Jericho: Der Anschlag - Staffel 1 (DVD)
 
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Jericho: Der Anschlag - Season 1

Filmkritik von Christel Scheja

 

Rezension:

Es gibt Serien, die nicht auf den ersten Blick als Science-Fiction Serie erkennbar sind, weil sie in der Jetztzeit spielen und weder vom Setting noch von den Menschen her irgendwelche Abweichungen zeigen und zunächst eher mit Themen beschäftigen, die sonst eigentlich eher in Drama-Serien gehören. Ein Vorfall mit dem niemand rechnet, unterbricht unerwartet das Leben der Menschen und verändert es grundlegend. Das ist auch bei der insgesamt 29-teiligen Serie „Jericho“ der Fall, deren erste Staffel nun auf DVD vorliegt.

 

In der kleinen (wenn auch fiktiven) Stadt in Kansas, nahe der Grenze zu Colorado geht das Leben seinen gewohnten Gang. Man bereitet sich auf die kommende Bürgermeisterwahl vor, erledigt alltägliche Dinge und plaudert mit Nachbarn und Freunden oder beäugt neugierig Neuankömmlinge, so wie Jake Green, den Sohn des Bürgermeisters, Johnston Green der nach fünf Jahren Abwesenheit unverhofft wieder in der Stadt auftaucht, die er damals im Streit mit dem Vater verlassen hat. Auch jetzt kriselt es immer noch gefährlich zwischen den Beiden. Sein Vater hält Jake auch weiterhin für einen faulen Versager, der sein Leben vertrödelt, anstatt eine Familie zu gründen oder einen vernünftigen Beruf zu ergreifen. Ernüchtert will der junge Mann die Stadt verlassen und niemals zurück kommen.

Doch das alles ändert sich mit einem Schlag als in der Richtung in der Denver liegt ein Atompilz am Horizont zu sehen ist, Fernsehempfang und Kommunikation zusammen brechen. Die Menschen Jerichos stehen unter Schock, nur wenige begreifen wirklich, was geschehen ist. Aber auch sie haben keine Antwort auf die unzähligen Fragen von denen „Wer hat Atombomben auf dem Gebiet der USA niedergehen lassen?“ oder „Befindet sich das Land im Krieg?“ nur zwei davon sind.

Die Greens gehören zu denen, die tatkräftig dabei helfen, das Jericho nicht im Chaos versinkt. Zwar muss Johnston Green sein Amt an seinen politischen Widersacher Gray Anderson abgeben, aber das hindert ihn nicht daran, seinen Teil dazu zu tun, um die Stadt zu beschützen und die Ordnung aufrecht zu erhalten.

In dieser Zeit wächst Jake über sich hinaus. Nach und nach erfährt seine Familie, dass er nicht faul herum gegammelt und das Leben genossen hat, sondern in den vergangenen fünf Jahren in verschiedenen Söldnereinheiten an verschiedenen Brennpunkten der Welt gewesen ist. Die dabei gewonnenen Erfahrungen kommen ihm jetzt zu Gute, als es darum geht, die marodierenden Truppen des Ravenwood-Konzerns - die er nur all zu gut kennt - davon abzuhalten, die Stadt auszuplündern, eine Schutztruppe auszubilden oder den Betrug falscher Marines aufzudecken.

Schließlich übernimmt er sogar die Führung im den Kampf gegen die Nachbarstadt New Bern, in der man nicht versucht hat, die demokratischen Grundregeln aufrecht zu erhalten, sondern der dortige Sheriff und seine Deputies wie Diktatoren über den Rest der Leute herrschen, Angst und Gewalt an der Tagesordnung sind. Dieser hat sich nun in den Kopf gesetzt, die Farmen an sich zu bringen, die Jericho bisher mit ihren Erträgen versorgt haben und entsprechende Waffen produziert..

Ansonsten hat man sehr viel mit dem alltäglichen Überlebenskampf zu tun. Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass es Strom und fließendes Wasser gibt, ein elektromagnetischer Impuls macht alle elektronischen Geräte unbrauchbar. So kann man sich nur auf die Gerüchte und Informationen verlassen, die Durchreisende und Flüchtlinge mit sich bringen.

