Rezension von Ingo Gatzer

Rezension:

"Der Zorn der Götter wird euch ereilen, wenn ihr dieses phantastische Abenteuer verpasst" wird dem Interessenten auf der DVD-Hülle von "Kampf der Titanen - Der Zorn der Götter" gedroht. Der so angepriesene Silberling enthält die gesamte Reihe "Wrath of the Titans" von Bluewater Comics. Für die Umsetzung konnte man den legendären Tricktechniker Ray Harryhausen als Mitwirkenden gewinnen. Dieser realisierte 1981 mit "Kampf der Titanen" seinen letzten Stop-Motion-Film. Ein Remake von Louis Leterrier kam in diesem Jahr in die Kinos.

Die Geschichte von "Kampf der Titanen - der Zorn der Götter" spielt fünf Jahre nach dem Ende des Films "Kampf der Titanen". Die Meeresnymphe Thetis entführt das Baby des Halbgottes Perseus und seiner Frau Andromeda, um sich an den dem Heros zu rächen. Der wütende Perseus macht sich zusammen mit Halbbruder Herkules zur Rettung seines Sprösslings auf. Doch dazu muss er eine Schar von furchterregenden Kreaturen besiegen. Derweil hat es Thetis´ Sohn Calibos auf Andromeda abgesehen.

Die Qualität der Zeichnungen ist durchaus ansprechend, wenngleich nicht brillant. Besonders gelungen ist dabei die Gestaltung der Monster. Zudem werden immer wieder ungewöhnliche Blickwinkel auf das Geschehen gewählt. Die eigentliche Präsentation kann allerdings weniger überzeugen. Denn die Macher haben darauf verzichtet einen richtigen (und aufwändigeren) Animationsfilm zu realisieren. Das Ganze ist vielmehr wie ein herkömmliches Comic gestaltet, wobei sich in jedem Bild nur sehr wenige Elemente bewegen ("animated comic"). Das ist bei Darstellungen von Bauten, über denen ein Vogel kreist, kein Problem. Wenn in actionlastigen Sequenzen - etwa bei Kämpfen - aber nur ein paar Einzelbilder präsentiert werden, in denen sich lediglich die Augen eines Kriegers kurz bewegen, ist das unschön und wirkt billig.

Man hat den Eindruck, dass sich die Macher nicht ganz entscheiden konnten, ob "Kampf der Titanen - Der Zorn der Götter" tragisch oder komisch werden sollte. Auf der einen Seite lässt man einen als recht tumb dargestellten Herkules seinen Halbbruder wenig heroisch und unpassend als "Spaßbremse" titulieren. Dann wieder wird Vergil zitiert, um einen dramatischen Effekt zu erzeugen. So ist das Ganze weder Fisch noch Fleisch.

Immerhin hat man bei der Auswahl der Sprecher überwiegend eine gutes Händchen bewiesen. In der Rolle des Zeus verleiht Hans Bayer dem Göttervater durch seine voluminöse Stimme eine passende Aura der Macht. Ilya Welter - bekannt als deutsche Stimme der US-Schauspielerin Annabelle Sciorra - verleiht ihrer Circe eine herrlich böse Stimme. Ihre Gesangszene ist allerdings (gewollt?) schauderhaft. Der Sound ist zwar nicht durchgängig stark, aber gerade bei einigen Kampfszenen nett. Allerdings wäre hier sicherlich mehr möglich gewesen, um die Bilder auditiv zu akzentuieren.

Wegen des recht kurzen Hauptfilms ist auf der DVD noch reichlich Platz für Extras, der auch genutzt wurde. Für Neulinge in der griechischen Götterwelt ist ein praktisches "Who is Who?" enthalten. Dazu gibt es eine Covergalerie und eine Episode der Animationsserie "Voltron", welcher man das Alter von mehr als einem Vierteljahrhundert anmerkt. Außerdem wird ein kleines Comic mitgeliefert.

Fazit:

"Kampf der Titanen - Der Zorn der Götter" wird als 53-minütige Aneinanderreihung von Comicbildern mit rudimentären Animationen zu einem Preis verkauft, zu dem der Genrefan sonst abendfüllende Animationsfilme erhält. Deshalb ist die DVD nur für eingefleischte Fans der ursprünglichen Comic-Serie empfehlenswert. Alle Anderen sollten das Risiko eingehen, dem Zorn der Götter anheim zu fallen.