In Liebe und Krieg von Anke Becker
Reihe: Elloani Band 1
Rezension von Christel Scheja
Anke Becker wurde 1981 in Warnemünde an der Ostsee geboren und lernte erst Mediengestalterin, um dann Wirtschaftsingenieurin zu studieren. In den folgenden Jahren lebte und arbeitete sie an verschiedenen Orten in Deutschland, bis sie in der Rhein-Main-Region eine Familie gründete und einen Sohn bekam. Seit 2015 schreibt sie auch, legt sich dabei jedoch auf kein Genre fest. Elloani: In Liebe und Krieg ist ein romantisches Fantasy Abenteuer und der erste Teil einer Dilogie.
Kaila ist seit einigen Jahren die Königin von Velatien, erlaubt es sich aber immer wieder aus den gesellschaftlichen Verpflichtungen auszubrechen. So mischt sie sich in der Maskennacht verkleidet unter ihr Volk und geht eine erotische Liason mit einem Unbekannten ein.
Nur kurze Zeit später holt sie die harsche Wirklichkeit aber wieder ein, denn sie muss in den Krieg ziehen, Vergeltung für ein schreckliches Verbrechen wird verlangt. Doch dort im magischen Hochland sieht sie ausgerechnet den Mann wieder, für den sie mehr fühlt als ihr liebt ist – nicht nur als einfachen Feind, sondern noch sehr viel mehr. Sie könnte ihn töten lassen und einfach vergessen, aber nicht nur ihr Herz sagt nein, sondern bald wird der junge Mann zur Schlüsselfigur in einem neuen Kampf. Denn eine Gefahr erwacht, die das Hochland und Velatien gleichermaßen bedroht.
Es gibt romantische Liebesgeschichten, das magische Setting einfach nur für eine konventionelle Romanze benutzen, die jederzeit auch in einem anderen Umfeld spielen könnten. Bei diesem Buch ist das allerdings anders, denn von Anfang an macht sich die Autorin auch Gedanken über den Hintergrund und die Figuren, die gesellschaftlichen Belange und die magische Bedrohung.
Ihre Beschreibungen durchbrechen mehrfach die Klischees und Rollenmuster, die in der Fantasy so beliebt sind, versucht eine Gesellschaft zu beschreiben, in der es eben einmal nicht das übliche patriarchalische Denken gibt, die Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht zu ihren Gefühlen stehen dürfen.
Geschickt verwebt sie alles zu einem spannenden Abenteuer, dass zwar einerseits immer wieder mit den Gefühlen der Helden spielt und sie in die entsprechenden Nöte bringt, aber auch den Hintergrund weiter ausbaut. Das im Titel zu findende »Elloani« ist eine bedeutende Substanz, gleichzeitig aber auch zu einer Gefahr – Schatten der Vergangenheit beginnen nun die beiden Länder zu bedrohen. Dabei sind es nicht einmal große Heere, die das Unheil bringen. Die Handlung ist auf allen Ebenen spannend aufgebaut, jedes Kapitel enthüllt wichtige Hinweise, die nach und nach auf die Bedrohung zusteuern und man lernt die Figuren gleichermaßen lieben und hassen.
Schwarz und Weiß verwischen – das Abenteuer lebt von den Grautönen, die immer wieder für überraschende Wendungen sorgen, so dass keine Längen auftreten. Außerdem nimmt die Autorin kein Blatt vor den Mund und schont die Leser nicht bei Beschreibungen von Gewalt und Brutalität, die im Krieg nun auch einmal dazu gehören. Wer Action sucht, der wird sie auch finden.
Die Helden sind beide auf ihre Art mächtig, glücklicherweise aber auch Menschen mit Fehlern und Schwächen, was sie um so sympathischer macht, gerade weil sie sich im Zusammenspiel weiter entwickeln. Dazu kommt ein konsequent durchgezogener Umgang mit den geschaffenen gesellschaftlichen Normen.
Immerhin endet das Buch nicht ganz mit einem Cliffhanger, sondern hat einen vorläufigen Abschluss, man merkt aber doch, dass noch lange nicht alles gelöst ist und gerade die Helden noch weiter an der Bedrohung wachsen müssen. Dadurch macht die Geschichte Lust auf mehr – den zweiten Teil, der irgendwann gegen Ende 2021 erscheinen soll.
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