I Am Alive (PC)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

I Am Alive (PC)

Rezension von Cronn

 

Rezension:

Ich stehe im zwölften Stock des baufälligen Wolkenkratzers, lehne mich aus dem zerstörten Großraumfenster und sehe nach oben. Geblendet halte ich meine Hand über die Augen und erkenne gegen die Sonne die Holzkiste, die dort schwebt, gehalten von einem Baukran.

Dort drin sollen die Medikamente sein, die ich so dringend für das Mädchen Mei brauche. Mei habe ich auf einem verdreckten Basketball-Feld mitten in Haventon gefunden, wo sie von drei übel aussehenden Burschen bedrängt wurde. Keine Ahnung, was die mit ihr angestellt hätten, aber ich fürchte nichts Gutes. Nun liegen die drei tot auf dem Basketballfeld und verrotten vor sich hin.

Mei hat Fieber und ich bemühe mich, das Fieber zu senken. Aber dazu brauche ich diese Arzneien aus der Kiste, die nun dort oben schwebt. Mei selbst ist in Sicherheit in einem ehemaligen Kaufhaus schräg gegenüber.

Ich schwinge mich also hinaus auf den Stahlträger und hangele mich nach rechts. Ich merke, wie meine Kondition mehr und mehr nachlässt, je weiter ich auf dem Stahlträger komme. Doch glücklicherweise befindet sich ein weiteres zerstörtes Fenster auf meinem Weg und ich kann ausruhen. Aber als ich mich hochziehe, sehe ich, dass drei Typen sich von ihren Sitzen neben dem Lagerfeuer erheben und auf mich zu rennen. Sie haben Baseballschläger und Macheten.

Zunächst tue ich nichts, lasse mich zum Schein filzen – doch dann geht alles fix: Ich schnappe mir meine Machete vom Rücken und schlitze dem ersten die Kehle auf. Anschließend packe ich meine Knarre und halte sie den anderen beiden vor die Nase. Dass ich keine Munition in der Pistole habe, wissen sie ja nicht. Ich hoffe, ich kann sie lange genug bluffen, um mir etwas einfallen zu lassen.

Mit Kommandos schicke ich sie nach hinten an den Rand des Großraumfensters. Dann entscheide ich mich für die brutale Variante. Ich trete dem ersten gegen die Brust, so dass er aus dem Fenster katapultiert wird. Den zweiten erledige ich mit meiner Machete.

Puh, geschafft! Aber zu welchem Preis. In der zerstörten Stadt mit all den Verrückten zu überleben, ist verdammt schwer zu ertragen.

Doch ich darf nicht weiterdenken, muss klettern, um zu überleben, um Mei zu retten und später meine Familie wiederzufinden.

Los! Weiter! Höher hinauf!

Ich fürchte, dass dies nur der Auftakt zu einem spannungsgeladenen Überlebenstrip ist…

 

I Am Alive heißt der neueste Titel von Ubisoft, der einen Ausflug in die vom Erdbeben geschüttelte Stadt Haventon darstellt. Entwickelt wurde das Game vom Studio Ubisoft Shanghai. Das Spiel hat eine bewegte Geschichte hinter sich und es mutet fast wie ein Wunder an, dass es tatsächlich erschienen ist. Ubisoft hat »I Am Alive« zunächst für Konsolen veröffentlicht und legt es nun auch als Download für den PC vor, so dass man über Ubisofts Webshop es bequem herunterladen kann.

Doch worum geht es in »I Am Alive« überhaupt?

 

Hintergrund:

In »I Am Alive« übernimmt man die Rolle eines Familienvaters, der nach einem Jahr der Trennung von seiner Familie sich auf die Suche nach Frau Mary und Kind Julie begibt, die irgendwo im von einer Erdbebenkatastrophe heimgesuchten Haventon zu finden sein sollen.

Warum der Vater weg war wird ebenso wenig thematisiert, wie die eigentliche Katastrophe selbst. Viel muss sich der Spieler aus den Aussagen der anderen Opfer dazureimen, sofern er ihnen hilft und daher Informationen erhält. Das macht »I Am Alive« zu einem interessanten, da sperrigen Konzept in Punkto Storydesign.

