In a Distant Time – Der Traum der Hortensie
Filmkritik von Christel Scheja
In Japan geht die Vermarktung von Geschichten oft auf mehreren Ebenen Hand in Hand, da die Fans sich oft so in die Welt und Charaktere verlieben, dass sie mehr davon sehen wollen. So erschien zum Beispiel neben dem Game „In a Distant Time – Harukanaru Toki no Naka De“ seit dem Jahre 2000 auch eine Mangareihe von Tohko Mizuno, der hierzulande bei Carlsen erscheint. Diese erzählt die Abenteuer von Akane sowie ihren Freunden Tenma und Shimon erzählt, die in ein Land verschlagen werden, das dem Japan der Heian-Zeit (im 8. – 12. Jahrhundert unserer Zeitrechnung) bis aufs Haar gleicht, und dort magische Abenteuer erleben.
Gleichzeitig wurde auch noch die OVA „In a Distant Time - Der Traum der Hortensie“ produziert, die in zwei Episoden von ca. 30 min Länge ein eigenständiges Abenteuer der oben genannten Helden erzählt. Später gab es dann auch noch den Kinofilm „In a Distant Time - Tanz im Mondlicht“ und die, hundert Jahre später angesiedelte dreiteilige OVA „In a Distant Time - Priesterin des Weißen Drachen“.
Schon seit einiger Zeit kämpfen Akane, Tenma und Shimon an der Seite der Hachiyou gegen die Übergriffe der Oni, böser Geister und Dämonen, die nichts anderes im Sinn haben, als den Menschen zu schaden. In der letzten Zeit häufen sich die Vorfälle, denn immer mehr Menschen verlieren ihre Lebensenergie, altern und sterben. Manchmal werden sogar ganze Straßen entvölkert.
Das Mädchen, das voll in ihre Rolle als Priesterin hinein gewachsen ist, versucht heraus zu finden, was los ist. Ihre Nachforschungen führen sie in ein altes, verlassenes Haus, das ganz von Hortensien umwuchert ist. Auch wenn sie bereits gewarnt wurde, es zu betreten, so wagt sie sich doch hinein und wird, ehe sie sich versieht zu einer Gefangenen. Es steckt niemand anders als ihr großer Gegenspieler Akram dahinter, der diese Falle mit Hilfe der jungen Azusa sorgfältig aufgebaut hat und nun hohnlächelnd triumphiert, da ihm niemand mehr im Wege steht und aufhalten kann.
Tenma, Shimon und die Hachiyou eilen zwar zur Hilfe, aber bis sie ans Ziel kommen können, gilt es viele tückische Fallen zu entdecken und zu überwinden, aber auch Verrat rechtzeitig zu erkennen.
Man merkt, dass die OVA begleitend zum Spiel entstanden ist, da die Figuren und die Welt nicht mehr sonderlich ausführlich vorgestellt werden. Man erfährt nur das für die Handlung notwendige über die jungen Helden und ihre Gefährten, merkt aber dass da noch wesentlich mehr ist. Doch das tut der Geschichte keinen Abbruch, da man auch ohne Vorkenntnisse mit ihr zurecht kommt und sich vielleicht mehr überraschen lassen kann. Insgesamt ist die Handlung sehr geradlinig, da es im Prinzip nur um die Rettung der Heldin und die Lösung des all zu offensichtlichen Geheimnisses geht.
Auch wenn es Kampfszenen gibt, so steht die Action doch nicht so sehr im Vordergrund der Geschichte. Auch „In a Distant Time – Der Traum der Hortensie” handelt in erster Linie von starken menschlichen Gefühlen und dem Unglück, dass sie über Unschuldige bringen können. Denn auch hier steht ein junges Mädchen auf der Gegenseite, das sich vom Bösen hat korrumpieren lassen und nun den Preis dafür zahlen muss. Die Priesterin ist nur der Wendepunkt, der sie zur Besinnung bringt und sie ihre Fehler bereuen lässt. Erneut sind die Kämpfe wieder einmal Sinnbilder für die Konflikte, die im inneren der Helden ausgefochten werden – seien es nun Hass oder Liebe, Zweifel oder Sicherheit. Opfer gibt es nur an anderer Stelle, nicht aber in den dynamisch in Szene gesetzten Duellen.
Das alles ist in eine farbenprächtige Umgebung mit sehr detailreichen und schön gezeichneten Bilder eingebunden. Die OVA bietet insgesamt eine Menge an opulenten Hintergründen, verspielten Kostümen und nicht zuletzt sehr vielen gut aussehenden jungen Männern, die vor allem weibliche Zuschauer zum Schwärmen bringen dürften, weil für jede etwas dabei sein dürfte. Die Musik rundet die märchenhaft magische Atmosphäre ab und ist wie die Synchronisation von hoher Qualität.
Die Extras fallen zwar mit einem Trailer und Texttafeln sehr mager aus, gerade die Hintergrundinformationen sind aber sehr ausführlich.
„In a Distant Time – Der Traum der Hortensie” ist damit ein Anime für Fans verträumter Geschichten. Er setzt auf schöne Bilder und ein stilvoll durchkomponiertes Ambiente. Dazu gehören auch eine klug durchdachte gefühlvolle Geschichte mit sorgfältig ausgearbeiteten Charakteren und einer ruhigen Musik. Deshalb sollte derjenige, der Action und coole Sprüche vorzieht, diese DVD besser außer Acht lassen.
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