Interview: Birk Frank
 
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Interview mit Birk Frank

Redakteur Ralf Steinberg

 

Die schnelle Welt der Medien gebiert immer wieder neue Varianten, Wunder für die staunende Mehrheit und eine faszinierende Spielwiese für die Eingeweihten. Was uns Filmportale präsentieren, sind aber nicht nur Blogs oder lustige Alltagsszenen, es tauchen auch immer mehr Videos auf, die mit Hilfe von Computerspielen erzeugt wurde. Dabei geht es nicht nur um eine actionlastige Untermalung des Lieblingssongs, zunehmend kommen kreative Filme und Experimente hinzu.

Wir befragten einen jener Filmemacher: Birk Frank erstellt machinima, Filme aus Sims 2.

 

Fantasyguide: Skynobi Adventures heißt Deine Video-Serie, die Du mit Sims 2, einem Computerspiel, erstellst. Wie kam es zu diesem Projekt?

 

Birk Frank: Nun ja, meine Freundin ist begeisterte Simsspielerin der ersten Stunde, sie gibt gerne Anweisungen und hat Spaß an Innenarchitektur. Mich packte es eigentlich erst mit dem zweiten Teil und der Videofunktion. Zunächst habe ich viel konsumiert und gestaunt, was andere für tolle Filme erschaffen. Dann habe ich aus eigenen Filmszenen, die so nebenbei beim Spielen entstanden, einen Zusammenschnitt in Form einer Nachrichtensendung gemacht. So war "Tagesblick" geboren. Das Gleiche musste ich dann mit Szenen meiner Freundin machen. Das hat uns beiden viel Spaß gemacht, aber wir haben die Sachen nie veröffentlicht, weil wir Gema-geschützte Hintergrundmusik verwendet hatten. Später suchte Markus von "Alias 2.1" Sprecher für seine Serie. Und so wurde ich Jack Bristow, der Vater von Sidney. Die Sprecherei hat mich animiert, selbst etwas mit verteilten Rollen zu machen, so bastelte ich eine Geschichte um einen Privatdetektiv und einem Bürgermeister in einer fiktiven Stadt. Skynobi-Adventures war geboren.

 

Fantasyguide: Filme mit einem Computerspiel erzeugen - wie muss man sich das vorstellen?

 

Birk Frank: Erst einmal ein Weilchen spielen, damit man merkt, wie die Sims agieren, mit welchen Interaktionen man sie zu bestimmten gewünschten Aktionen animieren kann. Mit etwas Fantasie kann man diesen Aktionen auch einen ganz anderen Sinn geben. Dann bastelt man eine Geschichte, damit man weiß, welche Personen und Drehorte benötigt werden. Man muss auch flexibel bleiben, nicht alles gelingt so, wie man sich das vorstellt, dann darf man keine Angst haben, das Drehbuch ein bisschen umzuschreiben. Mehr als das, was ein normaler Windows-PC mitbringt, braucht man dann nicht. Die Sprachaufnahmen kann man mit einem beliebigen Wave-Editor machen und bearbeiten, zusammen geschnitten wird das Ganze dann mit dem Windows Moviemaker. Für die Hintergrundmusik benutze ich Magix Musikmaker, da kann man aus vorgegebenen Samples schnell ein paar kurze Stücke zusammenkleben.

Am schönsten ist es, wenn man noch seine Freunde einbinden kann. Nur so kann man ja hinreichend verschiedene Stimmen organisieren. Und wenn die Bekannten auch noch selbst Sims spielen, kann man Aufträge zur Gestaltung von Personen oder Drehorten auch aus der Hand geben.

 

Fantasyguide: Kommt nach den Computerfilmen vielleicht ein Real-Film? Wie siehst Du die Zukunft Deiner Filmerei?

 

Birk Frank: Oh nein, Realfilm kostet zuviel Geld und Zeit. Ich muss ja nebenbei auch noch arbeiten. Es bleibt ein Hobby.

Aber ein Ende von Skynobi ist noch nicht abzusehen. Solange es uns Spaß macht, machen wir weiter. Ich bereite derzeit die zweite Trilogie vor und insgesamt schweben mir 3 Trilogien vor. Dadurch, dass ich das Ganze in kleinen Schnipseln als Videopodcast veröffentliche, bleibt mir genug Zeit, in Ruhe an den Folgen zu basteln. Alte Folgen gibt es aber auch bei myvideo.de in größeren Portionen.

 

Fantasyguide: Welche Auswirkungen hat die kreative Instrumentalisierung des Spiels auf Deine eigene Art mit Sims 2 zu spielen? Geht ein normales Spielen überhaupt noch?

 

Birk Frank: Man hat verschiedene Nachbarschaften, eine habe ich zum Drehort auserkoren. Auch dort muss man spielen, um die Sims auf ihre Szenen vorbereiten. Wenn Dr. Bengele z. B. von Roger Coreman verdroschen wird, geht dies nur, wenn sie sich wirklich hassen.

In anderen Nachbarschaften spiele ich ganz normal, aber ehrlich gesagt, nicht mehr so intensiv wie früher.

 

Fantasyguide: Wer zum ersten Mal von diesen machinima hört, wird sich vielleicht fragen, ob es noch mehr davon gibt. Kannst Du etwas zur Szene sagen?

