Herrscher von Morgan Howell
Reihe: Königin der Orks, Bd. 3
Rezension von Christel Scheja
„Herrscher“ schließt den Zyklus um die „Königin der Orks“ ab. Zuvor erschienen die Romane „Söldner“ und „Legionäre“. Schon dort hat Morgan Howell die althergebrachten Klischees völlig auf den Kopf gestellt. Seine Orks sind nicht mehr nur hirnlose Bestien und blutrünstige Monster, sondern Wesen, die naturverbunden und lebensbejahend leben und eine fast schon ideale Gesellschaftsstruktur aufweisen.
Dar, wurde einst von den Kopfgeldjägern des Königs entführt und gebrandmarkt, um im Heer als Sklavin zu dienen. Sehr schnell hat sie erkannt, dass die grobschlächtigen und als brutal geltenden Gesellen sie mehr als jeder Mensch als lebendes, fühlendes und denkendes Wesen sehen und mit Respekt behandeln. Sie verliert ihre Furcht und lernt mit der Sprache der Orks auch ihre Kultur genauer kennen, die weitaus weniger barbarisch ist, als sie gedacht hat. Alle behandeln dort einander mit Respekt und Achtung.
Um dem grausamen Hauptmann Kol zu entgehen, fließt Dar nach der nächsten Schlacht mit ihren Orks in die Berge und beschließt dort, nicht mehr länger nur Gast zu sein, sondern nach einer gefahrvollen Initiation selbst zu einer Orkfrau zu werden. Denn nur so wird ihre warnende Stimme wahr genommen. Sie will nicht länger, das ihre Freunde Menschen dienen, die ohnehin nur ihren Untergang wollen, nur weil die Herrscherin des Volkes in der Gewalt des Königs und seines Hexenmeisters Othar ist, die nur eines Wollen - Macht über alle Länder rund um sich herum. Die Orks sind für sie nichts weiter als Wesen zweiter Klasse, dumme Kreaturen, die man in den Schlachten opfern kann.
Mit einer kleinen Schar Vertrauer will sie die gefangene Ork-Königin befreien. Das Schicksal fügt es jedoch, dass sie bei diesem Versuch selbst zur Herrscherin wird und Othar besiegt, der nun, wo der König gefallen ist, Macht über dessen Gemahlin und Sohn erlangen will.
Doch Dars Stellung ist alles andere als gesichert, denn die Ork-Mütter sind nicht gerade glücklich darüber, von einer Menschenfrau regiert zu werden, vor allem weil eine alte Prophezeiung nichts Gutes verheißt, und die Menschen verachten sie.
Vor allem ist es ihrem alten Erzfeind, dem Magier Othar, gelungen, den letzten Zweikampf zu überleben. Im Verborgenen spinnt er seine Intrigen weiter und gewinnt Hauptmann Kol für sich, der immer noch auf Rache sinnt und der Macht nicht abgeneigt ist. Gemeinsam arbeiten sie daran, das Vertrauen der Menschenkönigin zu gewinnen, um diese gegen die Orks und ihre Herrscherin aufzuhetzen.
Morgan Howell konzentriert sich wie in den beiden Vorgänger-Bänden auch in „Herrscher“ mehr auf seine Protagonisten und die Intrigen hinter den Kulissen, als blutige Kämpfe und Schlachten zu schildern. Sie beschreibt, wie Dar über sich hinaus wächst, um das Volk der Orks gegen ihre eigene Rasse zu beschützen und alles riskiert, um ihre Feinde zu stellen. Dabei hat sie nicht nur orkische Freunde, auch der Krieger Severn steht weiterhin auf ihrer Seite.
Immer noch wirkt die Gesellschaft und Kultur der Orks weitaus vielschichtiger und lebendiger ist als die der Menschen. Noch immer spielt das spirituelle Bewusstsein eine große Rolle, wenngleich gerade die Clan-Mütter fest mit den Füßen auf dem Boden stehen und durchaus zu intrigieren wissen. Dafür geht es bei den Menschen um so liebloser und grausamer zu.
Der Zyklus um „Die Königin der Orks“ bleibt auch im abschließenden Band ein Hohelied auf die naturverbundene Orkkultur, die auf ihre Weise eine hohe Zivilisationsstufe erreicht und manchmal weiter entwickelt scheint, als die der Menschen.
Der Konflikt mit dem Zauberer ist diesmal die treibende Kraft in der Handlung und weiß durch einen spannenden Aufbau zu überzeugen. Da macht es auch nichts, wenn der Showdown klassisch endet, denn die Geschichte wird in angenehmer und unterhaltsamer Form präsentiert.
Morgan Howell gelingt es, den Leser auch im letzten Band mit einer spannenden Handlung und überraschenden Wendungen zu fesseln. Zwar wirken Dars Erlebnisse manchmal etwas naiv, ist aber sehr sympathisch erzählt, so dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.
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