Hansel & Gretel (DVD; Horror; FSK 16)
Rezension von Bine Endruteit
Rezension:
Der junge Mann Eun-Soo hatte einen Autounfall. Mitten auf der Landstraße ist er vom Weg abgekommen. Auf dem schlammigen Boden liegend wird er von der jungen Young-Hee gefunden, die ihn mit in das Haus nimmt, in dem sie lebt. Es wirkt leicht verwunschen, da es sich mitten im Wald befinden, wo sonst absolut nichts außer der Wildnis ist. Eun-Soo wird von Young-Hee und ihrer Familie, die aus ihrem Bruder Manbok und der kleinen Jung-Soon besteht, herzlich empfangen. Außerdem sind da noch deren Eltern, die insgesamt ein wenig steif erscheinen, ihre Kinder aber sehr zu lieben scheinen, so servieren sie ihnen am nächsten Tag Kuchen und Muffins zum Frühstück und das gesamte Haus ist voller Spielzeug und wurde in grellen, kindgerechten Farben gestaltet.
Doch die Überraschung, die am folgenden Tag auf Eun-Soo wartet, nachdem er sich von seinem Unfall erholt hat, ist alles andere als erfreulich. Er würde gerne so schnell wie möglich zurück zur Straße, um sich wieder auf den Weg machen zu können, denn schließlich wartet seine schwangere Frau auf ihn und er will zu seiner Mutter, die nicht mehr lange leben wird. Doch so sehr er sich auch bemüht, er findet den Weg nicht und findet sich an dem selben Haus wieder, das er viele Stunden zuvor verlassen hat. Nun sind sogar die Eltern von Young-Hee, Jung-Soon und Manbok verschwunden und er soll sich um die drei Geschwister kümmern. Das fällt ihm nicht leicht, da das Haus sich als zunehmend unheimlich erweist. Nachts hört er Schritte vom Dachboden und Manbok scheint gewisse magische Fähigkeiten zu besitzen. Was ist das bloß für ein Haus, in das Eun-Soo sich da verirrt hat, und wie soll er den Weg nach Hause jemals wiederfinden?
Hansel & Gretel (Ohne Ä, wie es im deutschen üblich wäre, weil der Titel hier englisch auszusprechen ist) wurde dem deutschen Publikum auf dem Fantasy Filmfestival 2009 vorgestellt. Er behandelt das titelgebende Thema aus der berühmten Geschichtensammlung der Gebrüder Grimm allerdings nur sehr oberflächlich. Vielmehr beschäftigt er sich damit, wie Regisseur Yim Pil-Sung im Making-Of erzählt, was passiert wäre, wenn die Kinder nicht wieder aus dem Wald herausgefunden hätten, sondern dort geblieben werden. Auch das trifft die Handlung jedoch nur am Rande, denn hier befinden wir uns nicht nur in einem modernen Szenario, sondern es gibt auch keine märchenhafte „böse Hexe“. Die Kinder umgibt ein gänzlich anderes Geheimnis, das der Protagonist Eun-Soo im Laufe der Geschichte gemeinsam mit dem Zuschauer ergründen muss.
Es fällt schwer, den Film zu kategorisieren, denn er besitzt Elemente aus vielen Sparten. Er enthält fantastische Elemente, mutet an wie ein Märchen, verbreitet stellenweise Schrecken, die an einen Horrorfilm denken lassen und ist stellenweise so spannend wie ein Krimi. Dadurch ist eine interessante Mischung entstanden, die eine ganz besondere Atmosphäre erzeugt. Dazu tragen außerdem die intensiven Bilder bei. Das Haus ist zwar als ein Kinderparadies ausgestattet, zeigt aber nach und nach seine gruselige Seite, genau wie seine Bewohner. Man taucht immer weiter in eine Welt voller verborgener Schrecken ein.
Das Hauptthema der Geschichte ist die Einsamkeit und die Sehnsucht danach, geliebt zu werden. Gerade bei Kindern kann dieser Wunsch seltsame Blüten tragen, wenn man ihnen freie Hand lässt. Die jungen Schauspieler stellen die Gefühle und die Not der Kinder, die sie spielen, sehr gut dar, man kann ihre Emotionen gut nachempfinden. Auch die deutsche Synchronisation ist durchaus gut gelungen. Außerdem gibt es zahlreiche Extras auf der DVD zu entdecken, wie ein kleines Making-Of, Bilder vom Set oder ein Interview mit dem Regisseur.
Fazit:
„Hansel & Gretel“ ist ein bedrückender und mystischer Fantasy-Grusel-Mix, der sich bestens für kalte Wintertage eignet.