Herrscher des Lichts von Brandon Sanderson
Reihe: Nebelgeboren Band 3
Rezension von Christel Scheja
Brandon Sanderson hat sich nach seinem Debüt „Elantris“ gleich mit dem düsteren Zyklus um das “Final Empire“ auf die Bestsellerlisten geschrieben und viele Freunde gewonnen. Derzeit führt er den Zyklus um „Das Rad der Zeit“ für seinen verstorbenen Mentor Robert Jordan zum passenden Ende, um die Leser nicht im Regen stehen zu lassen.
Auf einer sterbenden Welt kämpfen die letzten Menschen unter Schnee- und Ascheregen ums Überleben, das ihnen nicht leichter gemacht wird, weil sie seit gut tausend Jahren von einem unsterblich scheinenden Herrscher und der privilegierten Oberschicht aus dekadenten Adligen regiert werden. Der geheimnisvolle Nebelgeborene Kelsier entfacht die Flamme des Widerstandes in den versklavten Massen, indem er sie lehrt, dass einige von ihnen auch ohne Schulung und Geburtrecht die „Allomantie“ auszuüben – eine Magie der Metalle.
Nach seinem Tode führen andere seinen Plan weiter.
Der begabten Vin und dem idealistischen Elant Wager gelingt es, den Herrscher zu stürzen und zu vernichten. Dabei bricht aber auch das ohnehin schon wacklige Versorgungssystem zusammen und bald haben die Rebellen mit weit mehr zu kämpfen als nur den letzten Anhängern des gestürzten Tyrannen.
Elant ist zwar nun der neue der Herrscher, aber sein Hauptaugenmerk liegt nun auf dem Wohl der Menschen, das am seidenen Faden hängt. Hilfe und Rettung kann nur die „Quelle der Erhebung“ bringen. Als Vin diese nach vielen Gefahren erreicht und die Macht herauf beschwört lässt sie damit aber auch ein Wesen frei, das lange in ihr gefangen war und nun die Welt mit neuem Übel überzieht. Seltsame Kolosse tauchen auf, der Nebel wird immer aggressiver und die Welt immer düsterer
Auch wenn sie den Lebenserhalt der Menschen nun etwas besser sichern können, müssen Elant und Vin erkennen, dass ihr Gegner weit gefährlicher ist als der unsterbliche Herrscher. Denn „Ruin“ ist kein Mensch, besitzt nicht einmal eine sterbliche Hülle, sondern ist nur eine Wesenheit, die nur eines im Sinn hat.
Dennoch versuchen sie ihn und die alten Mächte, die er herauf beschwört, um die Menschen zu quälen und zu vernichten, aufzuhalten. Das ist nicht immer einfach, denn auch der junge Herrscher und die mächtigste Allomantin haben mit ihren eigenen Schwächen und Zweifeln zu kämpfen, was sie auch nicht unbedingt stark macht.
Sie erkennen schließlich, dass es nur einen gibt, der Ruin aufhalten könnte. Doch wie sollen sie den „Held aller Zeiten“ finden, der bisher nur in alten Prophezeiungen erwähnt wurde und auch nur ein Konstrukt sein könnte wie so vieles andere.
Auch „Herrscher des Lichts“ umfasst gut tausend Seiten, auf denen Brandon Sanderson in epischer Breite den Überlebenskampf der Menschen inszeniert und auch das Seelenleben seiner Helden wieder ausführlich vor dem Leser ausbreitet.
Natürlich stehen sie erneut einem übermächtigen Feind gegenüber, gegen den es keine Waffe zu geben scheint und alles ist hoffnungslos, dennoch kämpfen sie wie richtige Helden weiter und sehen dem Untergang offenen Auges entgegen.
Sehr nüchtern und realistisch wirkend zeigt Brandon Sanderson, was passiert, wenn man mit einem Übel ein anderes bekämpfen wollte und damit eigentlich alles noch schlimmer macht. Das sie nicht aufgeben wollen, ehrt die Helden, aber der Autor nutzt diesmal nicht wirklich die Chancen, die er sich selbst geschaffen hat.
Im Gegensatz zum letzten Roman entwickeln sich Vin und Elant nicht weiter, sondern baden ein wenig zu sehr in Selbstmitleid und Zweifeln, so dass sie oft nur reagieren statt selbst etwas zu unternehmen. Die anderen Figuren bleiben weiterhin sehr blass, auch wenn einige von ihnen mehr Raum erhalten.
Die Spannung bleibt leider auf einem sehr niedrigen Niveau. Auch wenn Sanderson hin und wieder für Action sorgt, kann er doch nicht darüber hinweg täuschen, dass die Handlung insgesamt doch sehr in die Länge gezogen wird.
Es geht eigentlich nicht wirklich voran, denn über weite Strecken des Romans irren die Helden mehr oder weniger ziellos umher, versuchen den Schaden so gering wie möglich zu halten und hadern sehr oft mit sich selbst. Das ist nicht gerade förderlich für die Entwicklung des Hintergrundes. Dafür kommt das Ende dann etwas zu überstützt und hastig, auch wenn es ihm gelingt, die meisten Fäden zusammen zu fügen. Aber ganz zufrieden ist man mit der Auflösung dann doch nicht.
„Herrscher des Lichts“ ist durchaus ein akzeptabler Abschluss des Zyklus, hätte aber mit einigen Straffungen und etwas mehr Handlung am Ende viel besser sein können, denn das Magiesystem und das Setting werden weiterhin sehr interessant beschrieben. Nur kann das nicht über die erheblichen Längen hinweg täuschen, die doch sehr viel vom Lesevergnügen nehmen, auch wenn man sonst vielleicht dicke Wälzer mag.