Jessica Jones: Das letzte Kapitel
 
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Jessica Jones: Das letzte Kapitel

Rezension von Christel Scheja

 

Die Netflix-Serie hat gerade in Deutschland dafür gesorgt, dass Jessica Jones nicht mehr länger eine Heldin unter vielen ist, die eher ein Schattendasein fristet, sondern eine Figur ist, die gerade durch ihre Ecken und Kanten vielen im Gedächtnis bleibt oder gefällt.

Schon in ihren früheren Serien wusste sie dass überzeugend zu vertreten, und da die Leser noch einmal mehr über sie erfahren wollten, entschloss sich Brian Michael Bends mit dem Kreativteam von damals noch einmal eine „Jessica Jones“-Serie zu erschaffen, die Panini nun komplett in einem Megaband präsentiert.

 

Viel hat sich bei Jessica getan, denn nach einer Affäre mit Luke Cage haben die beiden nun eine gemeinsame Tochter und es ist für die fluchende und saufende Privatdetektivin nicht immer einfach, Mutter zu sein, denn sie ist nicht wirklich der Typ, der zu Hause bleibt und sich brav um die Kleine kümmert, während der Mann das Geld verdient.

Eher im Gegenteil – die Beziehung zu Luke ist eher wechselhaft und sie hält ihn sich immer auf Distanz. Und sie hat glücklicherweise jemanden, der sich um das Kind kümmern kann, wenn Not am Mann ist, denn sie versucht auch weiterhin Geld zu verdienen.

Das ist allerdings nicht gerade einfach, wenn sie so Kunden wie die ehemalige S.H.I.E.L.D.-Agentin Maria Hill hat, die sie als professionelle Lügnerin kennt und der man nicht wirklich trauen sollte – aber schon bald steht sie da zwischen den Fronten und nicht einmal Captain Marvel aka Carol Danvers, die nun die Organisation führt, kann ihr wirklich helfen.

Eigentlich sollte sie ja – dem Rat vieler Bekannter und Freunde folgen und sich erst einmal zurückziehen, aber dann kann sie nichts mehr tun, denn taucht plötzlich wieder auf der Bildfläche auf und macht ihr das Leben schwer: Ihre Nemesis – Killgrave höchstpersönlich!

 

Der Megaband schließt nahtlos an die beiden „Alias“-Bände an, es gibt auch keinen Stilbruch, da das Kreativteam so gut wie dasselbe ist und so die Atmosphäre wahrt, die sich immer munter zwischen dunklem Krimi und Superheldengeschichte hin und her bewegt.

Jessica erkennt man wieder – auch die Mutterschaft hat sie nicht all zu sehr verändert – sie ist immer noch ruppig, sagt was sie denkt und versucht sich abzugrenzen, was allerdings nicht immer so läuft, wie sie das gerne hätte.

Zwar gibt es einen kleinen Bruch, da die Geschichte, wie sie mit Luke enger zusammen kam, an anderer Stelle ausführlich erzählt wurde, aber die notwendigen Informationen werden im Text gegeben, ebenso wie man auf diese Weise erfährt, wie Jessica eigentlich in Kontakt mit Captain Marvel und den anderen Leuten gekommen ist.

Natürlich fiebert man, gerade wenn man die Serie gesehen hat, auf das Aufeinandertreffen zwischen Jessica und Killgrave zu, mit dem sich die Künstler wieder einmal sehr viel Zeit lassen und erst einmal die anderen Handlungsstränge durchzieht.

Und man wird nicht enttäuscht … denn Killgrave hat sich wie Jessica weiter entwickelt und verändert – auf eine interessante Art und Weise. Zwar bewahrt er sich seine Art und auch weiterhin seine Umgebung, aber das ist nicht mehr ganz so eigensüchtig und konsequent wie in den alten Heften. Nicht zuletzt macht er Jessica sogar ein Angebot, dass sie eigentlich nicht abschlagen könnte, wenn sie es genau nimmt.

Für einen Comic ist die Serie extrem textlastig, aber gerade das macht auch die besondere Atmosphäre der Geschichte aus. Im Vordergrund steht nicht die Action, auch wenn reichlich davon vorhanden ist, sondern die inneren Entwicklungen der Heldin, ihre Monologe und die Zerrissenheit, die sie prägt.

Am Ende zeigt sich sogar, dass mehr miteinander zusammenhängt als gedacht und auch scheinbar unbedeutende Ereignisse wichtig waren. Die Geschichte lässt den Leser tief beeindruckt zurück und macht Lust auf mehr.

Gerade künstlerisch bewahrt man die Güte und Eigenständigkeit der „Alias“-Serie was vor allem Fans gefallen dürfte.

 

„Jessica Jones: Das letzte Kapitel“ rundet die Geschichte um die Privatdetektivin mit den besonderen Kräften, die aber keine Superheldin sein möchte, ab. Wer bereits die beiden „Alias“-Bände kennt, sollte auf jeden Fall zuschlagen, denn es gibt neben vielen neuen Figuren auch ein Wiedersehen mit einem guten alten Bekannten, den niemand in diesem Zusammenhang wirklich missen möchte.

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Comic:

Jessica Jones: Das letzte Kapitel

Original: Jessica Jones #1-18 USA 2017/18

Panini Verlag, 08/2018

Autor: Brian Michael Bends

Zeichner und Tusche: Michael Gaydosn und Javier Pulido

Farben: Matt Hollingsworth und Michael Gaydos

Übersetzer: Bernd Kronsbein

 

ISBN-10: 3741608165

ISBN-13: 978-3741608162

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 19.08.2018, zuletzt aktualisiert: 26.04.2023 13:20, 16879