Justice League Anthologie
 
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Justice League: Anthologie

Rezension von Ingo Gatzer

 

Rezension:

Was ist in der Lesergunst beliebter als ein Superheld? Eine Gruppe von Superhelden! Das waren vermutlich die Art von Gedanken, die sich Julius Schwarz 1959 machte, als er die Vorgängerversion der Justice League erdachte und als Mitglieder gleich DCs Stars Superman sowie Batman wählte und die Gruppe durch Wonder Woman, Flash, Green Lantern, Aquaman und Marsian Manhunter verstärkte. Das war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die mit dem Start des gleichnamigen Kinofilms im November 2017 ihren vorläufigen Höhepunkt finden wird. Grund genug für Panini mit „Justice Leagie: Anthologie“ einen Überblick über DCs bekannteste Superheldengruppe zu geben. Der Band enthält insgesamt vierzehn Storys, die zwischen 1960 und 2013 erschienen sind.


Mit der Anthologie ist den Machern eine eindrucksvolle Zusammenstellung gelungen, in der sich aus jeder Phase der Justice-League-Historie ansprechende Geschichten finden. Einen echten Mehrwert bieten dabei die einleitenden Texte, welche die Storys nicht nur in die Zeit einordnen und Entwicklungen aufzeigen, sondern auch Informationen zu Autoren und Zeichnern vermitteln. Am Ende des Bandes können Fans zudem noch ansprechende Artworks genießen und Neulinge grundlegende Informationen zu den wichtigsten Gegnern und Mitgliedern der Justice League erfahren – wirklich vorbildlich in der Aufmachung, Einziger Kritikpunkt: Es ist wirklich praktisch, dass Panini den Lesern ein Inhaltsverzeichnis mit Seitenzahlen spendiert. Allerdings ist das wenig hilfreich, wenn dann eine durchgängige Nummerierung der Seiten fehlt.


Nicht fehlen darf in der Zusammenstellung natürlich die erste Geschichte der Justice League „Starro, der Eroberer“ (1960), die von Gardner Fox stammt. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um eine klassische Origin-Story. Vielmehr zeigt sich hier eine wiederkehrende Thematik: Die Gerechtigkeitsliga muss gegen eine interstellare Bedrohung kämpfen. Dabei geht es aus heutiger Sicht nicht ohne ein Schmunzeln ab. So informiert Peter der Kugelfisch Aquaman via Gedankenstrahl über die Invasion eines interstellaren Mega-Seesterns. Dafür ist der Plot aber gut strukturiert und wartet mit einigen schönen Ideen auf, auch wenn nicht alles ganz logisch abläuft. Die Illustrationen von Mike Sekowsky sind absolut auf der Höhe der Zeit und zeichnen sich durch eine ansprechende Dynamik aus. Allerdings wirken die oft einfarbigen Hintergründe heute eher lieblos.


Strukturell sind die nächsten Storys „Fluch des Sternendiamanten“ (1961) und „Phantom im Schatten“ (1973) ähnlich angelegt. Die Superhelden erfahren von einer Bedrohung an verschiedenen Orten und teilen sich auf, um diese zu bekämpfen. Auch hier können die Schurken und ihre Motive noch nicht ganz überzeugen. Da gibt sich etwa zunächst ein Held böse, um die Aufmerksamkeit der Justice League zu erwecken und riskiert dabei zahllose Menschenleben oder es tauchen gelbe Knetmännchen auf. Dafür ist es angesichts des Entstehungsjahrs 1961 bemerkenswert, das in der ebenfalls vom Duo Fox/Sekowsky stammenden Geschichte „Fluch des Sternendiamanten“ mit Wonder Woman eine Frau zumindest zeitweise die Organisation leitet. Zudem sorgt das titelgebende „Phantom im Schatten“ in der von Len Wein erdachten und von Dick Dillin gezeichneten Erzählung für einige spannende Momente, Rätselraten und eine überraschende Enthüllung, die Wein und Dillin in „Wolf im Schafspelz“ (1973) weiter führen. Schön wäre es allerdings gewesen, wenn auch die Vorgeschichte „Justice League of America: Crisis Band 3“ Teil der Anthologie wäre. Dann wären aber vermutlich andere Momente der Justice-League-Geschichte zu kurz gekommen. Für Spannung sorgt hier ein Damoklesschwert, das die Mitglieder der Justice League ohne ihr Wissen zu vernichten droht.


