Der Regisseur Bishal Dutta ist bekannt geworden durch seine Kurzfilme, die mehrfach auf internationalen Festivals nominiert waren. Mit »It Lives Inside« stellt er seinen ersten Langfilm vor, und das gelingt ihm recht gut. Wäre nicht der ein oder andere Fallstrick gewesen, könnte man sogar von einem kleinen Kunststück sprechen. Aber daran schrammt »It Lives Inside« doch vorbei.
Die Ausgangslage ist stimmungsvoll. Bereits der Einstieg mit einer langsamen Kamerafahrt durch einen zerstörten Korridor, während im Hintergrund bedrohliche Schreie zu hören sind, wirkt passend zum Szenario. Auch die Schilderung der indischstämmigen Familie mit all ihren Anpassungsschwierigkeiten, dem Versuch der Integration in das amerikanische Umfeld bei gleichzeitigem Wahren der Tradition ist sehr gut gelungen. Ebenfalls kann gefallen, wie behutsam und mit Einblick der Regisseur die Probleme der indischstämmigen Teenagerinnen in ihrem College-Umfeld angeht. Dann kommt es zum Auftakt der Horrorereignisse mittels eines schwarzen Einmachglases, in dem etwas Gefährliches gefangen ist. Dies ist toll inszeniert vom Regisseur und wird auch von den Schauspielerinnen gut umgesetzt.
Aber dann passieren einige Schnitzer, die das behutsam aufgesetzte Szenario schwächeln und gegen Schluss einstürzen lassen. Mit fortwährender Dauer der Filmhandlung verlässt sich Bishal Dutta nicht auf sein Gespür für unheimliche Ambivalenz, das den Film im ersten Drittel getragen hat, sondern schwenkt ein in die Funktions- und Darstellungsweise des Hollywood-Mainstreamhorrors, wie man ihn schon Dutzendmal gesehen hat. Da werden Körper von unsichtbaren Mächten emporgehoben und misshandelt. In einer – durchaus beachtlich gefilmten – Szene taucht sogar ein Asis-Horrormädchen mit den typisch herabfallenden, langen gesichtsverdeckenden Haaren auf, bevor am Ende das Horrorwesen selbst ein Gesicht bekommt und somit seinen Schrecken größtenteils verliert. Das ist sehr schade, denn die Schauspieler können überzeugen, die Kameraarbeit ist über weite Strecken sehr gut und die Ansätze des indischen Hintergrunds im Horror wirken unverbraucht.