 

Birk Frank: Es gibt inzwischen viele Spiele, die eine Videofunktion unterstützen. aber selbst wenn nicht, gibt es Tools, um das Spielgeschehen extern aufzuzeichnen. Zusammen mit den Verbreitungsmöglichkeiten des Internets hat sich international eine riesige Gemeinde von Filmemachern und Genießern entwickelt. Man kann mit einfachen Mitteln die Technik des Filmemachens kennen lernen, Kamerapositionen, Licht und Schnitttechniken üben. Auch ich lerne ständig dazu, die Kapitel von Skynobi werden immer dynamischer, ich arbeite kaum noch mit Standbildern wie am Anfang und rücke mit der Kamera näher an die Sims heran.

Die Sims können zum Beispiel auch tanzen. Das hat dazu geführt, dass viele Spieler die Tanzszenen mit Musik ihrer Lieblingsstars untermalen, oder gar Musikvideos nachspielen. Von solchen Clips gibt es eine Unmenge im Netz. Die nächste Stufe ist dann, etwas anderes als Musikvideos nachzuspielen oder zur Musik eigene Videos zu entwickeln. Alias 2.1. ist z.B. ein bewusstes Umschreiben einer TV-Serie, da Markus wohl die echte 2. Staffel von Alias nicht so gefallen hat. Ein anderes deutsches Projekt ist "SimsTV" mit Magazinen, Serien und Talkshows. International ist natürlich noch mehr los, gerade im englischsprachigen Raum.

 

Fantasyguide: Der Film ist im Umbruch, immer mehr schauen Kurzfilme auf Youtube, Podcasts verkürzen den Weg zu neuen, aber auch kleinen Projekten - ist das nur Mode oder ein Trend, eine konsequente Fortentwicklung des Mediums?

 

Birk Frank: Ich denke, nie war es so kostengünstig, eigene mehr oder weniger kreative Werke einer unbestimmten Öffentlichkeit vorzuführen. Große Internetportale können das unübersichtliche Material filtern und ein wenig die Spreu vom Weizen trennen. Insbesondere bei den Podcasts gibt es gute Portale. Die Filmportale sind eigentlich nicht so gut geeignet, weil jeder jeden Schrott einstellen kann und ein Suchbegriff wie "Sims2" da Abertausende von "Mein Sim macht sich ein Sandwich" zum Vorschein bringt.

Ich denke, dass sich die Menschen, die ihnen einmal gegebene Möglichkeit ihre Werke öffentlich vorzustellen, nicht mehr nehmen lassen. Ob es noch in Jahren angesehen wird, vermag ich nicht zu urteilen. Es ändert aber auch das Bild über die Kunstschaffenden. Du bist nicht mehr nur gut, wenn Du einen Plattenvertrag hast, sondern auch dann, wenn Dich Zehntausende positiv bewerten. Wenn die Portale dann noch gute Werbestrategien entwickeln, dass alle daran Beteiligten etwas Geld verdienen können, kommt die Musik- oder Filmindustrie natürlich irgendwann in einen Rechtfertigungszwang, warum sie für die pure Veröffentlichung von Werken durchschnittlicher Qualität noch extra Geld haben wollen.

Sicher ist die Qualität von Amateurwerken oft eingeschränkt. Aber seien wir mal ehrlich, wird das professionelle Fernsehprogramm etwa immer besser? Wenn dessen Niveau nur tief genug sinkt, sind Amateurfilme durchaus eine Alternative.

 

Fantasyguide: Kannst du Dir professionelle machinima vorstellen? Geht das überhaupt lizenzrechtlich?

 

Birk Frank: Schwer zu sagen. In bekannten Universen zu stöbern und sie weiter zu entwickeln ist sicher schwierig. Es gibt ja auch in anderen Bereichen Fanfiktion. Ich glaube aber nicht, dass Welten wie Harry Potter oder Stargate einfach ohne Probleme von Fans fortgeschrieben werden können, wenn sie damit Geld verdienen wollen. Es ist ja schon heute so, dass die eigentlichen kreativen Macher noch das wenigste vom Kuchen abbekommen, ich erinnere nur an den Streik der Drehbuchautoren in Amerika. Hier sind die Vorstellungen der großen Vertriebsfirmen noch sehr verkrustet. Sie werden immer den Geschäftszahlen aus den Achtzigern hinterher trauern und ohne Not nicht an ihren Konzepten rütteln. Gott sei Dank hat die Not ja inzwischen zumindest zu legaler DRM-freier Musik geführt. Die Filmwirtschaft wird noch über Jahre die gleichen Fehler machen wie die Musikindustrie. Die Frage, ob ich von Anwälten gejagt werde, kann doch nicht davon abhängen, bei welchem Videoportal ich meine Filme veröffentliche. Genauso schwierig ist es bei Podcasts, es gibt zwar einen Tarif von der Gema, aber keinen von der AG Wort. Das ist nutzlos!

 

Fantasyguide: Was machst Du, wenn Du keine Szenen gestaltest oder Synchronsprecher zu wahnwitzigen Tags animierst?

 

Birk Frank: Ich führe auch sonst das Leben eines Sim. Aufstehen, Frühstücken, Arbeiten und meinen Vogel füttern...

 

Fantasyguide: Herzlichen Dank für das Interview und weiterhin tolle Ideen für Skynobi!

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042614232445d9ba0d
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Erstellt: 10.02.2008, zuletzt aktualisiert: 30.01.2015 15:28, 5799