Hüter der Macht (Autorin: Sara Douglass; Das dunkle Jahrhundert, Bd. 1)
 
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Hüter der Macht von Sara Douglass

Reihe: Das dunkle Jahrhundert, Bd. 1

Rezension von Christel Scheja

 

Die Australierin Sara Douglass gehört zu den vom Piper-Verlag in Deutschland eingeführten Autorinnen. Da ihre erste „Weltenbaum“-Saga durch die Mischung aus Abenteuer und Romantik viele begeisterte Leser fand, sprach nichts dagegen, die Veröffentlichung ihrer Werke fort zu setzen.

Der neuste Zyklus dreht sich um „Das dunkle Jahrhundert“. Anders als in den Geschichten um Axis, Aschure, Faraday und ihre Kinder, spielt die Geschichte nicht in einem phantastischen Land voller magischer Kreaturen, sondern auf einer Parallelwelt unserer Erde, auf der Magie und Dämonen durchaus real sind, und geschichtliche Entwicklungen etwas anders verlaufen.

 

Europa in der Mitte des 14. Jahrhunderts: Neben der Pest wüten auch noch Machtkämpfe zwischen Ländern, Königen und der hohen Geistlichkeit. Die Menschen haben jeden Halt verloren und wissen nicht mehr, was sie glauben sollen. Jeder versucht das Beste für sich daraus zu machen.

Nur noch wenige klammern sich an eherne Prinzipien fest, so wie der Dominikaner Wynkyn, der eine wichtige, wenn auch geheime Aufgabe übernommen hat. Vom Erzengel Michael wurde er dazu bestimmt, auf ein uraltes magisches Buch zu achten und alljährlich zu einem Ort nahe Augsburg zu reisen, um dort in einem verwunschenen Wald dafür zu sorgen, dass ein Tor verschlossen bleibt. Durch dieses versuchen immer wieder Dämonen zu dringen, die Menschengestalt annehmen können. Doch diesmal versagt er und findet den Tod. Das Unheil nimmt seinen Lauf.

Dreißig Jahre später weiß niemand mehr von dieser heiligen Pflicht, und die Zustände in den Ländern des alten Kontinents sind noch desolater geworden. In dieser Zeit kommt der junge Dominikaner Thomas Neville nach Rom. Eine innere Stimme treibt ihn, nach einem verschollenen Vermächtnis zu suchen und sein Erbe anzutreten. Während der ehemalige Ritter, noch mit seinen eigenen inneren Dämonen ringt, und nicht wahr haben will, dass der Glaube längst von nur all zu menschlichen Leidenschaften und weltlichen Herren korrumpiert wurde, entdeckt er die Spuren Wynkyns und ahnt nun, was die Stimme von ihm will.

Entschlossen folgt er den dreißig Jahre alten Spuren nach Deutschland und Frankreich. Dort bekommt er einen Vorgeschmack auf das Verhängnis, das bereits stillschweigend über die Welt herein gebrochen ist, und die Pflichten die ihm auferlegt werden. Denn er ist der neue „Hüter der Macht“, der als einziger die Dämonen dorthin zurück treiben kann, woher sie kamen. Doch um das zu erreichen muss er sich mit Königen und Rittern, hohen Geistlichen und verderbten Weibern anlegen.

 

Es gibt nur wenig, durch das man merkt, überhaupt einen Fantasy-Roman vor sich zu haben, da Magie und phantastische Elemente sehr verhalten eingesetzt werden. Die Dämonen haben nur wenige Auftritte, von ihrer Macht und ihrem Vorhaben merkt man gar nichts. Eine kryptische Andeutung macht klar, dass in den folgenden Bänden noch einiges zu erwarten ist. Dazu kommt, dass Entwicklungen des Hundertjährigen Krieges einfach vorverlegt wurden - so wie das Auftreten von Jeanne D’Arc, die mitnichten schon im Jahr 1378 von ihren Stimmen berufen wurde, sondern erst mehr als siebzig Jahre später.

Ansonsten hat man eher das Gefühl einen ganz normalen historischen Roman präsentiert zu bekommen. Thomas Neville ist nicht der erste Mönch, der mit seinen inneren Dämonen ringt, weil er sich zu sehr in seinen Glauben verbeißt und dementsprechende innere Qualen durchmachen muss. Wie so viele andere Helden von Sara Douglass hat er auch recht unangenehme Charakterzüge, die ihm einen nicht gerade sympathisch machen. Doch vielleicht sieht die Autorin gerade das als wichtiges Markenzeichen an, um seine Läuterung und Veränderung nachher um so drastischer wirken zu lassen.

In einer Nebenhandlung muss auch wieder einmal eine junge Frau die Willkür eines neuen Gönners über sich erdulden lassen - auch das ist ein beliebtes Element, um die Dramatik der Geschichte zu erhöhen.

Auch in anderem bietet der Roman nicht all zu viel neues und wirkt durch die Straffung der Geschichte eher seltsam als originell, zumal das eigentliche Thema bisher nur angerissen und nicht weiter ausgeführt wurde.

Die einzelnen Protagonisten haben zwar die Bühne betreten und das Setting ist vorgestellt, wirklich fesseln konnten die Abenteuer um „Das Dunkle Jahrhundert“ jedoch nicht. Vieles wirkt einfach zu aufgesetzt und übertrieben. Anstatt Figuren etwas lebendiger zu gestalten setzt Sara Douglass wie immer lieber auf die gängigen, wenn auch leider nur zu erfolgreichen Klischees.

 

„Hüter der Macht“ kann sich nicht entscheiden, was es nun eigentlich sein will - magische Fantasy oder historisches Abenteuer mit einem gehörigen Schuss Romantik, so dass man als Leser schon ein Faible für beide Stilrichtungen haben oder sowieso ein Fan von Sara Douglass sein sollte.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240423191306ef2b1ad3
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Buch:

Hüter der Macht

Reihe: Das dunkle Jahrhundert, Bd. 1

Autorin: Sara Douglass

Übersetzerin: Sara Riffel

Piper, März 2008

gebunden, 420 Seiten

 

ISBN 978-3-492-70162-4

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 15.04.2008, zuletzt aktualisiert: 08.02.2024 15:10, 6289