Im finsteren Tal (Autor: Robert Kirkman; The Walking Dead 9)
 
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Im finsteren Tal

Reihe: The Walking Dead Band 9

 

Rezension von Olaf Kieser

 

Rezension:

Eine apokalyptische Epidemie globalen Ausmaßes hat dazu geführt, dass die Toten sich aus ihren Gräbern erheben und die Lebenden angreifen. Wie in solchen Szenarios üblich, erringen die Untoten rasch die Oberhand und bringen die Menschheit an den Rand der Auslöschung. Die wenigen Überlebenden stehen herumziehenden Zombiehorden gegenüber, die durch die ständige Suche nach Beute angetrieben werden. Regierung, Zivilisation und Ordnung existieren nicht mehr. Rick Grimes, einem ehemaligen Polizisten, ist es gelungen, eine kleine Gruppe von Überlebenden um sich zu scharen. Ironischer Weise wählen sie ein Gefängnis als sichere Zuflucht vor den Zombies und den gewalttätigen Bewohnern des nahe gelegenen Ortes Woodbury. Doch die bösen Nachbarn, angeführt von einem rücksichtslosen und brutalen Irren, greifen schließlich sogar das Gefängnis an. Es kommt zu einem Kampf, bei dem es viele Opfer gibt, da beide Seiten bis zum Äußersten gehen. Bald dringen Zombies in das von dem Kampf verwüstete Gefängnis ein und fallen über die wenigen Überlebenden des Kampfes her. Wer nicht getötet wird, flieht. So kommt es, dass Rick mit seinem Sohn Carl sich wieder auf der Flucht durch ein verwüstetes, zombieverseuchtes Amerika befindet. Rick macht sich schwere Vorwürfe, hat er doch die Gruppe in das Gefängnis geführt. Vater und Sohn haben Schwierigkeiten, den Verlust von Familie und Freunden zu verdauen. Aber in dieser Welt haben bloß die Starken und vor allem Wachsammen eine Chance zu überleben.

 

Die Horror-Serie THE WALKING DEAD wurde von Robert Kirkman und Charlie Adlard erdacht. Kirkman ist ein gefragter amerikanischer Comic Autor im Independent-Bereich. Zusammen mit Tony Moore entwickelte er das Konzept von THE WALKING DEAD für den Image Verlag. Neben Image ist Kirkman auch für Marvel als Autor tätig ( MARVEL TEAM-UPS, THE ULTIMATE X-MEN und MARVEL ZOMBIES).

Der britische Zeichner Charlie Adlard ist von Anfang an für die zeichnerische Umsetzung der Serie verantwortlich. Er gibt der Serie ihren unverwechselbaren Stil. Wie bei vielen britischen Comic-Zeichnern üblich, hat er einige Zeit für 2000 AD die Serie Judge Dredd gezeichnet. In den USA hat Adlard er für alle großen Verlage gearbeitet.

 

Nachdem im letzten Band in einem regelrechten Gemetzel ein großer Teil der Haupt- und Nebenfiguren über die Klinge gesprungen sind, werden im mittlerweile schon neunten Band ruhigere Töne angeschlagen. Der Titel „Im finsteren Tal“ ist passend gewählt, was die Handlung der ersten Hälfte des Bandes betrifft. Einsamkeit, Trauer und die Bewältigung von Verlust sind hier die zentralen Themen. Rick gibt sich die Schuld für das Desaster, hat er doch immer wieder für die Gruppe entschieden. Er kann den Tod seiner geliebten Frau nicht verwinden. Carl, den der Verlust seiner Mutter sehr hart getroffen hat, ist sich unsicher, was seine Gefühle zu seinem Vater angeht. Er geht auf Distanz. Doch die Handlung verharrt nicht im finsteren Tal. Ein erster Lichtschimmer ist die Annäherung von Rick und Carl. Bald darauf treffen sie auf Michonne, die den Kampf überlebt hat. Man stößt schließlich noch auf weitere Freunde. Diese hatten die Zuflucht kurz vor dem Angriff verlassen. Gemeinsam gelingt es ihnen, den Verlust erträglich zu machen und etwas Stabilität in eine Welt voller Chaos und Tod zu bringen. Doch Kirkman ist klar, dass ein längerer Aufenthalt der Überlebenden an einem einigermaßen sicheren Ort eine Wiederholung bereits erzählter Geschichte wäre und nichts neues bieten würde. Deshalb werden am Ende drei neue Figuren eingeführt, die die Gruppe um Rick überzeugt, mit ihnen nach Washington D.C. zu gehen. Auch deutet sich an, dass das Rätsel um die katastrophale Zombie-Seuche in näherer Zukunft gelöst werden könnte. „Im finsteren Tal“ unterscheidet sich deutlich von dem blutig-derben achten Band ab, in dem harte Action im Vordergrund stand. Kirkman verwendet viel Zeit auf die Gefühlslage seiner Figuren und das Schaffen einer bedrückenden, latent bedrohlichen Atmosphäre. Der Kampf ums tägliche Überleben rückt wieder verstärkt in den Vordergrund der Serie. Natürlich gibt es auch immer wieder Momente eruptiver Gewalt. Insgesamt bekommt man beim Lesen das Gefühl, dass jetzt ein neue Kapitel in der Serie aufgeschlagen wird. Gerade die Innenansichten in das Gefühlsleben der Figuren ist nötig, soll eine Beziehung zu den einzelnen Charakteren aufgebaut werden. Erst so beginnt man mit Rick und Co. zu bangen. Nur so trifft den Leser der Tod von Figuren. Und nur wenn man mit den Figuren bangt, stellt sich Spannung ein.

 

Adlard setzt Kirkmans Geschichte in atmosphärischen, oft detailreichen und immer wieder drastischen Bildern um. Zusammen mit Cliff Rathburns grauer Farbgebung entwickelt sich eine eindrucksvolle Atmosphäre, wie man sie beispielsweise in Romeros Klassiker „Night of the Living Dead“ findet.

 

Die Aufmachung des Comics ist Cross Cult erneut gelungen. Der Comic erscheint in einem DIN-A5 Format als Hardcover-Ausgabe. Als Hintergrundmaterial gibt es dieses Mal einen interessanten und recht unterhaltsam geschriebenen Artikel über den Zombie-Film der 60er und 70er Jahre. Der Artikel bietet eine gute Übersicht und es bietet sich natürlich an, das Beschriebene mit Kirkmans Serie zu vergleichen.

 

„The Walking Dead: Im finsteren Tal“ steht für ein neues Kapitel in der Horror-Reihe. Ruhige Momente und bedrohliche Atmosphäre überwiegen in diesem Band, ohne zu langweilen. „Im finsteren Tal“ ist ein gelungener Horror-Comic.

 

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Comic:

Im Finsteren Tal

Reihe: The Walking Dead Band 9

Originaltitel: The Walking Dead, Vol. 9: Here We Remain, 2009

Autor: Robert Kirkman

Zeichner: Charlie Adlard

Übersetzung: Marc-Oliver Frisch

Gebundene Ausgabe, 152 Seiten

Cross Cult, September 2009

 

ISBN-10: 3941248391

ISBN-13: 978-3941248397

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 19.11.2009, zuletzt aktualisiert: 20.02.2023 19:18, 9570