Jäger der Macht von Brandon Sanderson
Reihe: Mistborn, Bd. 4
Rezension von Christel Scheja
Brandon Sanderson hat sich mittlerweile einen Namen als großer Fantasy-Autor gemacht. Das liegt nicht nur daran, dass er das Vermächtnis von Robert Jordan – dessen Zyklus um „Das Rad der Zeit“ - zu einem Ende führt, sondern auch mit eigenen Zyklen, insbesondere der „Mistborn“-Trilogie punkten konnte.
Die Geschichten von dieser Welt sind allerdings noch nicht zu Ende geführt. Mit „Jäger der Macht“ kehrt der Autor in das Reich zurück, wenn auch dreihundert Jahre später.
Viel hat sich in der Zeit getan. Längst haben die Menschen die Technik für sich entdeckt, Schwerter sind den Schusswaffen gewichen und die Wissenschaft hat den Aberglauben verdrängt. Die Helden der alten Zeit und ihre Taten sind zur Legende geworden.
Auch wenn die Zivilisation einen größeren Sprung gemacht hat, so gibt es doch immer noch jenseits der Hauptstadt wilde Landstriche, in denen Gesetzeshüter einen schweren Stand haben. Einer von ihnen ist Waxilium Ladrian. Er gehört allerdings zu den besten und tatkräftigsten Männern und hat die letzten zwanzig Jahre überlebt.
Allerdings scheint sich nun das Blatt zu wenden und ein neues Leben auf ihn zu warten. Der Verlust seiner großen Liebe und eine Nachricht zwingen ihn schließlich dazu, seinen Job an den Nagel zu hängen und in die Hauptstadt Elantel zurückzukehren. Nachdem sein Onkel und dessen Familie zusammen mit seiner Schwester ums Leben gekommen sind, ist es an ihm, die Führung seiner Familie zu übernehmen und die damit verbundenen Ämter und Aufgaben, auch wenn er nicht viel von dem Titel eines Großherrn hält.
Es braucht seine Zeit, sich an dieses ruhige Leben zu gewöhnen, doch dann horcht er auf, denn eine Reihe von Raubzügen erschüttert die Stadt. Als er dann während einer Adelshochzeit auch noch selbst Opfer der Banditen wird und miterleben muss, wie diese neben den Wertsachen auch einige junge Mädchen mit sich nehmen, weiß er, dass jetzt nicht mehr die Zeit ist, sich auf dem Altenteil auszuruhen. Zusammen mit einigen guten Freunden macht er sich auf die Suche nach der Bande und trifft auf eine viel tiefgreifendere Verschwörung.
Schon in der „Mistborn“-Trilogie überzeugte das ungewöhnliche, aber trotzdem gut durchdachte Magiesystem, in dem Metalle eine große Rolle spielen. Auch in „Jäger der Macht“ kommt es ins Spiel.
Allerdings geht es vordergründig diesmal weniger um einen Freiheitskampf, stattdessen präsentiert uns der Autor ein Setting, dass wie eine Mischung aus Western und Crime Noir aussieht.
Im Mittelpunkt steht der abgebrühte und erfahrene Held, der zwanzig Jahre im rauen Umland seinen Mann gestanden hat und nicht gerade zimperlich in seinen Methoden ist. Aus diesem Grund betrachtet er auch die Intrigen in der Hauptstadt mit einer zynischen Distanz und sehnt sich wieder in seinen alten Job zurück, in dem alles einfacher und vielleicht auch klarer war.
Dazu kommen die bösen Buben, die sich so benehmen, wie man es von Outlaws aus dem Wilden Westen kennt und doch nur Handlanger und Erfüllungsgehilfen eines viel finstereren Kerls sind, den actionreichen Einsatz der Magie und Geheimnisse, die den Hintergrund noch plastischer machen.
Sanderson weiß durchaus die vertrauten Elemente so zu verweben, dass man sich immer wieder überraschen lassen kann, allerdings nimmt er sich diesmal auch besonders viel Zeit, um das Setting einzuführen, was gerade im ersten Teil des Buches eine Menge Längen mit sich bringt.
Leider trifft das auch auf die Figuren zu. Obwohl Sanderson ihnen Raum gibt, sind die Charaktere, selbst Waxilium kaum ausgearbeitet und bleiben daher eher blass und oberflächlich. Selbst die Motive des Finsterlings und seiner Schergen sind eher einfach gestrickt und damit auch wenig überzeugend.
Dennoch ist der Roman besser als manch ein Steampunk-Roman, bei dem das Setting nur Staffage und die Handlung von der Stange ist, denn Sanderson spielt mit den Klischees und fügt sie neu zusammen.
„Jäger der Macht“ ist ein außergewöhnlicher Fantasy-Roman, da Sanderson die Elemente des Steampunk mit den Ideen seiner ganz eigenen Welt vermischt und damit eine ganz eigene Atmosphäre schafft. Allerdings bleiben die Figuren blass, die Handlung hat gerade zum Anfang hin ziemliche Längen, so dass man schon einiges an Geduld mitbringen muss, um die Lektüre wirklich genießen zu können.
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