Hohenhag (Autor: Dietmar Preuß; Das Schwarze Auge Bd. 96)
 
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Hohenhag von Dietmar Preuß

Reihe: Das Schwarze Auge Bd. 96

Rezension von Ingo Gatzer

 

"Das Schwarze Auge" (DSA) ist das wohl bekannteste Markenzeichen des deutschsprachigen Fantasy-Rollenspiels. Ort der Handlung ist in der Regel der Kontinent "Aventurien", auf dem sich eine Kultur entwickelt hat, die dem irdischen Mittelalter bzw. der Renaissance ähnelt. Allerdings tummeln sich hier eine ganze Reihe von Rassen: Menschen, Elfen, Zwerge, Orks, Goblins, Oger und Trolle sind nur die Bekanntesten. Zudem spielen Magie und Götterglaube eine zentrale Rolle. Parallel zum Rollenspielsystem existiert schon seit einigen Jahren eine Reihe von - in der Regel unzusammenhängenden - DSA-Romanen, in der das vorliegende Buch den 96. Band bildet.

 

Hohenhag ist ein Wehrdorf im Norden Andergasts, einem kleinen Königreich, das sich im Nordwesten des aventurischen Kontinents befindet. Thema der Buches ist aber nicht, wie der DSA-Kenner vermuten mag, die uralte Fehde mit dem Nachbarland Nostria, sondern eine ganz andere Gefahr. Orks überfallen eines Nachts das Wehrdorf, töten die Meisten der Bewohner und verschleppen die beiden Halbwüchsigen Beolf und Sidra. Für die Beiden beginnt eine fast fünfjährige Zeit der Sklaverei, die noch durch etwas anderes verschlimmert wird: Die Zwei, die sich eigentlich lieben, sind vielleicht Halbgeschwister, so dass eine Liebesbeziehung zwischen ihnen ein Sakrileg wäre. Als Beolf und Sidra endlich die Flucht gelingt, nehmen sie blutige Rache. Aber schon bald droht eine große Invasion der Orks. Und da ist immer noch das belastende Geheimnis um die Herkunft der beiden Liebenden, dass ein Orkschamane lüften könnte.

 

DSA-Romane sind so etwas wie eine Wundertüte. Einerseits erschienen in der Reihe einige Titel, die den Vergleich mit den besten Werken der deutschsprachigen Fantasy nicht zu scheuen brauchen. Andererseits gibt es aber auch manches Werk, das besser nie veröffentlicht worden wäre. Dietmar Preuß´ erster großer Roman gehört weder zu der einen noch zu der anderen Gruppe. Der Anfang, der eine Patrouille und das fast idyllische Zusammenleben in Hohenhag beschreibt, ist detailreich gestaltet und durchaus gelungen. Die aufkommende Bedrohung wird dabei dem Leser schon durch den Erzähler angedeutet, während die Protagonisten noch arglos sind. Ansonsten nimmt sich der Erzähler aber eher zurück. Die Geschichte wird dabei primär, aber nicht immer konsistent, aus der Perspektive des jungen Beolf beschrieben. Die fast fünfjährige Gefangenschaft bei den Orks fällt angesichts der zu erzählenden Zeitspanne von der reinen Erzählzeit etwas dünn aus und hätte mehr Erlebnisse und Spannungsmomente vertragen können. Am Besten wird der Roman als Beolf und Sidra mit einigen Mitstreitern robin-hood-esque als "Unsichtbare Rotte" Rache an den "Schwarzpelzen" nehmen. Die große Schlacht der Rotte gegen die Orks, die einem Heer der Menschen in den Rücken zu fallen droht, kommt allerdings deutlich zu kurz. Dafür hätten, die immer wiederkehrenden Beschreibungen von Lust und Leiden der beiden Liebenden angesichts ihrer eventuellen Verwandtschaft kürzer ausfallen dürfen.

Das Buch krankt allerdings an einigen recht unrealistischen Episoden. So wird dem Sklaven Beolf nicht nur gestattet ein Messer und einen Bogen zu besitzen, sondern auch zwei Pferde zu halten: reichlich naive Fluchthilfe auf orkische Art. Der brave Orkschamane erweist sich als ausgesprochen humanophil. Er sieht nicht nur davon ab, den Fluchtplan der Menschen zu verraten sondern hilft den Sklaven als Menschenfreund sogar. Auch warum die Sklaven erst nach fünf Jahren zum ersten Mal versuchen zu entkommen, erschließt sich dem Leser angesichts der Leiden der Gefangenen nicht unbedingt. Und als Beolf schließlich am Ende des Buches den Orks gegenübersteht, die ihn versklavt und seine Verwandten und Freunde erschlagen haben, hat er nichts besseres zu tun, als mit ihnen zu verhandeln, um das Geheimnis seiner vermeintlichen Verwandtschaft mit Sidra zu lüften. Die eigentlich viel näher liegende Möglichkeit einfach einen menschlichen Priester oder Zauberkundigen aufzusuchen, wird gar nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. Der Orkschamane kommt dann auch mal eben ins feindliche Hohenhag, erledigt das von ihm Gewünschte, und zieht anschließend wieder von dannen.

 

Insgesamt hat Hogenhag durchaus seine gelungenen Momente und ist auch streckenweise spannend, besonders wenn sich die "Unsichtbare Rotte" den Orks annimmt. Leider enthält die Geschichte aber eine ganze Reihe von Stellen, die allzu unrealistisch anmuten. Hier hätten einige Nachbesserungen der Story gut getan. Das Buch ist insgesamt für Fans der Reihe und alle DSA-Spieler und -Meister geeignet, die mehr über die Orks und das nördliche Andergast wissen möchten, und dabei lieber einen - zwar nicht überragenden aber - ganz brauchbaren Roman als eine trockene Spielhilfe konsultieren wollen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404261437414cd4dc76
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Hohenhag

Reihe: Das Schwarze Auge Band 96

Autor: Dietmar Preuß

Verlag: Fantasy Productions

Erscheinungsdatum: Juli 2007

Taschenbuch - 300 Seiten -

ISBN-10: 3890644945

ISBN-13: 978-3890644943

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 27.08.2007, zuletzt aktualisiert: 08.02.2024 15:10, 4762