House of 9 (DVD)
 
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House of 9 (DVD)

Rezension von Jörg Pacher

 

Ein Film nahe am medialen Zeitgeschehen. So könnte man das charmant ausdrücken. Denn das Grundkonzept von „House of 9“ ist denkbar einfach: neun Menschen, die sich nicht kennen, werden gemeinsam an einem mysteriösen Ort eingeschlossen, der am ehesten an ein unterirdischen Herrenhaus gemahnt. Fenster oder (funktionierende) Türen nach außen gibt es keine. Eine Lautsprecherstimme verkündet, dass nur der letzte Überlebende das Haus verlassen darf – und das um fünf Millionen reicher. Und weil der unbekannte Gastgeber kein Spaßverderber ist, hat er sich um eine abwechslungsreiche Gästeliste bemüht. Vom Priester (Dennis Hopper), über Cop und Fashiondesigner, bis zum Gangsterrapper ist alles vertreten, was das Voyeuristenherz begehrt. Und die Frauen (Tänzerin, Junkie, Tennisstar) sehen natürlich auch alle gut aus.

 

Die Schauspieler, die die illustre Riege verkörpern, sind dabei – bis auf Dennis Hopper – eher unbekannt. Hopper allein stellt natürlich noch kein Qualitätssiegel dar. Kein namhafter Schauspieler hat in mehr Trash-Produktionen mitgespielt als er – Klaus Kinski vielleicht ausgenommen.

„House of 9“ ist aber keineswegs so uninspiriert, wie man vielleicht erwarten würde, auch wenn der Zuseher sich schon zu Beginn mit Assoziationen leicht tut. „Der ultimativen Test des menschlichen Charakters“ – so der Gastgeber – ist von diversen TV-Containershows inspiriert. Dies wird im Film sogar explizit erwähnt.

 

Der in England spielende Thriller mit leichtem Horroreinschlag, erinnert aber unabhängig von dieser Verweiskette auch an „Cube“ und „Saw“. Fairerweise muss man erwähnen, dass „House of 9“ schon vor „Saw“ produziert wurde. Wichtig wäre die Assoziation aber auch im umgekehrten Fall nicht, denn abgesehen davon, dass auf Splatter verzichtet wird, entwickelt das Container-Drama in allen belangen seine eigene Note.

Für einen B-Movie ist er reichlich ungewöhnlich inszeniert. Das darf man natürlich nicht mit großartig gleichsetzen, zumindest weiß man aber nie genau, was man zu erwarten hat. Statt der üblichen zwei Sexszenen etwa, gibt es haufenweise musiküberlagerte Kamerafahrten. Wäre der Schnitt dabei nicht viel zu langsam, würde man manchmal denken, man sähe ein Musikvideo (oder zwei). Es ist beinahe ein Hauch von Artsyness, der die langen Gänge durchweht und die ist ein verdammt zweischneidiges Schwert.

Denn leider macht „House of 9“ nicht so viel aus seiner All-Star-Charakterriege. Mitunter clashen die unterschiedlichen Persönlichkeiten zwar erwartungsgemäß aufeinander, statt wirklich nachvollziehbarer Entwicklung der Konflikte, wird das Tempo jedoch mit unvorhersehbaren Überraschungen gehalten. Das macht den Film für den einen oder anderen Moment mitunter sogar spannender, aber sobald man die Strategie durchschaut hat, funktioniert der Thriller nur noch als Ratespiel. Zwar nicht als „whodunit“, dafür aber als „Who is gonna do it?”. Es ist nicht nur interessant zu raten, wer denn jetzt am Ende überleben wird, man fragt sich auch, wer eine reine Weste behalten könnte und wer ‚das Zeug’ zum Mörder hat. Schade nur, dass die einzelnen ‚Kandidaten’ dabei nie aus dem Klischeebild ihrer Persönlichkeit schlüpfen können. Zweifel daran werden höchstens durch Ausblenden, beziehungsweise Überspringen von Schlüsselsequenzen erreicht. Zwar kann man plotintern mutmaßen, dass der ‚Gamemaster’ mit Absicht derlei Abziehbilder von Archetypen verschleppen hat lassen, aber wahrscheinlich wäre ein „House of 5“ überzeugender realisierbar gewesen. Oder man hätte, um stärker auf die einzelnen Kandidaten und die Konflikte zwischen ihnen eingehen zu können, einfach die Musiksequenzen zurückgestutzt. So ist „House of 9“ zwar spannend, aber erfüllt doch hauptsächlich die Erwartungshaltung gegenüber einem B-Movie. Dass man den Film höchstwahrscheinlich trotzdem nicht vergessen wird, liegt daran, dass der genretypische Plottwist am Ende hier ein besonders feiner ist…

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329153747c046fb65
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Film:

House of 9

Darsteller: Dennis Hopper, Kelly Brook, Hippolyte Girardot

Regisseur(e): Steven R. Monroe

Format: Dolby, PAL, Surround Sound

Sprache: Deutsch, Englisch

Region: Region 2

Bildseitenformat: 16:9

FSK: Freigegeben ab 16 Jahren

Studio: EMS GmbH

DVD-Erscheinungstermin: 26. Oktober 2006

Spieldauer: 86 Minuten

Erhältlich bei Amazon

 

Vertrieb:

e-m-s

Weitere Infos:

Es wurde ein Pressemuster rezensiert. Daher können leider keine Aussagen über das Cover, Bonusmaterial, Bild- und Soundqualität gemacht werden.


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Erstellt: 20.11.2006, zuletzt aktualisiert: 02.03.2024 16:47, 3077