Hägar (Klassiker der Comicliteratur Bd. 10)
 
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Hägar

Reihe: Klassiker der Comicliteratur Bd. 10

Rezension von Christian Endres

 

Eigentlich kann ich mich in Sachen Zeitungscomic ja wahrlich glücklich schätzen – immerhin erscheint in einer der größten Tageszeitungen meiner fränkischen Heimat immer wieder einmal ein kleiner Hägar-Comicstrip, der nebst der Wirtschaftszahlen und der Sportnachrichten den Genuss der sonst eher nüchternen Zeitungslektüre deutlich aufwertet. Eben jenem Wikingerfürsten aus dem rauen Norden ist der zehnte Band der Klassiker der Comicliteratur gewidmet, den die Redakteure des FAZ-Feuilletons mit ausgewählten Strips auf 256 Seiten präsentierten und mich damit gehörig überraschen, da ich nicht damit gerechnet hätte, meinen langjährigen Weggefährten und Alltags-Comichelden Hägar – den Schrecklichen ... soviel Zeit muss sein – in dieser Reihe anzutreffen ...

 

Frau Helga, Sohn Hamlet, Tochter Honi, Kumpel Sven Glückspilz und Hund Snert sind nur einige der Namen, die einem in den Sinn kommen, wenn man sich der humorvollen Abenteuer von Wikinger-Chef Hägar erinnert, dem womöglich größten Pantoffelhelden der nordischen Sagen und Legenden (und wahrscheinlich auch der Comicindustrie im Allgemeinen), der aber trotzdem das Herz am rechten Fleck, einen gesunden Menschenverstand und letztlich eine tolle Familie hat und dadurch vielleicht gleichzeitig auch der mit Abstand sympathischste aller barbarischen Helden ist.

 

Für mich etwas überraschend, dass mein hiesiger Lokal(zeitungs-)matador in dieser Klassiker-Bibliothek seinen Auftritt hat, doch freut es mich somit natürlich nur um so mehr, einmal einen Band mit gesammelten Hägar-Geschichten lesen zu können, da ich den Wikingerfürsten sonst nur als kurze Auflockerung meiner morgendlichen Zeitungslektüre kenne. Schade und etwas unverständlich ist für mich nur, dass man sich lediglich auf Geschichten von Dik Brownes Nachfolger am Zeichenbrett – seinen Sohn Chris – gestützt hat. Das mindert zwar den Lesegenuss in keinster Weise, doch hätte ich gerne einmal den direkten Vergleich gesehen, zumal Hägar-Schöpfer Dik Brown völlig ja einmal mehr als Autor angegeben wird und man meiner Meinung nach in so einem Klassiker-Band schon darauf achten sollte, das »Original« zumindest kurz auftreten zu lassen. Der vorliegende Band beinhaltet folgende Strips (allesamt im Übrigen dann doch eher jüngeren Datums, obwohl Hägar ja auch schon gute dreißig Jahre auf dem Schild hat):

 

Willkommen zu Hause

Das schwere Geschäft des Krieges

Freunde oder Feinde

 

Von der technischen Front gibt es leider nichts Neues zu berichten: Vor allem die Papierqualität lässt auch nach dem zehnten Band, mit dem wir übrigens die Halbzeit dieses Projekts erreicht haben, weiterhin erheblich zu wünschen übrig, und spätestens jetzt habe ich jede Hoffnung auf Besserung endgültig aufgegeben. Die technische Verarbeitung wird wohl bis zum letzten Streich das größte Manko dieser Reihe sein. Dafür weiß Patrick Bahners Vorwort trotz abermals äußerst geflügelter Worte diesmal durchaus zu gefallen, was ja in den vergangenen von ihm betreuten und eingeleiteten Bänden nicht immer der Fall gewesen ist. Auch die äußere Gestaltung des Bandes samt des wundervoll schlichten Covers und auch inter Berücksichtung der optischen Eingliederung in die gesamte Reihe ist – wie eigentlich bei allen Bänden der Klassiker der Comicliteratur– absolut gelungen und weiß zu überzeugen.

 

Fazit: Es gibt nichts schöneres, als nach ’ner langen Seereise Heimzukommen, tönt Hägar gerne, wenn er sich nach einem weiteren mehr oder minder erfolgreichem Beutezug seinem trauten Heim nähert und Helgas köstlichen Rinderbraten schon auf hoher See riecht. Ich für meinen Teil möchte gerne behaupten, dass gerade in Hägars speziellem Fall Rinderbraten und Heimkehr in den Hafen der Ehe durchaus noch zu toppen sind, denn die Lektüre dieses Bandes ist eine kleine Heimkehr, zurück zu dem ersten Comicstrip, den ich bewusst wahr genommen habe. Ob das allein schon ausreicht, um die Hägar-Strips zu Klassikern zu machen und nebst Kuberts Tarzan, Lees Spider-Man und Schulz’ Peanuts zu stellen, das muss letztendlich jeder Leser für sich selbst entscheiden.

 

Auch ohne meine nostalgischen Anwandlungen in Sachen Zeitungscomicstrip weiß der vorliegende Band um den mehr oder weniger furchtlosen und laut eigener Definition ganz und gar schrecklichen Wikingeranführer Hägar aber von der ersten bis zur letzten Seite zu gefallen, da die Strips überhaupt nicht unter einer Verkleinerung zu leiden haben und mit einem schlichten, ja fast liebenswert einfachen Humor aufwarten, der eigentlich bei jedermann ankommen dürfte. Denn Barbar oder nicht: Jeder hat die ein oder andere Situation, die es für Hägar und Co. zu bestehen gibt, schon irgendwie und irgendwo schon einmal in ähnlicher Form gesehen ...

 

Wie schon beim zweiten Band der Reihe, den Peanuts, beweist der zehnte Band der Klassiker der Comicliteratur zudem auch noch, dass die humorvollen Zeitungsstrips (nicht die großformatigen wie Prinz Eisenherz, wohlgemerkt, sondern die vom Format her kleineren Vertreter dieser Gattung wie die Peanuts, Strizz oder nun eben Hägar) bestens im Taschenbuchformat aufgehoben sind und ihren (Super-)Heldenkollegen in dieser Hinsicht einiges voraus haben.

 

Kurzum: Viel Hägar für wenig Geld – dafür gibt´s zwei Daumen nach oben und eine satte Empfehlung. Für mich bis jetzt die Überraschung der Reihe.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042520023440d64dfc
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Comic:

Hägar

Reihe: Klassiker der Comicliteratur Bd. 10

Autor: Dik bzw. Chris Browne

Verlag: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Format: Softcover

Sprache: Deutsch

ISBN-Code: 3899810910

Anzahl Seiten: 256

Erhältlich bei Amazon

weitere Infos:


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Erstellt: 07.11.2005, zuletzt aktualisiert: 18.02.2021 18:53, 1498