Zudem erzählt »I Am Alive« seine Story quasi en passant. Wenn man beispielsweise an einer Seitengasse vorbeigeht und dort merkwürdige Überreste findet oder gezwungen ist, bei einer Misshandlung eines Gefangenen zuzusehen, ist das wie ein Schlag in den Magen. »I Am Alive« ist keine einfache, bequeme Unterhaltung. Es stellt Fragen an den Spieler: Helfe ich den Menschen, obwohl es für mich einen Nachteil bedeutet, da ich einen hilfreichen Inventargegenstand für diesen Zweck abgeben muss? Mische ich mich in eine Auseinandersetzung ein, oder schleiche ich daran vorbei?

Das macht »I Am Alive« zu einem mutigen Game in Sachen Storytelling.

 

Gameplay:

Die Sperrigkeit setzt sich beim »I Am Alive«-Gameplay fort. Es gibt zwar eine Einführung in die Standard-Steuerung, doch ist vieles in Sachen Gameplay oft Learning by doing. So ist der wichtigste Aspekt des Games, das Klettern, kaum intensiv durch ein Training beleuchtet.

Und gerade diese Sperrigkeit macht aber einen großen Anteil am Reiz von »I Am Alive« aus. Das Game biedert sich nicht an, es fordert einen heraus. Damit reiht es sich ein in die Riege von Indie-Games, die den Spieler nicht alles vorsetzen und leicht zu meistern sind. Im Gegenteil: Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist »I Am Alive« bereits eine Herausforderung, da nicht eine unendliche Anzahl von Leben vorhanden ist.

Doch zurück zum eigentlichen Gameplay. Bei »I Am Alive« dreht sich alles um das Überleben in Haventon. Zu diesem Zweck erhält man Waffen, Essen, Munition. Munition ist sehr rar gesät, so dass es oftmals besser ist, die Gegner zu bluffen und an den Rand von Abgründen zu bugsieren, um sie dann mit einem gezielten Tritt hinab zu befördern – oder man versucht die Typen solange in Schach zu halten, bis man aus ihrer Reichweite ist. Manchmal sind die Überlebenden, auf die man trifft, einem auch wohlgesonnen oder wollen lediglich in Ruhe gelassen werden. Das muss man herausfinden.

Ein zweiter wichtiger Aspekt ist das Klettern. Hierzu gibt es zwei Anzeigen: einmal die Ausdauer und dann die übergreifende Ausdauer. Erstere zeigt als Balken an, wie lange ich noch beim Klettern durchhalte und die zweite ist die prinzipielle Zeit, die ich klettern kann. Beides kann ich durch Einnahme von Essen, etc. verändern.

»I Am Alive« funktioniert in Sachen Gameplay gut, ab und an will das Programm nicht erkennen, dass der Charakter an einer Säule zum Klettern bereitsteht, aber ansonsten sind die Gameplay-Aspekte gut gelöst.

 

Grafik und Sound:

Für ein Download-Spiel ist »I Am Alive« erstaunlich gut aussehend. Zwar erreicht es keine grafischen Spitzenwerte, doch immerhin ist auf wenig Speicherplatz viel Textur untergebracht.

Die Farben sind ein düsteres Grau zumeist. Das passt zum allgemeinen Setting. Sobald Farbe ins Spiel kommt, wirkt das wie ein virtuelles Aufatmen.

Auch in Sachen Sound ist »I Am Alive« gelungen. Spartanische Klavierklänge und ein Soundteppich unterstützen die drückende Atmosphäre. Besonders gelungen ist die Sounduntermalung beim Klettern. Hier steigert sich parallel zur Abnahme des Ausdauer-Balkens die Musikuntermalung – ein toller Effekt, der die Spannung anheizt.

 

Fazit:

»I Am Alive« ist ein mutiges, sperriges Spiel. Es ist sicher kein Spiel der Superlative, aber dafür ist es ein dreckig-interessantes Konzept, das dem Spieler Fragen stellt und das ihn als Gamer ernst nimmt, da die Herausforderung in genügendem Maße vorhanden ist.

Empfehlenswert!

Nach oben

Platzhalter

Spiel:

I Am Alive

Studio: Ubisoft Shanghai

Ubisoft, 17. Dezember 2012

PC-Download / PlayStation 3

FSK: unbekannt

 

ASIN B001PBUN8M

 

Erhältlich bei: Amazon

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042322122432594254
Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 14.09.2012, zuletzt aktualisiert: 13.04.2024 08:22, 12729