Der von E. Nelson Bridwell erdachte Dreiteiler „Krise in der Ewigkeit!“, „Krise auf Erde-S!“ und „Krise im Morgen!“(1976) steigert die Intensität noch deutlich. Denn hier steht nun plötzlich das Schicksal von gleich drei Erden auf dem Spiel. Zudem finden sich hier bereits selbst-ironische Anspielungen – etwa wenn ein Superheld seine Kollegen bei den üblichen Erklärungen mahnt: „Ihr klingt wie billige Schauspieler, die einen öden Einleitungstext rezitieren.“ In „Eine entzweite Liga“ aus dem Jahr 1982 treten dann als nächste Stufe der Eskalation sogar Mitglieder der Justice League gegeneinander an.


Ein echtes Ausrufezeichen setzt „Die Frau der Zukunft“ (1982). Die Story dreht sich um ein neues Mitglied in den Reihen der bekannten Justice-League-Recken. Verantwortlich für die kurzweilige und spannende Geschichte ist niemand Geringeres als Grant Morrison, der nebenbei auch noch philosophische Themen wie etwa die Frage nach dem freien Willen anreißt. Zeichnerisch setzt Howard Porter das hervorragend und sehr dynamisch um. Einzig das neue Design von Superman vermag nicht zu überzeugen. Gleich sechs Illustratoren setzen danach „Traumteam“ (2001) von Mark Waid um, was qualitativ ausgezeichnet, wenngleich nicht ganz einheitlich gelingt. Auch wenn der Plot nicht ganz stringent ist, gefällt doch vor allem der wiederkehrende Comic Relief, den Plastic Man mit einbringt, und der für zahlreiche Lacher sorgt.


Wer die optisch ansprechende, inhaltlich aber etwas verwirrende, puzzleartige und leider über weite Strecken langweilige Story „Gestern, heute, morgen“ (2006) von Brad Melzer überstanden hat, stößt mit dem Zweiteiler „Das Geheimnis von Cheetah“ aus dem Jahr 2012 auf den Höhepunkt der Anthologie. Hier hat die Zusammenarbeit der Superstars Geoff Johns und Tony S. Daniel wirklich Früchte getragen. Johns kreiert einen rasanten Plot, der auch psychologische Tiefe bietet und von scheinbar bekannten Charaktere neue Seiten offenbart. Daniel schafft dazu durchweg hervorragende, manchmal sogar berauschende Bilder, in denen er vor allem die Heldenfiguren plastisch einfängt und immer wieder toll komponierte, kinoreife Aufnahmen zeigt.


Fazit:

 

„Justice League: Anthologie“ zeigt die historischen Entwicklungen der Gerechtigkeitsliga dank der Story-Auswahl und des umfangreichen Bonusmaterials mit Texten und Bildern nicht nur sehr gut auf. Der Band enthält – vor allem mit „Die Frau der Zukunft“ und „Das Geheimnis von Cheetah“ – zudem sowohl inhaltlich als auch optisch einige wirklich starke Geschichten. Darüber hinaus haben selbst die älteren Werke trotz kleinerer Schwächen Lesern noch Einiges zu bieten. Somit ist die Lektüre nicht nur zu Einstimmung auf den Film „Justice League“ empfehlenswert.


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Comic

Justice Leagie Anthologie

Autoren: Gardner Fox, E. Nelson Bridwell, Geoff Johns u. v. a.

Zeichner: Mike Sekowsky, Dick Dillin, Tony S. Daniel u. v. a.

Panini, Oktober 2017

Hardcover, 436 Seiten

 

ISBN-10: 3741605042

ISBN-13: 978-3741605048

 

Erhältlich bei: Amazon

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426175939149fd0d9
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Erstellt: 08.11.2017, zuletzt aktualisiert: 07.04.2024 09:00, 16211