellten Bildern kulminieren. Bei seinem Charakterdesign weiß vor allem Rocket Racoon zu gefallen. Drax wirkt hingegen etwas blass. Einige Bilder – und vor allem deren Hintergründe – hätten zudem detailreicher gestaltet sein dürfen.
Als Bonus des Bandes winken am Ende des Bandes zahlreiche Variant-Cover. Hier gibt es einige echte Hingucker zu entdecken.