Da die Nahrungsmittelvorräte über den Winter immer knapper werden, kommt es ebenfalls zu Konflikten, denn man möchte am liebsten jeden unnötigen Mitesser loswerden. Und nicht wenige haben mit persönlichen Serien zu kämpfen.

Nur einer weiß mehr über die Atombombenexplosionen, als er zu sagen bereit ist, weil er ahnt, dass das noch Folgen für ihn und andere haben kann . Der FBI-Agent Robert Hawkins ist kurz vor den Explosionen mit seiner Familie in die Stadt gezogen und beherbergt in seinem Haus ein mehr als gefährliches Geheimnis.

 

„Jericho“ beschäftigt sich damit, wie die Menschen damit zurecht kommen, dass nach dem Fall der Atombomben ihr Leben schlagartig anders wird, und dinge, die früher selbstverständlich waren nun nicht mehr vorhanden oder nur noch Luxus sind. Damit erinnert die Serie ein wenig an die vielen Endzeit-Filme, die in den 1980ger Jahren so beliebt waren. Allerdings zeichnet die Serie keine ganz so düstere Zukunft voller Gesetzlosigkeit und Grausamkeit. Die Bewohner der Stadt können nämlich von Glück reden, dass sie ohne Verstrahlung überlebt haben, denn das fiktive Jericho ist tatsächlich in einer Gegend angesiedelt, in der die Überlebenschancen am größten sind.

Zwar macht die Serie einige Abstriche, was den Fallout nach Wind und Regen oder den erst nach Monaten ersichtlichen Spätfolgen der radioaktiven Verstrahlung angeht, versucht aber ansonsten so nahe wie möglich an der Wirklichkeit zu bleiben und akkurat darzustellen, wie die Menschen lernen, wieder mit weniger zurecht zu kommen. Dabei fällt es den Landbewohnern weitaus leichter als denen, die den technischen Luxus der Städte genossen und als selbstverständlich angesehen haben.

Insgesamt konzentriert sich die Serie vor allem auf die Familien Green und Hawkins. Jake und Robert sind die beiden Hauptpersonen der Serie. Während der junge Heimkehrer plötzlich Kenntnisse und Fertigkeiten zeigt, die man nie bei ihm vermutet hätte, und ohne lange zu zögern, Verantwortung zeigt, bleibt der FBI-Agent lange geheimnisvoll und enthüllt nicht einmal seiner Familie, was er eigentlich wirklich weiß und besitzt. Sein Geheimnis ist einer der Dreh und Angelpunkte der Serie, das eigentlich in die zweite Staffel überleiten sollte.

Der Überlebenskampf wird aus der Sicht von Einzelschicksalen geschildert. Eric Green wollte seine Frau April eigentlich verlassen, weil er ein Verhältnis mit der Besitzerin der Bar hatte, kann es aber nun nicht mehr, als er erfährt, dass ein Kind auf dem Weg ist.

Dale Turner, von seinen Mitschülern als ewiger Verlierer verspottet, übernimmt Gracie’s Market, nach dem Tod seiner Arbeitgeberin und entwickelt sich zu einem eiskalten Geschäftsmann, der sogar bereit ist, einen Mord zu begehen.

Dies sind nur einige der kleinen Geschichten, die mit den mit größeren Handlungssträngen verbunden. Schrittweise kündigt sich an, das Jericho einer der wenigen Orte ist, an dem man noch Rücksicht auf die Schwächeren nimmt und bereit ist zu teilen. Ein Besuch am Handelsposten „Black Jack“ gibt einen Vorgeschmack auf das, was die Helden später mit New Bern droht. Und schließlich zeigt sich, dass in Amerika viel mehr geschehen ist, als die Menschen in Jericho vermuten können.

Damit schwankt die Serie irgendwo zwischen Science Fiction und Gesellschaftsdrama und kann sich nicht wirklich für eine Richtung entscheiden. Vor allem in den ersten zehn Folgen tut sich die Serie schwer und kommt nicht so recht voran. Das Beziehungsgeflecht zwischen den Figuren steht im Vordergrund, nicht, das, was um die Stadt herum passiert. Das Verhältnis zwischen den Personen wird neu ausgerichtet – die Bemühungen, das Überleben zu sichern werden eher im Hintergrund abgehandelt, und nur weniges schreibt wirklich die Handlung fort.

