Jenseits der Berge von Troy Denning

Reihe: Die Kormyr-Saga, Bd. 2

Rezension von Christel Scheja

 

Zu den Autoren, die durch die Romane zu Rollenspielen wie Dungeons und Dragons bekannt geworden sind, gehört Troy Denning, der mittlerweile auch ein halbes Dutzend Star Wars Romane verfasst hat. Als Entwickler von Spielen weiß er, welche Elemente einer Geschichte seine Zielgruppe am liebsten mag, und davon macht er auch ausgiebig Gebrauch. Das merkt man auch der Kormyr-Saga an, die in den USA bereits für neun Jahren erschienen ist. Vor allem ein actionreiches Abenteuer steht im Vordergrund, die Ausarbeitung von komplexen Figuren und Hintergründen ist eher Nebensache.

 

Besorgt blickt der Vangerdahast , der Magier des Königs auf die Zukunft des Reiches Kormyr, das über tausend Jahre eine Bastion des Lichts gegen die Horden der Finsternis gewesen ist. Ein Anschlag auf König Azoun IV., der dem Monarchen fast das Leben gekostet hat, erinnerte ihn schmerzhaft daran, dass das Leben so schnell vorbei sein kann und die Erbfolge des Landes immer noch nicht gesichert ist.

Ausgerechnet Tanalasta die Kronprinzessin hat sich von den Mönchen der Chauntea verführen lassen, die ihm durch ihre friedliche Duldsamkeit und Erdverbundenheit suspekt sind. Anstatt endlich zu heiraten und Nachwuchs zu bekommen, hat sich die junge Frau für ein Jahr in das Kloster zurückgezogen und ein einfaches Leben geführt, was ja nicht so schlimm wäre, hätte sie den Kopf nicht voll von seltsamen Ideen.

Immerhin scheint sie nun auch endlich einzusehen, dass sie ihre Pflichten als zukünftige Königin erfüllen muss. Doch wirklich einsehen kann der alte Magier dies erst, als plötzlich unheimliche Kreaturen das Land verheeren. Auf einer Reise müssen sich Tanalasta und er dämonischen Untoten stellen, die sich noch sehr gut an ihre eigene Regierungszeit erinnern und die Macht wieder zurückholen wollen. Und auch die ewig an den Grenzen lauernden Orks scheinen wieder in Kormyr einfallen zu wollen.

Nun beweist auch die Kronprinzessin, dass sie trotz aller Friedfertigkeit durchaus gelernt hat, ihr Land zu verteidigen. Selbst die Mönche bekommen ihre Chance, als ein heimtückischer Angriff das Schloss und die Königin in die Gewalt einer solch bösartigen Kreatur geraten lässt.

 

„Jenseits der Berge“ enthält all die Zutaten, die man von Romanen zu Dungeons und Dragons kennt: Gefährliche Monster, die nur böses wollen, archetypische Charaktere, die getreu ihrer Klasse handeln und eine Menge Magie. Das alles wird ein wenig mit grausamen bis ekelhaften Beschreibungen von Leichen aufgepeppt und mit vielen Kämpfen gegen die unterschiedlichsten Gegner garniert. Nach Motiven und Hintergründen wird erst einmal nicht gefragt.

Die Figuren bleiben allesamt recht blass und lösen sich nicht aus ihren Rollen seien es nun der launische Magier des Königs und sein Stellvertreter, die sich vor allem durch ihre Überheblichkeit auszeichnen, die angeblich so starke und selbstbewusste Kronprinzessin, die am Ende doch wieder in ihre eigentliche Rolle zurückfällt, und mit ihrer großen Liebe endlich den ersehnten Nachwuchs produziert.

Die Spannung ist leidlich, da man oft schon voraus ahnen kann, was als nächstes passiert. Deshalb sollte man auch nicht viel mehr als eine unterhaltsame Aneinanderreihung von magischem Brimborium und ein paar Kämpfen erwarten.

 

„Jenseits der Berge“ ist zwar routiniert geschriebene Abenteuer-Fantasy, aber kein Buch, das lange in Erinnerung bleibt. Man kann es zur Entspannung am Strand oder auf einer langen Reise lesen, aber mehr sollte man auch nicht erwarten, da alles fehlt, was den Roman wirklich interessant und denkwürdig machen würde.