Joker
 
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Joker

Comedian Arthur Fleck wird von der Gesellschaft Gothams ausgegrenzt und so stürzt er in eine Spirale aus Verbrechen und Dunkelheit.

Filmkritik

von Armin Rößler

 

Jack Nicholson (Batman, 1989), Heath Ledger (The Dark Knight, 2008) und Jared Leto (Suicide Squad, 2016) haben sich in der Vergangenheit auf der großen Leinwand am Joker versucht, dem irre-bösen Gegenspieler von Batman – drei ganz unterschiedliche, immer aber spannende Darbietungen einer Figur, in der ganz offensichtlich wesentlich mehr Facetten stecken, als sich in einem einzigen Film abbilden lassen, vom skrupellosen Kriminellen bis zum heillos Wahnsinnigen. Völlig unberührt davon schlägt Joaquin Phoenix in Todd Phillips’ Joker nun ein ganz neues Kapitel auf: weit weg von allen Superhelden, mehr Charakter- und vor allem Gesellschaftsstudie als Comic-Verfilmung.

 

Im Gotham der frühen achtziger Jahre ist Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) schon ziemlich weit unten, als für ihn die ganz persönliche Abwärtsspirale endgültig einsetzt: Er muss sich erst von Teenagern verprügeln lassen, verliert dann seinen Job als Clown, die für seine psychischen Probleme dringend benötigten Medikamente werden ihm ebenso gestrichen wie die ohnehin nicht zuhörende Sozialarbeiterin und auch seine Mutter Penny (Frances Conroy) trägt mehr als nur ein dunkles Geheimnis mit sich herum. Während in der Stadt die Müllabfuhr streikt, soziale Proteste und Gewalt zunehmen, erlebt Arthur, den seine Mutter widersinnigerweise »Happy« nennt und der eigentlich Komiker werden möchte, die Kälte der Gesellschaft in Person zweier für ihn wichtiger Menschen: Murray Franklin (Robert De Niro), Moderator einer von Arthur verehrten TV-Show, und Thomas Wayne (Brett Cullen), der reichste Mann der Stadt und frühere Arbeitgeber von Penny Fleck, zeigen ihm auf ihre jeweils eigene Art und Weise, wie wenig er von dieser Welt zu erwarten hat.

 

Dieser Joker muss nicht wie einst Jack Nicholson in den Säuretank fallen, um komplett wahnsinnig zu werden. Die emotionale Kälte und gnadenlose Ablehnung, ob in seinem persönlichen Umfeld oder in einer zunehmend verrohenden Gesellschaft, reichen dafür völlig aus. Todd Phillips (War Dogs) orientiert sich dabei ziemlich schamlos an zwei Filmen Martin Scorseses (beide passenderweise mit Robert De Niro in der Hauptrolle), Taxi Driver (1976) und The King of Comedy (1982), die er weit ausführlicher zitiert, als dass er sich im umfangreichen Batman-Kosmos bedienen würde (selbst für Bruce Wayne bleibt nur eine kleine Szene). Das lässt das Schicksal der Hauptfigur erschreckend realistisch wirken, lebensnaher als in der oft grellbunt überzeichneten Comic-Welt. Dabei begeht der Regisseur nicht den Fehler, Sympathie für seinen Joker wecken zu wollen, höchstens Verständnis dafür, wie sein Weg unweigerlich verlaufen muss. Des Jokers krankheitsbedingtes, irres Lachen überfällt ihn anfangs in den unpassendsten Situationen. Am Ende, nach einem düsteren, deprimierenden, intensiv-beklemmenden Niedergang, erscheint es als perfektes Statement seiner Verständnislosigkeit und Verzweiflung. Dem Zuschauer ist das Lachen da schon längst vergangen.

 

7 Sternchen

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Joker

Jahr: 2019

Regie: Todd Phillips

Comicverfilmung

 

Erhältlich bei: Amazon

DarstellerInnen:

  • Frances Conroy

  • Bill Camp

  • Zazie Beetz

  • Robert De Niro

  • Joaquin Phoenix

  • Brett Cullen

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Erstellt: 22.10.2019, zuletzt aktualisiert: 04.12.2022 18:04, 17986