Das ändert sich erst in der Mitte der Staffel. Mit der zwölften Folge zieht die Spannung deutlich an, die Bedrohung für die Stadt und ihre Bewohner wächst, die dunklen Untertöne werden deutlicher und steigern sich in der letzten Folge zu einem dramatischen Höhepunkt. Das allerdings konnte die Serie allerdings nicht mehr retten. CBS beschloss sie wegen schwacher Zuschauerzahlen abzusetzen, engagierte Fans gelang es aber mit einer aufsehenerregenden Aktion – indem sie dem Sender Wagenladungen von Erdnüssen ins Haus schickten – sieben weitere Folgen zu ertrotzen, die aber von dem Rest der Fernsehzuschauer auch nicht mehr angenommen worden.

Die Serie selbst hat sehr interessante Ansätze, tut sich aber gerade in der ersten Staffel sehr schwer damit, richtig damit umzugehen und eine ausgeglichene Mischung aus Action und Drama zu bieten. Zwar ergibt die Ausarbeitung der Beziehungsgeflechte durchaus einen Sinn, wie man später erkennen wird, hindert die Serie aber auch am Vorankommen und mindert ein wenig die Spannung. Deshalb sollte nicht schon nach der ersten Hälfte der Staffel abschalten, sondern den ganzen zweiundzwanzig Folgen eine Chance geben. Es lohnt sich durchaus der Geschichte aufmerksam zu folgen.

Bild und Ton sind ausgereift und zufriedenstellend, auch die Präsentation weiß durch ihre schlichte und platzsparende Aufmachung in Slim-Boxen und Schuber zu gefallen

Die Ausstattung der DVD’s ist recht üppig. Zu etwa der Hälfte der Folgen gibt es auch noch gelöschte Szenen und ein Making oft erklären die Macher, wie sie auf die Idee zur Serie kamen und wie sie die Figuren entwickelt und eingeflochten haben.

Die Featurette „Was wäre wenn“ geht dann noch auf die Möglichkeiten eines Atomkrieges ein. Inwieweit ist das nukleare Wettrüsten fortgeschritten? Was erwartet uns beim Ernstfall und können wir uns überhaupt noch schützen? Sie ist allerdings nicht so ausführlich, wie sie hätte sein können und aus sehr amerikanischer Serie geschildert..

 

 

Fazit:

„Jericho“ ist ein mutiger Versuch, das Leben der Menschen nach dem Fall von Atombomben zu zeichnen und dabei auch noch mit einer spannenden und ungewohnten Verschwörungsgeschichte zu verknüpfen.

Für europäische Augen wird im Verlauf der Folgen zwar manchmal zu sehr der amerikanische Pioniergeist herauf beschworen, das kann jedoch den eigentlichen Unterhaltungswert nicht mindern. Allerdings kommt die Serie erst nach der Hälfte der Folgen wirklich in Gang, so dass man ihr ruhig die Chance geben sollte, sie bis zum Ende anzusehen. Denn auch der Ausbau der Beziehungen am Anfang der Serie ergeben später einen Sinn und tragen nicht unerheblich zur Komplexität der Handlung mit bei.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426104327ec4f7b49
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DVD:

Jericho: Der Anschlag

29-teilige Fernsehserie, USA 2006-2008

1. Staffel mit 22 Folgen, entstanden 2006

Produktion, Idee & Drehbuch: Jon Turteltaub, Stephen Chbosky, Carol Barbee, Karim Zreik

Regie: Jon Turteltaub

Bildformat: 16:9

Synchro: Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch (Dolby Surround), Englisch (DD 5.1) Untertitel: Deutsch, Englisch Finnisch, Französisch, Holländisch, Italienisch, Norwegisch, Schwedisch, Spanisch

6 DVD’s,

Spieldauer: 911 min (22 Episoden je. ca. 43 min), 7 DVD

FSK: 16

Extras: Gelöschte Szenen, „Die Entstehung Jerichos“, “Was wäre wenn”

Paramount Home Entertainment, erschienen am 7. August 2008

Spieldauer: 911 Minuten

ASIN: B0019X9X9G

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

Skeet Ulrich

Lennie James

Ashley Scott

Kenneth Mitchell

Brad Beyer

Alicia Coppola

Pamela Reed

Michael Gaston

 


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Erstellt: 29.07.2008, zuletzt aktualisiert: 07.02.2024 17:01, 7021