Jungle Town
 
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Jungle Town von Tito Faraci und Giorgio Cavazzano

Rezension von Christian Endres

 

Jungle Town. Ein trubeliger urbaner Schmelztiegel der Rassen und Kulturen. Hunde, Katzen, Nashörner, Nilpferde, Schweine, Vögel und Ratten leben hier in mehr oder weniger friedlicher Eintracht Seite an Seite zusammen und geben der Stadt ihr Gesicht. Dieses markante Profil hat allerdings einige politische und soziale Macken und Risse, wie bald klar wird. So sind z. B. die Ratten eine zwar nicht zahlenmäßige, aber doch als solche gesehene Minderheit. im Verborgenen aufbegehrend und mit ihrer Situation unzufrieden, sorgen sie immer wieder für Unruhe. Als dann auch noch eine Ratte tot im Gebüsch eines noblen, für Ratten allerdings verbotenen Golfplatzes gefunden wird, wissen nicht nur die Cops Adam und Rollo, dass in dieser Angelegenheit gefährlicher politischer Zündstoff drin ist. Also machen sie sich an die Ermittlungen, um entweder als Sündenböcke herzuhalten oder die wahren Schuldigen zu finden und ein Zeichen zu setzen...

 

Wie für einen Comic Noir typisch, legt Faraci vor allem Wert auf die Charakterisierung seiner Figuren. Diese gelingt ihm dann auch bei allen Charakteren entsprechend gut, während die eigentliche Ermittlungsarbeit und vor allem auch die Auflösung des Falls stets etwas steril und unbedeutend wirken. Die Einblicke in die atmende, pulsierende und wuselnde Stadt Jungle Town sowie die Ausgestaltung des sozialen Umfelds und des klassisch besetzten Polizisten-Duos mitsamt dessen humoristisch hochwertigen Dialogen geht Faraci dafür umso leichter von der Hand.

 

Allerdings liegt das auch an Disney-Veteran Giorgio Cavazzano, der mit »Jungle Town« wieder einmal hervorragende Arbeit ablegt und dem Krimi einen erfrischenden Look verpasst, der sich an seinen Arbeiten für Disney orientiert, aber hie und da – nicht zuletzt aufgrund der härteten Gangart sowie des Settings und der Ausrichtung der Krimigeschichte – auch einen Schritt weiter geht. Mit wenigen Panels erweckt Cavazzano die anthropomorphe Welt Jungle Towns Seite für Seite zum Leben und zeichnet das Bild einer durch und durch lebendigen Stadt, wobei er vor allem dadurch überzeugt, dass für seine Leser trotz des für einen Comic Noir eher unkonventionellen Artworks eine prächtige, schier überbordende Atmosphäre schafft und auch den Humor von Faracis Geschichte gekonnt und in wenigen Panels einfängt.

 

So ergibt sich auf knapp siebzig Seiten Story eine überraschend gute, ja nahezu exzellente Krimi-Geschichte irgendwo zwischen Entenhausen und Sin City. Zwar reicht es am Ende nicht ganz zur Bestnote – daran kratzen tut der äußert kurzweilige und redaktionell umfangreich betreute Band trotzdem.

 

Ein wunderbar andersartiger, bunter Pop-Krimi von zwei italienischen Comic-Stars, der als moderner Vertreter europäischer Topcomics zeigt, dass ein gelungener Comic Noir nicht zwingend Schwarzweiß oder gar blutig und dreckig-düster sein muss.

 

 

 

 

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20241205050346dd5a199b
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Comic:

Jungle Town

Autor: Tito Faraci

Zeichner: Giorgio Cavazzano

Softcover, 80 Seiten

Ehapa, Juli 2007

ISBN-Code: 3770431235

Erhältlich bei Amazon

weitere Infos:


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Erstellt: 27.07.2007, zuletzt aktualisiert: 12.12.2015 08:20, 4569