Rezension von Thomas Pichler
Die vorliegende DVD-Version des Films „Hide and Seek“ ist eine Halloween DVD mit Biss: Neben der DVD gibt es ein ganz und gar nicht digitales Special Feature in Form eines Mini-Einführungsspiels zum „Munchkin beisst!“. Möglich macht das eine Kooperation von 20th Century Fox und Pegasus Spiele.
Der Film
Nach dem Tod seiner Frau, offenbar ein Selbstmord, zieht der Psychiater David Callaway (Robert de Niro) mit seiner Tochter Emily (Dakota Fanning) in einer waldigen Gegend nördlich von New York. Dort will er seiner traumatisierten Tochter helfen und wird bald mit deren vermeintlich imaginären Freund Charly konfrontiert. Doch Charlys Terror gegenüber David, Emily und Dritten spitzt sich immer mehr zu. David muss er der Möglichkeit ins Auge sehen, dass Charly mehr als nur ein Produkt von Emilys Einbildung ist…
Der Film baut die Geschichte bis zu dem Punkt, an dem Charly erkannt wird, sehr langsam auf. So langsam, dass es dabei unverzeihlich erscheint, dass Nebenfiguren wie etwa die nächsten Nachbarn eigentlich unterentwickelt bleiben – so hätte ich mir zumindest irgendeine Erklärung für einen beobachten Streit des Paares im Kontext des Films erwartet. Ja, so langsam ist der Spannungsaufbau, dass Charlys Enttarnung als Höhepunkt verliert: Irgendwie hat sich bis zu diesem Zeitpunkt schon ein Gefühl eingeschlichen, dass die Handlung endlich ins Rollen kommen sollte.
Auch die Zeichnung der Hauptfiguren ist unzufriedenstellend, speziell im Fall der kleinen Emily. Es wird in keiner Weise aufgelöst, was sie eigentlich dazu treibt, Charlys böswilliges Versteckspiel rein logisch nicht ganz ohne eigene Böswilligkeit mitzuspielen. Stattdessen wird sie plump als reines Opfer hingestellt. Nicht ein Mal ihre Ersatzmutter am Ende des Films – noch eine Psychologie-bewanderte Person – erkennt offenbar, dass Emily ein Problem hat.
Die Stärke des Films ist letztendlich die Optik: Viele Bilder erinnern an dunkle Winkel, in denen sich etwas verstecken kann. Und um genau die, auch im Sinne der menschlichen Psyche, geht es bei dem Film. Ebenfalls von Vorteil ist, dass Dakota Fanning ein sehr gutes Mimikspiel hat.
DVD-Features
Zunächst gibt es Audio-Kommentare der Macher und ein Making-Of. Dazu kommen 14 in der Kinofassung nicht genutzte Szenen, die Hüllen-Angabe „bisher unveröffentlichte Szenen“ ist meines Wissenstandes nach aber falsch, da sie auf früheren DVD-Releases zu finden waren. Auch gibt es insgesamt vier alternative Enden, von denen eines gar optimistisch und damit noch schlechter als das Standard-Ende ist. Die drei anderen aber scheinen besser als das der Kinofassung, da das Faktum von Emilys eigenem Wahnsinn wenigstens definitiv wahrgenommen wird.
Sowohl Ton- als auch Bildqualität scheinen auf den ersten Blick in Ordnung, wobei mir der Ton auf Englisch etwas besser erscheint als auf Deutsch. Beim Ansehen auf Großbild-Fernseher offenbart sich aber eine technische Schwäche: Auf Non-Widescreen gezoomt ruckelt der Film hier gewaltig.
Karten-Beipackung
Für Film-Freunde ohne Spiele-Bezug ein Buch mit sieben Siegel dürfte das Päckchen mit 20 Karten und das zugehörige Regelblatt sein. Duch keine Angst, das beisst nicht: Es handelt sich um ein kleines Einführungs-Paket zum Pegasus-Spiel „Munchkin beisst!“. Damit können zwei völlig unbedarfte Spieler ein wenig in das Spiel hineinschnuppern (oder es erklärt bekommen). Das funktioniert nur bedingt: Munchkin-Spiele machen nun einmal erst mit mehr Personen richtig Spaß, und eine Zwei-Spieler-Minieinführung kann das nicht recht vermitteln.
Ein weiteres Problem: „Hide and Seek“ ist eigentlich kein Horrorfilm, sondern ein Grusel-Psycho-Thriller. Die Zielgruppen sind also nicht wirklich identisch – schon gar nicht, wenn man bedenkt, dass „Munchkin beisst!“ ja unter Horror-Klamauk fallen würde. Das wird auch durch drei exklusive Karten klar: Zwei davon beziehen sich auf den Film „Armee der Finsternis“.
Fazit
„Hide and Seek“ ist ein Grusel-Psycho-Thriller, der erst zu spät Tempo bietet und einen wesentlichen Aspekt der Geschichte nicht befriedigend auflöst. Wer angesichts des Halloween-Aktionskontextes tatsächlich Horror sucht, wird eher enttäuscht sein. Wer einfach nur einen „Haushaltswaren-Verkäufer-Lakai“ für seine „Munchkin beisst!“-Sammlung abstauben will, liebäugelt vermutlich ohnehin eher mit „Armee der Finsternis“ – das ist auch besser so. der bessere Film dafür wäre. lediglich, wer Thriller schätzt, die durch ein unklares Ende potenziell eine Fortsetzung haben könnten, diese aber wohl nie bekommen werden, dürfte mit dieser DVD richtig liegen.